Lesejahr B 2011/12

Auf wessen Stimme hörst Du? (4. Ostersonntag - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 24.04.2012
Lesejahr B 2011/12 >>

Bei einem Besuch in Palästina erzählte ein Pilger, dass er an einer Wasserstelle auf drei Hirten traf, die ihre Herden quer durcheinander zum Tränken abgestellt hatten. Und er fragte sich: „Wie können sie die einzelnen Schafe wieder ihrer Herde zuführen?“ Als die Tiere sich sattgetrunken hatten, nahm der eine Hirte seinen Stab und rief „men - ah!" zu Deutsch, „folgt mir!“ Und sogleich schlossen sich ihm alle Schafe aus seiner Herde an. Der Pilger fragte den Hirten: "Würden deine Schafe auch mir folgen?"  Der Mann schüttelte den Kopf und sagte: "Versuch es!"  Er dufte den Mantel des Hirten anziehen, band sich einen Turban um, griff den Hirtenstab und rief "men - ah!", aber kein Tier folgte ihm.  "Nur wenn ein Tier krank ist", lächelte der Hirte, "dann folgt es dem Nächstbesten."

„Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“

Eine Aussage Jesu im heutigen Evangelium, die so vielleicht besser verständlich wird. Infolge dieses Evangeliums habe ich oft den Satz gehört: „So was kann man doch heute nicht mehr sagen, die Gläubigen sind doch keine dummen Schafe, die alles machen, was die Pfarrer sagen.“ Wer dieses Evangelium so versteht, der hat Jesus Christus nicht wirklich verstanden. Er nimmt einen Beruf seiner Zeit um die Liebe und die Beziehung Gottes zu den Menschen anschaulicher darstellen zu können. Der Hirte steht nicht für einen machtausübenden Übervater, der seine Herde klein und dumm halten will, um seinen Willen an ihnen durchzuführen. Er ist der gute Hirte, der sein Leben für uns hingegeben hat, weil er liebt und wir so über dieses irdische Leben hinaus  leben werden, das ist die frohe Botschaft von Ostern. Und er sagt uns also ganz unverblümt, dass alle, die es mit Glaube und Kirche ernst meinen, dies nur dann können, wenn sie zuerst auf seine Stimme hören. Seine Stimme ist das Wort Gottes, das uns heute, wie jeden Sonntag, verkündet wird, damit wir es hören und nicht übergehen. Und nicht meinen, es reicht heute schon aus, wenn ich ein guter Mensch bin, auch wenn ich kein Wort von oder über Jesus Christus weiß oder er keine Bedeutung für mich hat. Der Glaube an Gott beginnt damit, dass ich ihn kennen und lieben lerne. 

„Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“

Das drückt eine Beziehung aus, die aus dem gelebten Glauben, aus dem Gebet, dem Besuch der Messe und so vielem mehr, was uns Gott näher bringt, kommt. Doch dieses persönliche Vertrauen zu Jesus Christus, als dem guten Hirten meines Lebens, muss auch wachsen dürfen. Es braucht Zeit und auch Bemühen, wie jeder Sport und jedes Hobby oder jede Arbeit. Wollen wir uns heute noch diese Mühe machen, um sein Wort besser zu verstehen, etwa die Stimme Jesu in der Bibel und als seine Kirche mit Vertrauen auf sein Wort hin zu leben? Oder folgen wir lieber einem Trend, der sich, wenn überhaupt noch, das aus der Religion herausnimmt, was angenehm ist und auf mein Leben passt und das andere ignoriert oder als von gestern ablehnt? Dann werden wir vielleicht unsere Gefühle kurzfristig befriedigen können, aber nicht Gott näher kommen, geschweige denn ihn besser kennen lernen. Auf den guten Hirten zu hören und seiner Stimme zu folgen, heißt auf ein Ideal setzen, das nie vergeht, ein Ideal, das alles übertrifft. Auf Gott und seine Liebe, die mir gilt und mein Leben erfüllt, weil er mich kennt! (pm)


Letzte Änderung: 27.04.2012 um 08:22

Zurück