Lesejahr B 2011/12

"Wenn Menschenbilder unsere Gottesebenbürtigkeit verdunkeln!" (19. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 10.08.2012
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Erinnern Sie sich noch an Giovanni Trappatoni, den ehemaligen Trainer von Bayern München? Mit den Worten „ich habe fertig“, beendete er vor einigen Jahren eine Pressekonferenz, nachdem er seine Spieler heftig kritisiert hatte.  Sein sprachlicher Ausrutscher wurde zum Sprichwort bei Leuten, die auf humorige Weise umschreiben wollen, dass sie mit einem Menschen oder mit einer bestimmten Problemstellung nichts mehr zu tun haben wollen.

„Ich habe fertig!“ Eigentlich ein Ausdruck von Resignation, den mittlerweile viele Menschen in Europa erleben. Bankenkrisen, Rettungsschirme, Geldeinbußen, Einsparungen, Kürzungen und so vieles mehr, was unsicher macht und resignieren lässt. „Ich habe fertig, aus, vorbei, Schluss.“ Und niemand braucht sich dafür zu schämen, wenn er selbst einmal an einem solchen Punkt angelangt ist.

In der Lesung aus dem ersten Buch der Könige geht es dem Propheten Elia ja nicht anders. Er hatte den Auftrag Gottes erfüllt und indem er den Götzenkult der Baalspriester beseitigte wurde er von deren Königin Isebel mit dem Tod bedroht. So flüchtete er eine Tagereise weit in die Wüste, verkroch sich im Schatten eines Ginsterstrauchs und seufzte hoffnungslos: „Nun ist es genug, Herr, nimm mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Väter.“ Interessant, wie Gott mit seinem Propheten in dieser Lage umgeht. Er schickt ihm einen Engel, der ihn aufmuntern soll und ihm Nahrung gibt, damit er wieder Kraft und Mut findet auf seinem schweren Lebensweg. Auf den Berg Horeb schickt ihn der Engel, auf den Berg, auf dem Mose die Zehn Gebote empfing und auf dem Gott den Bund mit seinem Volk schloss.

In dieser Erzählung vom müden Propheten Elia steckt auch für uns eine Kraftquelle aus der heute viel zu wenig geschöpft wird und gegenüber der viele Christen müde geworden sind. Es sind die Gebote Gottes, die menschliches Leben erst lebenswert machen. Gerade das Christentum hat dazu beigetragen, dass kranke Menschen nicht länger aus unserer Gesellschaft ausgesondert werden und dass ihre Pflege als ein Werk der Barmherzigkeit verstanden wird. Gegen ein Menschenbild, das behinderte Menschen als nicht vollwertige Menschen betrachtet. Eine Gesellschaft wie unsere, die ein solides Sozialsystem hat und einen nie dagewesen Wohlstand, wird zu einer unmenschlichen Gesellschaft, wenn sie zulässt, dass Menschen mit Behinderung schon im Mutterleib als unwertes Leben verhindern werden.

Wenn Bluttests zur Feststellung des Down-Sydroms dann einen Anspruch oder ein Recht in den Raum stellen, auf einen Verdacht hin ein behindertes Kind wie bei einer Rasterfahndung abtreiben und damit töten zu lassen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Abtreibung zu einer Diskussion geworden ist, die nicht mehr vom werdenden Kind her argumentiert wird, also vom Gott geschenkten Leben, sondern nur noch von den Umständen. Was werden all jene Gott später einmal erzählen: „Diesen Menschen haben wir nicht gewollt, der wäre uns lästig geworden, eine Belastung, eine finanzielle Belastung?“ Und was wird Gott ihnen antworten: „Kein Problem?“

Ein Weg zum Wunschkind, schrieb eine Wissenschaftlerin vor einigen Tagen, macht Kinder mit einer geistigen Behinderung unerwünscht. Ich bin fest davon überzeugt, so wie es Erzbischof Zollitsch ausdrückte, dass jeder Mensch ein „Liebesgedanke Gottes“ ist und erst wenn wir wieder eine Kultur schaffen, in der jeder Liebesgedanke leben darf, wird es auch in Deutschland Berg auf gehen. So wie es und Jesus durch das Halten der Gebote im Matthäusevangelium (Math. 19, 17) sagt: „Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote!“ (pm)


Letzte Änderung: 11.08.2012 um 12:33

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