Lesejahr A 2013/14
"Schlüssel und Schwert" (Fest Petrus und Paulus - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 26.06.2014 |
Vor einigen Wochen wurde der Arzt und Theologe Manfred Lütz in einer Talkrunde gefragt: „Glauben sie, dass Uli Höhnes nach seiner Haftentlassung noch eine Chance verdient?“ Er antwortete: „In der Kirchengeschichte gab es schon viel problematischere Leute als ihn, sie sind heute alle Heilige.“
Wenn wir am Fest Petrus und Paulus auf zwei der Großen in unserer Kirche schauen, dann fallen auf beide Licht und Schatten. Petrus, der seine Chef wie man heute salopp sagen würde, dreimal in die Pfanne haut. Er verleugnet Jesus, steht nicht mehr zu ihm, als er in Gefahr kommt. Und Paulus, der Christen verfolgt hat und wie wir bei Stephanus in der Apostelgeschichte lesen an dessen Tod nicht unbeteiligt war. Lügner und Anstifter zum Mord würde man sie heute nennen.
Schlüssel und Schwert sind die besonderen Auszeichnungen, die ihnen die Kirche zukommen lässt. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass jedes menschliche Leben eine Wendung nehmen kann und Gott auch aus noch so großen Unvermögen durch seine Gnade und Rettung, Heil schenken kann. Petrus und Paulus stehen dafür! Petrus werden die Schlüssel des Himmels anvertraut, weil ihm Jesus sagt: „Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein.“ Und wir sehr brauchen wir heute diese Christen mit einer Schlüsselfunktion, damit immer wieder neu Menschen den Zugang zu Gott finden, ihnen der Glaube erschlossen wird. Ein Schwert wirkt auf uns eher abstoßend, denn es steht für Gewalt, Krieg und Tod. Im Leben von Paulus soll das Schwert aber kein kriegerisches Werkzeug sein, sondern ein Symbol für die Wahrheit. Mit einem Schwert kann man etwas durchtrennen. Paulus hat seinen falschen Glauben durchtrennt und ist als Christ mit vollem Einsatz von nun an für das Reich Gottes eingetreten. Schlüssel und Schwert, Petrus und Paulus, sie bringen zwei entscheidende Weisen des Christentums zum Ausdruck, die auch heute wichtig sind. Der Glaube, der uns die Tür zu Gott aufschließt und der Glaube der eine befreiende Kraft hat.
Dabei hätte es der große Tag im Leben des Simon Petrus werden können, jener Tag, an dem er Jesus, seinen Herrn und Meister, an dessen Spuren er sich als einfacher Fischer geheftet hatte, als den "Messias", als den "Sohn des lebendigen Gottes" bekannte. Petrus wandelt noch zwischen der Sicherheit im Bekenntnis und der Angst um das eigene Leben, zwischen treuer Nachfolge und vertrauensloser Flucht. Und doch macht ihn Jesus zum „Kephas“, zum Felsen, auf den er seine Kirche baut, Petrus wird der erste Papst und stirbt für seinen Glauben an Christus als Märtyrer in Rom! An Paulus, wird der Aposteldient durch Handauflegung und Gebet weitergegeben, er wird der erste große Missionar werden. Auch er stirbt als Märtyrer in Rom. Kurz vor seinem Tod wird er an seinen Schüler Timotheus schreiben: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.“ (2 Tim 4,7)
Trotz ihrer Unterschiedlichkeit, haben beide Apostel ihren Dienst immer zum Wohl der Kirche verrichtet, zum Aufbau des Leibes Christi. Mit Petrus und Paulus dürfen auch wir uns heute fragen: „Was dient wirklich der Kirche?“ Sowohl im Kleinen, in unserer Gemeinde, aber auch im Großen, also weltweit. (pm)