Lesejahr A 2013/14
"Von körperlichen und seelischen Hungersnöten" (18. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 28.07.2014 |
Berichte über den Hunger in der Welt und die Hungersnöte in anderen Ländern sind uns Europäern so vertraut, wie der tägliche Wetterbericht und die immer wiederkehrenden Lottozahlen. Kaum eine Woche vergeht, dass wir nicht von einer humanitären Not erfahren oder sie auch anhand von Bildern sehen können. Gewisse Länder dieser Erde, etwa auf dem afrikanischen Kontinent, sind dauerhaft von Hungersnöten bedroht, durch Dürre, Überschwemmungen und Ernteausfällen ist der Hunger ein ständiger Begleiter im Leben dieser Menschen.
Viele von uns haben sich schon an solche Berichte gewöhnt, vielleicht weil wir sie gerne ein für alle Mal hinter uns lassen würden und doch merken, dass unsere finanzielle Hilfe wichtig und notwendig ist, denn sie gilt immer dem einzelnen Bruder und der einzelnen Schwester, die jetzt gerade in Not ist. Aber diese finanziell gesehenen Hilfen bleiben immer auch Tropfen auf dem heißen Stein der ganzen menschlichen Not, die wir in dieser Welt ständig erleben.
In unserem Land, in dem es ja mittlerweile eine ganz subtile Art der Hungersnot gibt, eine Art „geistiger Hungersnot“, die eher vom Überfluss herrührt als vom leeren Magen, vom seelischen „SOS“, etwa durch Komasaufen, Drogenkonsum aber auch Handy, Fernseh- oder Internetabhängigkeiten, um nur einige aktuelle Beispiele zu nennen. Unsere Supermärkte sind übervoll, aber die Hälfte der Nahrung, wie in Deutschland kaufen können, wandert wieder in den Müll, da bei uns heutzutage nicht die Nahrung produzier wird, um Menschen in erster Linie satt zu machen, sondern um sie zum Kaufen anzuregen, mit einer Überfülle von Angeboten, die wir gar nicht alle essen oder trinken können.
Mit Nahrung, Geld, Unterhaltung und dem dazugehörigen Wohlstand sind wir weitgehend gut abgespeist, aber ein ganz großer Teil der unter uns herrschenden Not bleibt immer mehr ungesättigt. Es ist der Hunger nach dem seelischen Bedürfnissen des Menschen, angefangen bei einem simplen „sich angenommen fühlen“, einer „echten erfahrenen mitmenschlichen Liebe“, der Suche nach einem tragfähigen Vorbild und vor allem dem Sinn meinem Lebens.
„Gebt ihr ihnen zu essen?“, das klingt aus dem Mund Jesu eindeutig für die Jünger, denn vor ihnen sitzt eine Menschenansammlung von tausenden Männern, Frauen und Kinder. Diese mit fünf Broten und zwei Fischen abzuspeisen, ist den Jüngern nicht möglich. Also wollen sie die Menschen noch vor dem anbrechenden Abend auffordern, in die benachbarten Dörfer zu gehen, um sich selbst zu versorgen. Diesen Satz höre ich auch oft, wenn es um die Hilfe gegen den Hunger in der Welt geht. „Die sollen sich selber helfen, wir können doch nicht alle satt machen, wir haben schon genug getan!“
„Gebt ihr ihnen zu essen?“
Was haben wir anzubieten, was sind unsere fünf Brote und zwei Fische, mit den wir natürlich nicht alle Menschen satt machen können, durch die aber Gott uns zum Segen für andere werden lassen will? „Geben ist seliger als nehmen“, können wir in der Apostelgeschichte lesen. (Apg: 20, 35) Mittlerweils gibt es sogar Studien, die belegen, dass uns das Gehirn gleich belohnt, wenn wir anderen gutes Tun, wenn wir helfen, Geld für arme Menschen geben, indem es „Glückshormone“, sog. Morphine ausschüttet, die uns glücklicher machen. Anderen zu helfen gibt mir auch das Gefühl, gebraucht zu sein und jeder kleine Liebesdienst macht das Leben anderer und auch mein Leben so lebenswerter. Darum sind diejenigen, die sich engagieren, die für andere Beten, immer auch die zufriedeneren Menschen, gegenüber jenen die sich über so viele Sorgen und Probleme zwar aufregen, selbst aber nichts tun um zu helfen.
Von Schwester Maria Basilea Schlink, die Gründerin der evangelischen Marienschwestern, stammt der Satz: „Wenn wir Jesus lieben, dann kann es uns nicht länger gleichgültig bleiben, ob andere ihn lieben oder nicht.“
„Gebt ihr ihnen zu essen?“
Verweisen wir Suchende auf Gott, weil er diesen geistigen Hunger stillen kann. Auf ihn hin sind wir geschaffen und getrennt von ihm verhungern wir geistig, selbst wenn wir Nahrung im Überfluss haben. Getrennt von Gott gibt es kein dauerhaftes und auch kein anhaltendes Glück. Darum sind wir hier zusammen gekommen, um ihn in der Kommunion empfangen zu können, um den ungestillten geistigen Hunger in unseren Herzen von ihm sättigen zu lassen. (pm)
Letzte Änderung: 29.07.2014 um 10:56
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