Lesejahr B 2011/12

"Wie hältst Du es mit der Nachfolge?" (10. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 08.06.2012
Lesejahr B 2011/12 >>

"Was sollen denn bloß die Leute von uns denken! Du bringst uns noch alle im Dorf in Verruf, dann hält man uns für Spinner.“ Familienstreitigkeiten, Stress mit den Verwandten, Unannehmlichkeiten im Elternhaus. So, oder so ähnlich geht es auch Jesus im heutigen Evangelium. Seine Angehörigen sind der Meinung, dass er es mit seinen Heilungen, seinem Beten und seinen Predigten langsam übertreibt.

Viele Menschen haben sich in einem Haus um ihn versammelt, erbitten Heilung und Segen, so dass er nicht einmal mehr zum Essen kommt. So machen sich seine Verwandten auf den Weg, um ihn mit Gewalt nach Hause zu holen, denn sie glauben: „Er ist überdreht.“ Heute würde man wohl sagen, du übertreibst und nervt die Leute, zieh uns da nicht mit hinein, das wirft ein schlechtes Bild auf unsere Familie und deine Verwandten. Ins gleiche Horn blasen die religiösen Führer, die Schriftgelehrten, sie verteufeln Jesus, werfen ihm sogar vor, er sei von dem, was er tut, regelrecht besessen. Damals wie heute eine harte Anklage, ein Vorwand, um jemanden Mundtot zu machen. Mit dem Bösen im Bunde zu sein, vom Beelzebul besessen zu sein, mit Hilfe des Anführers der Dämonen andere Dämonen auszutreiben, das sollte vielen Angst vor ihm machen, die Leute vor ihm abschrecken.

Doch Jesus gibt weder den Verwandten, noch den Schriftgelehrten Recht, vielmehr stellt er sich ihren Anschuldigungen entgegen und nimmt einen Vergleich, um zu zeigen, dass er in göttlicher Vollmacht handelt. Er ist eben nicht der nette und liebe Jesus, der sich allem anpasst und dann so dreht und windet, dass alle zufrieden sind. Sein Ja ist ein Ja und sein Nein ein Nein, das müssen auch seine Familie und die Verwandten erkennen. Und sein Weg der Nachfolge ist konsequent und geradlinig, denn es geht Jesus darum den Willen seines himmlischen Vaters zu tun und nicht den Vorstellungen und Meinungen aller Menschen zu entsprechen.

Seine Mutter und seine Brüder lassen ihn zu sich herausrufen, er aber lässt ihnen sagen: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“ Interessant, dass er dabei niemanden Vater nennt, denn mit diesem Namen verbindet er allein seinen Vater im Himmel. Zu seinen Brüdern und Schwestern werden die Kranken, die sich heilen lassen und so zum Glauben an Gott finden, die umkehren und ihr Leben auf ihn hin neu ausrichten. Der Zöllner, der sein Unrecht einsieht und viel mehr zurückzahlt, als er müsste. Die sündige Frau, die ihm viel Liebe zeigt und bei der viele ihrer Fehler, Schwächen und Sünden so zugedeckt werden.

Auch wir sind Schwestern und Brüder Jesu in der Taufe geworden, sind hineingenommen in die große Familie Gottes, haben uns an ihn gebunden und müssen uns immer wieder die Fragen stellen: „Wie halte ich es mit der Nachfolge Christi?“ Wer sich heute ohne Vorbehalte im Glauben an Jesus Christus hält, wer sich bemüht, treu zu ihm und seiner Kirche zu leben, muss damit rechnen, dass er auch bei seinen Bekannten und Verwandten aneckt und sogar Ablehnung erfährt. Ich erlebe das immer wieder auch mit Bedauern bei jungen Männern, die sich entschließen Priester zu werden oder jungen Frauen, die ein Ordensleben beginnen wollen. Aber Gottes Reich kann erst dann in unserer Welt und im Besonderen in unserem Leben aufblühen, wenn wir Christus nachfolgen, wenn jeder für sich lernt, auf seine Stimme im Herzen zu hören.

Sicherlich dürfte Maria Angst um ihren Sohn gehabt haben und aus Sorge gekommen sein, um ihn zu bitten, mit nach Hause zu gehen. Was aber ihren Glauben betraf, erfüllte sie auf vorbildliche Art und Weise den Willen Gottes in ihrem Leben und wurde von ihm dafür überreichlich belohnt. (pm)


Letzte Änderung: 09.06.2012 um 08:12

Zurück