Lesejahr C 2009/10
Berufungen erbitten (14. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Wenn einem Pfarrer mitgeteilt wird, dass er eine weitere Pfarrei bald schon seelsorglich mit betreuen darf, wird ihn das sicherlich nicht gerade in Freudenstürme ausbrechen lassen, aber notwendig ist es, um den Herausforderungen der Zeit auch in unserer Kirche entgegenzutreten. „Wenn der Herr dich für diese Aufgabe ruft, dann hält er dich auch dafür für fähig.“ Das hört sich gut an, kann aber in der gelebten Realität mitunter ganz anders aussehen. „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter!“ Zur Zeit Jesu waren die Bedingungen nicht viel besser als wir sie heute erleben, auch damals herrschte Priestermangel. Und doch sendet der Herr 72 seiner Jünger in die umliegenden Städte und Ortschaften, um die Menschen mit dem Evangelium zu konfrontieren, um neue und überzeugte Christen zu gewinnen. Er gibt den Ausgesandten die Vollmacht, die Kranken zu heilen und in seinem Namen vom Reich Gottes zu erzählen. „Geht“ sagt er zu ihnen, „ohne finanzielle oder materielle Absicherung, geht, im Vertrauen, dass ich bei euch bin und für euch sorge.“ Eine Kirche ohne große finanzielle und materillen Absicherungen, könnten wir uns das heute noch vorstellen?
Dass die Jünger unterwegs niemanden grüßen sollen, ist keine Aufforderung unfreundlich zu sein, sondern der Hinweis wie wichtig es jetzt ist, zuallererst diesen göttlichen Auftrag auszuführen. Es geht dem Herrn darum, dass sich die Jünger ganz auf die Verkündigung des Evangeliums konzentrieren und nicht unterwegs einen netten Plausch halten, sich aufhalten lassen und so ihren eigentlichen Auftrag aus den Augen verlieren. Eine Gefahr, die auch bei mir und meinen Mitbrüdern heute weit verbreitet ist. Wir kennen das ja aus unserem Alltag: Da will ich etwas erledigen, treffe den oder die, unterhalte mich und zum Schluss, habe ich alles Mögliche gemacht, nur nicht das, was ich wollte. Und darum wird eine ganz entscheidende und heilsame Frage in der Zukunft sein: „Was ist unser erster und wichtigster Auftrag in der Kirche, den wir von Christus erhalten haben?“ In unserer Volkskirche der letzten Jahrzehnte war vieles möglich, dem wir heute sicherlich nachtrauern, keine Frage, aber es wurden auch meines Erachtens Verwöhnungsstrukturen geschaffen, die jetzt zur Unzufriedenheit vieler Christen führen. Getaufte Christen, die nicht mehr praktizieren, sich auf der Kirchensteuer ausruhen und meinen: „Ich zahle, andere sollen dann in der Kirche etwas für mich tun.“ Mit lebendigem und gelebtem Christentum, so wie wir es im Evangelium gehört haben, hat das nichts mehr zu tun, die Folgen spüren wir zunehmend!
Christus gibt uns eine Antwort auf die sichtbare Not: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter in seinen Weinberg auszusenden!“ Wir können in unserer Kirche darüber diskutieren, wer hier womöglich Fehler gemacht hat, ob wir den Zölibat lockern oder nicht, ob wir hauptamtliche Laien stärker in die Mitverantwortung nehmen oder nicht. Aber wenn dabei vergessen wird um Priesterberufungen zu beten, wie sollen denn da die Berufungen in den Herzen junger Menschen erweckt werden? Welchen Erfolg haben dann auch noch so gut gemeinte Bemühungen? Es ist die von Christus geschenkte Vollmacht, die es dem geweihten Priester erlaubt, Brot und Wein in der Feier der Eucharistie zu verwandeln, nicht seine Ausbildung oder andere Vorzüge. Wir sollten uns wieder mehr Zeit nehmen, Gott um Arbeiter in seinem Weinberg zu bitten, ihn zu bitten uns aus dieser nicht einfachen Situation herauszuhelfen. In dem festen Vertrauen, wie es unser Bischof in einem seiner Hirtenbriefe geschrieben hat: „Dass uns Kräfte zuwachsen werden, wo wir sie jetzt noch gar nicht vermuten.“ (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:06
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