Lesejahr A 2013/14

"Von Wandabklopfern und Erdwühlern lernen?" (17. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 25.07.2014
Lesejahr A 2013/14 >>

Paul Claudel, der französische Dichter und Schriftsteller erzählt aus seinem Leben, wie er als 18 jähriger die Christmette in der Kirche Notre Dame in Paris besuchte, weil er sich am Weihnachtsfest langweilt. Am Abend ging er noch einmal zum Vespergottesdienst, weil ihm immer noch langweilig war, als Gott unerwartet in sein Leben eingreift. Beim Gesang des Magnifikat, so schreibt er, hatte ich „plötzlich das durchbohrende Gefühl …Gott ist, er ist da, er ist jemand, eine Person wie ich, er liebt mich, er ruft mich.“ Dieses Erlebnis bringt Paul Claudel mit dem Schatz des heutigen Evangeliums, mit der besonders wertvollen Perle, mit Gott selbst in Berührung.

Einen verborgenen Schatz zu finden, das ist immer noch der Traum vieler Menschen. Doch wer sich auf einen solchen Traum einlässt, muss damit rechnen. belächelt zu werden, als übertrieben zu gelten. Zur Zeit Jesu waren es gerade die armen Menschen, die in den Hauswänden oder auf den Feldern nach verborgenen Schätzen suchten. Man nannte sie Wandabklopfer und Erdwühler, die nach Unruhen oder Sterbefällen gerne ungehobene kleine Schätze suchten, welche verloren gegangen oder vergessen wurden. Kaufte man dann einen solchen Acker, durfte man auch den gefundenen Schatz behalten, auch wenn er einem anderen gehörte. Wer um den Wert des gefundenen Schatzes wusste, war mitunter bereit all seinen Besitz herzugeben, um diesen Schatz zu erwerben.

„Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“, hören wir Jesus an einer anderen Stelle im Evangelium sagen. (Mt, 6, 21) Und so zielt dieses Gleichnis darauf hin, mir die ernsthafte Frage zu stellen, was ich als Mensch bereit bin loszulassen, einzusetzen, zu investieren und auch herzugeben, für den kostbarsten Schatz den es gibt: Das Leben mit Gott.

Klar besteht unser Leben auch darin, sich eine Existenz aufzubauen, eine Familie zu gründen, Geld zu verdienen und in so vielem mehr. Und doch haben alle diese Schätze ein Verfallsdatum, wir müsse sie einmal loslassen, spätestens dann wenn wir in der sichtbaren Gemeinschaft mit Gott leben wollen. Das fällt dann umso schwerer, je mehr ich an meinem Besitz festhalten will, nicht loslasse. Die Schätze dieser Erde sind uns allen anvertraut, damit wir menschenwürdig leben können, sie nutzen und uns mit ihnen im Leben einrichten. Doch sie bergen auch die Gefahr der Gier, der Verschwendung und vor allem des materiellen Geizes, der uns von Gott entfernt. Und doch wird uns nur ein Schatz über die nächsten hundert Jahre hinaus bleiben, nur dieser eine Schatz gibt uns die Gewissheit: „Du hast nicht umsonst gelebt.“ Und dieser Schatz, diese kostbare Perle ist Gott selber, ist das Leben in der Gemeinschaft mit ihm.

Um in den Besitz dieses Schatzes oder dieser überaus kostbaren Perle zu kommen, so sagt uns Jesus im heutigen Gleichnis, sei bereit alles einzusetzen, wenn es sein muss anderes aufzugeben, auch wenn du deinen Besitz dafür verkaufen musst. Denn wer im Himmelreich Eingang finden will, so sagt uns das Evangelium, der muss sich auch für das Himmelreich öffnen, sich einmal dafür entscheiden und bereit sein, anderes für das Himmelreich aufzugeben.

„Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ (Mt: 22, 37) Hier liegt der Schlüssel, um den kostbaren Schatz oder die wertvolle Perle zu finden. Weil Gott allein groß genug ist, um die Sehnsucht des Menschen nach dem Vollkommenen erfüllen zu können.

Die großer Theresia von Avila hat dies verstanden und mit ihrem Lebensmotto richtig umschrieben: „Sólo Díos, basta – Allein Gott genügt.“ (pm)


Letzte Änderung: 26.07.2014 um 11:15

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