Lesejahr A 2013/14
"Christentum und Toleranz" (7. Ostersonntag - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 30.05.2014 |
Die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten ist von der Erinnerung und der Erwartung geprägt. Die Erinnerung an die schöne Zeit, die guten Erlebnisse und die aufbauenden Worte Jesu den Seinen gegenüber und die Erwartung, dass sie von ihm nicht verlassen werden, dass er sich auch ohne seine sichtbare Anwesenheit in dieser Welt kümmert.
Wir leben ja in einer herausfordernden Zeit, in der nicht nur die Menschen, sondern auch deren Kulturen und Sprachen und alles, was sie mit ihnen verbinden, sich miteinander vermischen. Wem fällt denn noch auf, dass er nur deshalb eine leckere Pizza oder ein gutes Eis essen kann, weil vor einigen Jahrzehnten Italiener als Gastarbeiter nach Deutschland kamen und sich dann hier niederließen. Was übrigens auch für das McDonalds, den Kebab und ein griechisches, chinesisches oder asiatisches Restaurant gilt. Damit haben sich aber auch neue religiöse Vorstellungen unters Volk gemischt, mit denen wir auch als katholische Kirche unsere Mühe haben, weil sie oft als attraktiver oder einfacher oder einfach nur angenehmer empfunden werden.
Diese Form der Toleranz müssen wir als Christen aushalten, wenn das auch nicht bedeutet darf, dass wir unseren Glauben dafür aufgeben. Im Gegenteil, ein fruchtbares Gespräch zwischen den Kulturen und Religionen kann nur dann aufkommen, wenn wir eine klare katholische Position haben, die uns prägt und anderen zeigt: „Die Glauben, was sie im Glauben leben!“
In vielen Ländern der Welt begegnen wir nicht einer solchen Toleranz, wie wir sie in Westeuropa gewohnt sind, gerade auch wenn es um den christlichen Glauben geht. Ein aktuelles Beispiel betrifft eine Christin, die im Sudan, also im Nachbarland von Ägypten, lebt. Weil die 27 jährige ausgebildete Ärztin sich geweigert hatte, im muslimischen Glauben zu leben, wurde sie „wegen Abfalls vom Islam“ zum Tode verurteilt. Sie hatte sich geweigert, binnen drei Tagen dem christlichen Glauben abzuschwören. Vor der Hinrichtung soll sie außerdem mit 100 Peitschenhieben wegen „Hurerei“ bestraft werden, weil sie einen Christen geheiratet hat. Nun hat sie im Gefängnis ein Kind zur Welt gebracht und das in einem angekettetem Zustand. Trotz der drohenden Strafe will sich die Christin dem Druck nicht beugen. Der Öffentlichkeit sagte sie durch ihren Anwalt: „Wenn sie mich exekutieren wollen, dann sollen sie es machen. Ich werde meinem Glauben nicht entsagen." Hier handelt es sich nicht mehr um ein strafrechtlich gerechtfertigtes Urteil, hier erleben wir eine Menschenrechtsverletzung, die den Menschen völlig würdelos behandelt.
„Vater … verherrliche deinen Sohn. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.“
Was für ein gegensätzliches Menschenbild, das uns hier begegnet. Gott, der Mensch wird, um alle Menschen für das ewige Leben zu retten. Der am Kreuz stellvertretend alles Leid der Welt trägt, damit wir frei werden für den Himmel. Das Göttliche selbst, die Herrlichkeit des Ewigen, kommt in Jesus in unsere menschliche sterbliche Existenz und erhebt uns alle in den göttlichen Bereich des Ewigen und Unsterblichen. Und wie viele Christen haben dafür überhaupt kein Gespür mehr, können mit dieser frohen Botschaft nicht mehr viel anfangen.
Christus unterscheidet im heutigen Evangelium deutlich zwischen den Seinen und der Welt. Nicht weil er die Welt verachtet, sondern weil er sie durchsäuern will, mit Christinnen und Christen, die sich zu ihm bekennen und im Glauben an ihn leben. (pm)
Letzte Änderung: 31.05.2014 um 11:31
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