Lesejahr B 2011/12

„Was soll das für eine Freiheit sein, die sogar Gotteslästerung absegnet“ (Eine Predigt aus aktuellem Anlass)

Geschrieben von (pm) am 19.09.2012
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"Was soll das für eine Freiheit sein, die sogar Gotteslästerung absegnet?“

Unter diesem Thema hat der muslimische Glaube in den letzten Tagen wieder einen bedeutenden Platz in unseren Medien eingenommen. Der Ablauf ist immer der Gleiche: Ein Bild oder ein Video wird bei uns gezeigt und löst in der islamisch geprägten Welt Massenproteste und Ausschreitungen aus. Diesmal mussten ein Botschafter und seine Mitarbeiter in Syrien dafür sterben. Hier bei uns ist die Reaktion eine ganz andere. Wir sind es gewohnt, dass über unseren Gott, den christlichen Glauben und die Kirche Witze gemacht werden, die wie selbstverständlich auch religiöse Gefühle verletzen. Doch in der muslimischen Welt zeigt sich uns eine andere Reaktion, da können einzelne Journalisten und Politiker nicht mehr mit dem Toleranzbegriff so etwas rechtfertigen, sonst müssen sie um ihr Leben bangen.

Hätte man da nicht besser einen Schmähfilm gegen das Christentum gemacht, dann würde wohl heute keiner mehr groß davon sprechen, nur von auszuhaltender Toleranz? Interessant finde ich, dass jetzt urplötzlich aus dieser immer wieder geforderten Toleranz ein Verbot solcher Schmähvideos werden soll, weil die Angst umgeht. Bundesaußenminister Westerwelle sagte zu diesem Thema vor einigen Tagen: „Jeder sollte respektvoll mit den Andersdenkenden und auch den Andersgläubigen umgehen. Wir sind dazu aufgerufen, dass wir religiöse Pluralität schützen, dass wir sie respektieren und nicht umsonst ist es auch strafbar, mit Schmähungen von anderen Religionen, den öffentlichen Frieden zu stören.“

Noch vor einigen Wochen wurde auf der Kassler Karikaturen Ausstellung vor dem Eingang ein überdimensional großes Werbeplakat aufgehängt auf dem Jesus am Kreuz zu sehen war. Zu lesen war auf dem Plakat eine Stimme, die in der Person Gott Vater, aus dem Himmel, seinem Sohn Jesus, der am Kreuz hing zurief: „Ej … du … ich habe deine Mutter …“ Das letzte Wort lasse ich jetzt bewusst aus, ich finde es zu verletzend, um es hier zu nennen, ich kann sie nur ermutigen diesen Skandal einmal selber nachzulesen. Es ging also um die Jungfrauengeburt Mariens, die damit ins lächerliche gezogen werden sollte. Nach Protesten von Gläubigen und Bischöfen wurde das Plakat erst abgehängt, nachdem der Künstler mit rechtlichen Schritten rechnen musste. Ein Protest von Politikern und auch ein wünschenswerter Kommentar der Presse ist mir bis heute leider nicht bekannt.

All das erinnert mich an die Ausgangsfrage, die wütende Muslime in den letzten Tagen an unsere westliche Welt gerichtet haben: „Was soll das für eine Freiheit sein, die sogar Gotteslästerung absegnet“. Gerade in einem Land wie Deutschland, in dem die Präambel der Verfassung lautet: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen.“ Was ist aus dieser Verantwortung gegenüber Gott geworden? Ich habe manchmal den Eindruck, dass es Provokateuren und Hetzern Freude macht, unsere religiöse Gefühle im Namen der Kunst oder Meinungsfreiheit zu verletzen, weil sie wissen, dass sie sich dafür noch nicht einmal entschuldigen müssen.

Mutig finde ich angesichts dieser Spannungen, die Reise des Papstes in den Libanon, wo er zum Frieden und Dialog der Verständigung aufrief. Der Friedensnobelpreisträger Präsident Obama hat geleichzeitig seine Kriegsflotte im Pazifik verstärkt, als Reaktion auf die wütenden Proteste. Bundesinnenminister Friedrich hat es in der ganzen Debatte auf den Punkt gebracht, indem er sagte: „Ich fordere mehr Respekt auch vor religiösen Gefühlen von Menschen.“ Viele Menschen, auch in Deutschland, schöpfen aus ihrem Glauben Kraft und fühlen sich durch solche Provokationen natürlich beleidigt. Wir Katholiken reagieren zum Glück nicht mit Gewalt auf solche Provokationen, aber um ein dauerhaftes Nebeneinander von Religionen im Frieden zu ermöglichen, braucht es in unserem Land eine Toleranz, die den Glauben achtet und schützt und vor allem die Gläubigen nicht so öffentlich verhöhnen darf. (pm)


Letzte Änderung: 27.09.2012 um 19:53

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