Lesejahr B 2011/12

"Und du Kind wirst Prophet des Höchsten heißen" - (Hochfest Johannes des Täufers - 24. Juni)

Geschrieben von (pm) am 19.06.2012
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Der sog. Johannistag, den wir jährlich am 24. Juni feiern, hat sich tief in unser Brauchtum eingefügt. Vieles war mir selbst gar nicht mehr so bewusst und ich fand es umso erstaunlicher, woher die verschiedenen Bräuche am Hochfest der Geburt Johannes des Täufers kommen.

Die Schwärme der Johanneskäfer oder auch Glühwürmchen genannt, die ihre Leuchtkraft in diesen Tagen besonders stark entfalten können.

Die Johanni-Nüsse, eigentlich grüne und noch unreife Walnüsse, die man in diesen Tagen ernten und lagern soll.

Das Johanneskraut, das um dieses Fest herum in schönster Blüte steht.

Die Johannesbeeren, deren Früchte nun langsam geerntet werden können.

Und vieles mehr, das die ungeheure Popularität Johannes des Täufers besonders im Mittelalter widerspiegelt. Gerade die Namen „Johannes”, „Hans” oder „Jean” waren damals wie heute sehr beliebt.

Dabei ist dieser Johannes, so könnte man es vielleicht salopp formulieren, kein angenehmer, sondern einer, der den Mund aufgemacht hat und unbequem wird. Bereits als seine Eltern sich um einen Namen bemühen, wird klar, die Hand Gottes ruht auf ihm. Und dieser Name Johannes, den er dann erhält, heißt auch Hebräisch: Gott ist gnädig. Das soll von nun an auch sein Lebensmotto werden. Gnädig war Gott bereits, als er dem eigentlich schon in die Jahre gekommenen Ehepaar Elisabeth und Zacharias noch einen Sohn schenkt. Im Judentum galt nämlich damals Kinderlosigkeit als eine Schande und Strafe Gottes. Zacharias dürfte deshalb wohl dieser frohen Botschaft des Engels auch nichts abgewinnen können, er hatte sich mit der Kinderlosigkeit abgefunden. 

Doch weil er Gott nach einer Ankündigung durch einen Engel immer noch nicht glaubt, wir er mit Stummheit geschlagen, bis zu dem Tag, an dem der Name seines Sohne es offenbart: Gott ist auch dir gnädig gewesen, weil du ihm vertraust und an ihn geglaubt hast. Und nun sprudelt es regelrecht aus Zacharias heraus, er macht seinem frohen Herzen Luft und beginnt einen Lobpreis auf Gott anzustimmen, den ich als Pfarrer jeden Tag in meinem Stundengebet bete. Er lautet an einer Stelle: „Und du Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden.“

Das wird der Auftrag von Johannes sein und er wird ihn etwa dreißig Jahre später vorbildlich ausführen. Wortgewaltig als Prediger am Jordan, wo er Menschen zur Umkehr ruft und wo sie mit Wasser tauft, als Zeichen ihrer Umkehr. Was Johannes dort sagt, ist nicht nur dahingesagt, seine Worte haben Gewicht. Sie sind eine Kampfansage an all jene, die Gottes Gebote aus den Augen verloren haben. Johannes machte den Mund auch gegen den König auf, er schwieg nicht zu dessen Eheleben mit der Frau seines Bruders. Er mischte sich ein, weil es ihm um die Wahrheit und die Gerechtigkeit Gottes geht. Doch beide hören solche Worte nicht gerne und der König hat Angst gegen ihn in aller Öffentlichkeit vorzugehen, also bedarf es einer List, um ihn mundtot zu machen. Und diese List kostet Johannes den Täufer letztendlich seinen Kopf.

Er machte den Mund auf im Bekenntnis für den, dem er vorausging, weil er wusste dass allein dieser ihn einmal retten wird und nicht der Zeitgeist, die Mode oder die Bequemlichkeit. Johannes will auch unseren Mund öffnen, zur Verkündigung der frohen Botschaft, zum Lobpreis des Herrn und zum Bekenntnis: Gott ist auch dir gnädig, wenn du ihm vertraust und an ihn glaubst. (pm)


Letzte Änderung: 20.06.2012 um 11:38

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