Lesejahr C 2009/10

Bete und Arbeite (16. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

Lesejahr C 2009/10 >>

Es gibt nicht wenige Christen, die sich am heutigen Evangelium stoßen. Die sich nicht verstanden fühlen, gerade wenn es um die Arbeit geht, die ja wichtig und Lebensnotwendig ist. Denken wir nur einmal an die vollbeschäftige Mutter und Hausfrau, die sich um vieles kümmern muss, damit die Kinder versorgt sind und das Familienleben funktioniert. Wird ihre Arbeit und ihr Sorge von Jesus nicht richtig geschätzt? Nein, natürlich nicht!

 

Im Evangelium geht es anhand des Beispiels von Martha und Maria um Menschen, die sich in ihrer Arbeit verlieren, für die die Arbeit zum Religionsersatz geworden ist, für Menschen, die es einfach maßlos übertreiben. Und von denen gibt es heute genügend, denen nicht einmal der Sonntag heilig genug ist, um ohne Arbeit auszukommen. Und so ist die Kritik Jesu an Martha keine Aufforderung alles hinzuwerfen und sich einen schönen Lenz zu machen. Nein, Jesus weist sie auf seine Anwesenheit hin: „Schau Martha, ich bin wegen dir gekommen und nun bist zu mit allem möglichen beschäftigt und hast keine freie Minute für deinem Gast.“

 

Auch wir kommen heute in unseren Gemeinden zu allen möglichen Feiern, Sitzungen, Treffen zusammen, aber beim Glaubensgespräch oder der Anbetungsstunde in der Kirche, da bleiben die Bänke leer. Und wenn dann über den Glauben gesprochen wird, kann man oft feststellen, wie gering die Kenntnisse unter Katholiken sind. Meist wird dann irgendwelchen Romanen und Erzählungen eher geglaubt, als dem was wir in der lebendigen Tradition der Kirche in Büchern nachlesen könnten, wenn wir uns dafür interessieren würden: „Die Päpstin Johanna, Verschwörungen im Vatikan, die verborgenen Evangelien, das dunkle Mittelalter, Jesus ja – Kirche nein, all das kennen unsere Gläubigen.“ Und wenn man dann nachfragt, woher sie diese Informationen haben, dann wird nicht die Bibel oder der Katechismus genannt, sondern die Medien. Behauptungen und Sensationen über die Kirche sind ihnen bekannt, aber nicht die ursprüngliche Botschaft Jesu, die wir leben sollen. Doch wie kann ich als Christ ein geistliches Leben führen, wenn ich mich nicht mit dem Wort des lebendigen Gottes auseinandersetze? Ich muss doch zuerst von ihm empfangen haben, um bei anderen das weitergeben zu können, was ich über ihn weiß. Und wenn ich selbst nicht oder kaum bete, was will ich dann von Gott weitergeben, was macht dann meinen Glauben lebendig? Darum ermahnt Jesus Martha, denn die ist gefangen in ihrer Arbeit, unzufrieden und auch noch neidisch auf ihre Schwester. Jesus tadelt nicht ihre Arbeit, sondern ihre falsche Lebensweise: „Martha, mach einmal eine Pause und nimm dir Zeit für deinen Gott, die Arbeit läuft dir nicht davon. Im Gegenteil, mit mir an deiner Seite werde ich dir viele Sorgen nehmen.“

 

Arbeit kann nie die Zeit für das Gebet ersetzen, das sollten wir uns als Christen immer wieder bewusst machen. Und eine bedrückende Sorge kann uns nicht genommen werden, wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, um sie vor Gott zu bringen. Übertriebene Sorgen können uns den Schlaf rauben, sie können unserer Gesundheit schaden, uns quälen. Gottes Fürsorge allerdings ist in erster Linie Seelsorge an uns. Und diese Sorge Gottes, müssen wir in der heutigen Zeit wieder neu einüben. In einer Zeit, in der Menschen von allem Möglichen in Anspruch genommen werden und so das eigentliche Ziel aus ihren Augen verlieren: Gott. Ein einziges Gebet könnte das schon ändern, darum sagt Jesus zu Martha: „Maria hat das bessere erwählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ (pm)

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:07


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