Lesejahr C 2012/13
Augustinus: "Liebe und dann tue was du willst" (5. Ostersonntag - Lesejahr C) |
Mit Geboten haben wir Deutsche es scheinbar nicht so sehr, vielen von uns kommen sie eher wie Verbote und Einschränkungen vor. Und doch wissen wir, dass ohne gebotene Regeln, wir unser Auto wohl nicht mehr sicher auf der Straße fahren könnten. Würde jeder tun was er wollte, würde unsere Lebensqualität mitunter ganz schön leiden. Wir wären der Willkür anderer ausgesetzt und umgekehrt, es würden sich wohl die Stärksten durchsetzen und zur Regel für andere werden. Nun ist es aber gerade in unserem Land so, dass scheinbar alles geregelt ist, sogar die Regel hat noch eine Regel in Deutschland und vielleicht kommt hier der oft Leuten anzumerkende Unmut her, denn damit ist auch eine Belastung, eine Einengung und vor allem ein Vertrauensverlust verbunden.
Wer von uns will nicht auch frei entscheiden können, eigene Vorstellungen leben und umsetzen, doch wenn alles schon geregelt ist, wird das manchmal auch schwer. So ist auch das Gebot Jesu an uns als Christen richtig zu verstehen, es soll uns gerade nicht einengen, sondern frei werden lassen. „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“
Liebe setzt aber Vertrauen voraus, das weiß jeder der schon einmal versucht hat einem anderen seine liebevolle Zuneigung kundzutun, aber enttäuscht oder verletzt wurde. Darum ist das Gebot der Liebe zu Gott und dem Bruder und der Schwester, von dem Jesus spricht, immer auch ein neues Gebot, denn es muss täglich von uns neu eingeübt werden. Dabei sollten wir nicht auf jene schauen, die es aufgegeben haben, anderen ihre Liebe zu zeigen, vielleicht weil sie vom Leben oder vom Mitmenschen enttäuscht wurden. Nein, wir dürfen, wenn wir lieben wollen, auf Jesus Christus schauen, auf sein Vorbild, auf sein Leben und so lernen zu lieben wie Jesus geliebt hat. Das fällt mir dann leichter, wenn ich mir immer wieder vor Augen halte, dass jeder Mensch, ob ich ihn mag oder nicht, nach dem Bilde und Gleichnis Gottes geschaffen wurde. Und dass er als Mensch, was ihn übrigens von jedem Tier unterscheidet, eine Würde hat, die Gott ihm geschenkt hat, weil Gott ihn liebt.
Wir reduzieren unsere Mitmenschen oft auf ihre guten oder bösen Taten, ob sie uns wohlgesonnen sind oder nicht, aber mit Liebe hat das wenig zu tun. Ja, wir dürfen uns gerade in diesen schwierigen Situationen, wenn es uns schwer fällt einen anderen Menschen anzunehmen wir er ist, ihm unsere Zuneigung und Liebe zu zeigen, fragen: „Muss ich ihn deshalb hassen?“ Muss ich ihm ein böses Wort sagen oder habe ich noch die Freiheit in mir, ihm zu verzeihen, ihm zu vergeben? „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt.“ Heute sagen viele: „Na, ja, wer kann das denn schon und außerdem sollen die anderen erst einmal beginnen.“ Natürlich auch wir sind mit unseren Kräften oft schwach und begrenzt und in uns gibt es immer wieder auch Widerstand gegen die Liebe: den Trotz und die Vergeltung.
Aber wer von uns nimmt in solchen Momenten die Hilfe Gottes in Anspruch und betet: „Gott, hilf mir den oder die besser lieben zu können, ihn oder sie annehmen zu können!“ Wenn wir mit Christus verbunden sind, dann kann er beginnen durch uns zu lieben. Und ich glaube, dass dies heute der Auslöser für so viel Lieblosigkeit und Herzenskälte ist: lieben zu wollen ohne Gottes Hilfe. Ziehen wie der Liebe zu Christus nichts vor, damit er durch uns und in uns lieben kann und uns heilen darf von all jenen Verwundungen, die uns daran hindern zu lieben, wie er uns geliebt hat. (pm)
Letzte Änderung: 27.04.2013 um 08:50
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