Lesejahr C 2012/13

"Über den Wolken" (Christi Himmelfahrt - Lesejahr C)

Lesejahr C 2012/13 >>

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

„Über den Wolken“ ist eines meiner Lieblingslieder, und wird von Reinhard May gesungen. In diesem Lied heißt es in einer Textzeile: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. Wenn ich diesen Text auf Jesus und seiner Himmelfahrt hin auslege, bedeutet er, dass es in Gottes Sphäre eine Freiheit von Raum und Zeit gibt. In diese Freiheit kehrt Jesus zurück, aber nicht um die ganze Welt, mit all ihrer Last, hinter sich zu lassen, sondern um Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten nahe sein zu können.

Jesus sieht seine Himmelfahrt nicht unter dem Motto „Ich bin dann mal weg“, sondern vielmehr, ich steige zum Himmel auf, um für alle da zu sein. Die Freiheit, die Jesus sich nimmt, ist keine Freiheit von dieser Welt und uns Menschen. Vielmehr geht es ihm um eine dauerhafte, tiefe Liebe. Aber eben eine Liebe, die sich von den Begrenzungen des Lebens hier auf dieser Erde nicht eingrenzen lässt. Eine, die über den Tod hinausgeht und trägt, eine, die sich von unserer Schuld nicht zurückweisen lässt.

Die Himmelfahrt Jesu bedeutet, einen für alle Zeiten an der Seite zu haben. Deshalb ist dieses Geschehen auch kein Ereignis, das der Vergangenheit angehört, sondern ist eine zeitlos wichtige Botschaft für die Welt. Seine Himmelfahrt hat auch uns Menschen von heute etwas Wesentliches für unser Leben und für unseren Glauben zu sagen. Hoffnung ist uns gegeben; Freude ist uns geschenkt. Eine neue Gewissheit ist uns eröffnet, die unser Dasein auf eine ganz neue Ebene hebt. Unser Leben hat ein ewiges Ziel, ist also nicht sinnlos. Wir gehen nicht dem Tod, sondern dem Leben entgegen, in das Jesus bei seiner Auferstehung beziehungsweise Himmelfahrt eingegangen ist.

Wir dürfen unseren Lebensweg mit diesem Ziel vor Augen gehen. Die Menschen, die daran glauben, wissen sich nicht allein gelassen im Daseinskampf, sie wissen sich getragen von dem, der den Tod überwunden hat und nun eingetreten ist in das Reich des Vaters und doch bei uns bleibt und uns inmitten von Leid und Tod einen Vorgeschmack der Herrlichkeit des Himmels schenkt. Natürlich dürfen wir nicht so naiv sein, den Himmel Gottes mit dem blauen Wolkenhimmel über uns gleichzusetzen oder mit dem Sternenhimmel des Alls.

Gott lebt und existiert jenseits aller geschaffenen Wirklichkeit, und zugleich ist er uns und allen Dingen unbeschreiblich nahe. Der Himmel ist dort, wo Gott ist und wir mit ihm für immer selig sein werden. Der Himmel ist um uns herum, denn Gott hat uns nicht verlassen, er ist uns ganz nahe, näher als wir glauben.  Liebe Gläubige! Im heutigen Evangelium hat mich noch ein zweites Ereignis angesprochen und berührt. Die Jünger, die Jesus auf seinem letzten Gang zum Ölberg begleiten, hören die Stimme der Engel: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor“? Offensichtlich ist das nicht die erste Berufung der Apostel Christi. Sie sollen vielmehr hinaus in die ganze Welt ziehen und das Evangelium allen Geschöpfen verkünden.

Die Himmelfahrt des Herrn ist der Beginn seiner Herrschaft und der Beginn der Aussendung der Jünger in die Welt. So trägt Jesus auch uns auf, hier auf Erden in Wort und Tat Zeugnis zu geben für den liebenden Gott. Wir Christen leben der Welt zwar liebend zugewandt, aber wissend, dass sie nicht endgültiges Ziel ist, sondern dass Gott ein unendlich Größeres bereithält. Der Himmel liegt nicht über uns, sondern vor uns, als Aufgabe, als Möglichkeit hier in dieser Welt. Deshalb wird auch unser Leben hier auf Erden durch die Himmelfahrt Jesu nicht unwichtig oder nebensächlich. Ganz im Gegenteil. Hier sollen und müssen wir uns bewähren, hier nimmt das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben, bereits seinen Anfang.

Wir sollen auf dieser Erde so leben, dass wir würdig werden, das Reich Gottes zu erben. Es kommt auf den Glauben an und auf die Taten der Liebe, die wir vollbringen.  Liebe Mitchristen! Seien wir doch einmal ehrlich zu uns selbst und gestehen uns ein, dass diese Erde, trotz all ihrer Schönheit, uns nicht wirklich erfüllen kann. Wir leben hier nur zeitlich begrenzt. Unsere wahre Heimat ist im Himmel. Der Blick des Herzens muss deshalb auf die bleibende Gegenwart des Auf- erstandenen gerichtet sein. Das gilt auch dann, wenn unser Leben manchmal so traurig und trostlos verläuft. Da gilt es auszuharren im Glauben und all unsere Not und Fragen im Gebet hinzulegen vor Gott. Unsere Tränen werden einmal für immer abgewischt werden im Reich der Liebe und des Friedens.

Wir gehen auf das wahre Leben bei Gott zu. Seien wir überzeugt: Es wird uns an Nichts von all dem fehlen, was wir im tiefsten Herzen ersehnen. Denn Gott ist das Leben in Fülle. Er wird unser Herz, nach unserer eigenen Himmelfahrt, mit seiner Liebe und seinem Frieden erfüllen. Und diese Seligkeit wird kein Ende mehr haben. (dm)

Letzte Änderung: 11.05.2013 um 18:34


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