Lesejahr C 2012/13

"Ausdauer und Vertrauen" (29. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

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„Da hilft nur noch beten!“

So sagt eine Bekannte von mir immer dann, wenn sie vor einem Problem stand, von dem sie glaubte, es nicht alleine bewältigen zu können. Und vielleicht waren sie auch schon einmal in einer solchen scheinbar ausweglosen Situation, in der sie sagten: „Da hilft nur noch beten.“

Der Witwe im eben gehörten Evangelium ging es nicht anders. Immer wieder sucht sie einen für seine Rücksichtslosigkeit bekannten Richter auf und trägt ihm ihren Fall vor, ohne Erfolg. Hilflos und Wehrlos setzt sie aber ihre stärkste Waffe ein: die Beharrlichkeit und die Ausdauer. Sicherlich haben die Freunde und Bekannte ihr geraten damit aufzuhören, weil es bei diesem Richter eh keinen Sinn macht, auf sein Recht zu bestehen. Aber sie lässt einfach nicht locker und will sich nicht abwimmeln lassen. Das wirkt mitunter peinlich, wenn jemand immer wieder auftaucht und sein gleiches Anliegen sagt: „Verschaff mir Recht gegen meinen Feind.“ Und dann geschieht das, womit wohl keiner mehr (außer ihr) gerechnet hat, der Richter gibt nach und verhilft der Witwe tatsächlich zu ihrem Recht. Das Durchhaltevermögen der alten Dame wird am Ende belohnt.

Liebe Gemeinde, es handelt sich hier um eine belehrende Erzählung Jesu, eine Parabel, die so nie stattgefunden hat, die uns aber helfen will, unser Gottesbild richtig einzuordnen. Ist Gott in meinem Leben ein Zuschauer, lasse ich ihn einen Akteur sein oder ist er der Regisseur meines Lebens? Ist er ein Ausprobiergott, ein Funktioniergott, ein Automatengott oder etwa ein Hilfegott für den Augenblick?  So nach dem Motto: „Herr, schenke mir ein wenig Geduld, aber plötzlich!“

Oder ist er mein Freund in Jesus Christus geworden, ein treuer Begleiter auf meinem Lebensweg, dessen Freundschaft ich ernst nehme und wenn ich bete, ihm das nötige Vertrauen entgegen bringe, dass er mit hilft, dass er mir immer hilft.

Anhand dieser Lehrerzählung dürfen wir nämlich ganz fest glauben, dass Gott niemals zögert, wenn ich zu ihm bete, sondern immer am Werk ist und ich das umso besser erkenne, je mehr ich mich ihm anvertraue. Er aber eben nicht alles tut, was ich will, sondern wie wir immer wieder im Vater Unser beten: „Dein Wille geschehe, an mir.“ Gott kennt meine Anliegen bereits, noch bevor ich den Mund öffne, um es ihm zu sagen, mein Schöpfer weiß um mich, weil er meine Gebrauchsanweisung geschrieben hat. Und er kennt auch um meine Herzensgesinnung, meine Entschlossenheit seinen Willen anzuerkennen oder gleich wieder aufzugeben, wenn es nicht so läuft wie ich es gerne hätte.

Viele werden schnell müde im Gebetsleben, glauben wie bei diesem Richter, Gott bin ich gleichgültig, er ist mir gegenüber ungerecht. Doch Jesus stellt uns in der Lehrerzählung dem ungerechten Richter dem gerechten Gott gegenüber. Und er sagt uns, wenn dieser ungerechte Richter schon der Frau zu ihrem Recht verholfen hat, weil sie so beharrlich war und nicht aufgab, wie viel mehr dann Gott bei dir. Aber viele wollen oft schnell, sofort, wollen nicht warten bis die Beziehung im Gebet wächst, so dass ich von einem oberflächlichen Bitten zu einem vertrauensvollen Beten heranreife.

Wir haben nur ein einziges Leben und mit jedem Gebet geben wir dieses Leben ein Stück mehr in die sorgenden Hände Gottes. Und wenn dann unser Beten und Arbeiten zu einer Einheit wird, dann kann´s losgehen, dann begreife ich immer mehr, dass ich bei Gott immer die Hauptperson bin. Denn es macht für Gott einen Unterschied ob ich irgendwelche Gebete spreche oder ob ich sage: „Ich traue dir und ich vertraue dir, hilf mir doch bitte!“ (pm)

Letzte Änderung: 19.10.2013 um 12:18


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