Lesejahr A 2013/14
"Zu wem gehörst Du?" (Fest Kreuzerhöhung 2014) |
Geschrieben von (pm) am 11.09.2014 |
„Zu wem gehörst Du?“
Vielleicht ist ihnen als Kind diese Frage schon einmal gestellt worden?
Etwa um zu erfahren, woher sie kommen oder zu welcher Familie sie gehören. Der Apostel Paulus stellt diese Frage an seine Mitchristen in der Gemeinde in Philippi? Durch die Taufe sind sie einen neuen Bund mit Jesus Christus eingegangen und tragen von nun an seinen Namen, sie nennen sich Christen. Doch viele von ihnen leben nicht als Christen und bringen so die ganze Gemeinde in Verruf. Paulus redet ihnen und auch uns ins Gewissen: „Vergesst nicht, Jesus Christus, ist unser Herr!“
Heute am Fest Kreuzerhöhung, denken viele vielleicht zunächst an ein Folterinstrument, wenn sie ein Kreuz sehen. Mit dem Kreuz verbinden wir in der Regel auch den Tod und die Vernichtung Jesu, seine Ablehnung und sein menschliches Leid.
In Lourdes begegnet man unglaublich vielen Menschen, die ein schweres Kreuz zu tragen haben. Zu Hunderten werden sie zur Erscheinungsgrotte gefahren, um Segen und Heilung zu erbitten, werden bei den Prozessionen mitgefahren, um Kraft von Oben zu erflehen. Menschen, sie durch ihr Leid und ihre Krankheiten uns gesunde Menschen herausfordern, ja provozieren können. Denn sie brauchen unseren liebevollen Umgang und unsere Pflege, unsere Hilfe und menschliche Wärme und gerade das konnte man in Lourdes an jeder Ecke sehen und erleben Hier wurde christlicher Glaube sichtbar gelebt, in der Zuwendung zu den kranken und leidenden Mitmenschen. In der praktizierten Nächstenliebe, die aus der Liebe zu Gott schöpft und Andere unserer Glaubensquelle, also Jesus Christus, wieder zuführt.
Immer wieder mussten Christen, für die Art und Weise wie sie den leidenden Gottessohn am erhöhten Kreuz verehrten, Hohn und Spott ernten. Und doch ging diese Liebe zum gekreuzigten Herrn auch so weit, dass ein kleiner Splitter vom Kreuzbalken Jesu ausreichte, um viele Gläubige anzuziehen, die dann weite Pilgerwege auf sich nahmen.
Reliquie nennt man so einen Splitter vom Kreuz Jesu, zu Deutsch: „Zurückgelassenes, Überbleibsel“. Manche mögen über diese Bräuche heute die Stirn runzeln und doch kennen wir diese Bräuche ebenso in unserer säkularen Welt. Etwa die Uhr des Vaters oder die Kette der Mutter, Reliquien, die uns an geliebte Menschen erinnern, die verstorben sind. Man verbindet damit eine Beziehung zu der entsprechenden Person, will ihr nahe sein.
In der katholischen Kirche ist dies eigentlich nicht anders, da schon die ersten Christen Gegenstände von Jesus, Maria, Josef, den Aposteln und den ersten christlichen Märtyrern sammelten. Ein biblischer Beleg für eine Reliquie finden wir in der Apostelgeschichte, wo die Gläubigen den Apostel Paulus mit Tüchern berühren und diese dann bei sich tragen. Dort heißt es: „Auch ungewöhnliche Wunder tat Gott durch die Hand des Paulus. Sogar seine Schweiß- und Taschentücher nahm man ihm vom Körper weg und legte sie den Kranken auf; da wichen die Krankheiten und die bösen Geister fuhren aus.“ (Apg. 19, 11-12).
„Zu wem gehörst Du?“
„Eine Religion … die den Menschen nichts zu sagen hat, wenn sie im Leid sind, hat ihnen überhaupt nichts zu sagen.“ (Josef Ratzinger)
Unser Glaube bleibt nicht beim Kreuz stehen, sondern mutet uns das Kreuz zu, damit wir auf den schauen können, von dem alles Heil und aller Segen kommt. Das Göttliche in mir trägt mich durch alle menschlichen Dunkelheiten. Und wer selbst schon einmal ein schweres Kreuz zu tragen hatte, der kann oft viel besser mit anderen kranken und leidenden Menschen mitfühlen, sich ihrer liebevoll erbarmen. Hier erhält das Wort Liebe eine andere Bedeutung.
Nicht das eigene haben Wollen, Genießen, Besitzen, Beherrschen wollen steht im Vordergrund, sondern das sich für andere hingeben, andere glücklich machen wollen, das sich an sie verschenken. Alle Menschen wollen heute ernsthaft geliebt werden, bedingungslos. Doch wer will damit Anfangen andere zuerst ernsthaft zu lieben und das noch bedingungslos?
Vielleicht verstehen wir so das Fest Kreuzerhöhung ein wenig besser. Der Herr verschenkt sich am Kreuz für uns, aus Liebe zu mir und zu dir, er öffnet uns so den Weg neu zum Himmelreich, zum vollkommenen Glück bei Gott. Und wir sind gerufen es ihm nachzumachen, indem wir für andere Menschen zum Segen werden und so mithelfen, dass sein Reich schon in dieser Welt beginnt aufleuchten. (pm)
Letzte Änderung: 12.09.2014 um 09:04
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