Lesejahr C 2009/10

Christkönigssonntag (Lesejahr C)

Lesejahr C 2009/10 >>

Wenn an diesem Wochenende in Deutschland gewählt würde und alle Wahlberechtigten darüber abstimmen könnten, ob Jesus Christus auch heute noch unser König ist, dann würden wir als Christen wohl eine ganz, ganz bittere Wahlschlappe erleiden. Unabhängig davon, dass wir keine Monarchie sind, sondern ein demokratischer Rechtsstaat sind, dieses gläubige Auseinandersetzen und Annehmen Jesu Christi als unserem Gott und König im Glauben, ist meines Erachtens verloren gegangen. Laut einer aktuellen Umfrage, ist nämlich das Vertrauen der Deutschen in die katholische Kirche, wie auch in die evangelischen Landeskirchen, innerhalb des letzten Jahres drastisch gesunken.  Im November 2009 hatten noch 51 Prozent der Deutschen dieses grundsätzliche Vertrauen, in diesen Monat sind es nur noch 38 Prozent hier bei uns im Westen. Sicherlich, den gleichen Ansehensverlust haben auch Parteien, die Bundesregierung und vor allem die Banken.

Zum Glück ist Gott nicht demokratisch wählbar, aber er ist ein König, auch wenn er immer wieder betont, dass sein Königreich nicht von dieser Welt ist. Und damit meint er keine Märchenfigur aus tausend und einer Nacht, mit schönen Prinzessinnen und tollen Schlössern. Nein, er will um es einmal bildlich auszudrücken, König in unseren Herzen sein. Und das macht ihn oft ohnmächtig, gerade gegenüber denen, die ihn im tiefsten Herzen ablehnen, die sein Königtum, wie wir es im Evangelium gehört haben, erst gar nicht ernst nehmen. Denn dieses Königtum haben ihm nicht Menschen verliehen sondern sein Vater im Himmel und wir Menschen können es ihm auch nicht nehmen.

 

In den vielen Gleichnissen der Bibel beschreibt er seine Königswürde, etwa die vom guten Hirten, der für seine Herde sorgt oder vom Vater, der den verlorenen Sohn nicht aufgibt und sich mit ihm versöhnt oder dem Meister, der seinen Jüngern die Füße wäscht, damit sie Anteil an ihm haben. Vielleicht verstehen wir so besser was sich da im Evangelium abspielt, als ein Verbrecher vor diesem scheinbar am Kreuz hängenden ohnmächtigen König, um Gnade und Rettung bittet. „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Hier kommt die eigentliche Macht des Königtums Jesu Christi zum Ausdruck: Nämlich unser aller Leben zu retten für die Ewigkeit bei Gott. „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Jesus hat Mitleid, er verurteilt nicht, sondern in seiner Barmherzigkeit rettet er das Leben des Sünders, weil er ihn darum bittet.

 

Wie würde die Welt aussehen wenn diese Haltung Jesu, die auch immer die Haltung der Kirche sein sollte, mehr Schule machen würde? Wenn Christen in erster Linie den Weg der Versöhnung und Rettung mit ihrem Gott gehen würden. Und es macht mich heute zunehmend traurig, wenn ich sehe wie viele Junge und auch Ältere Christen sich zunehmend selber erlösen wollen oder meinen, keine Sünde mehr zu haben. Was wollen sie Gott sagen, wenn sie am Ende ihres Lebens vor ihrem König stehen: „Ich hab dich zwar nie gebraucht, jetzt aber nimm mich auf in den Himmel?“

Durch das Sakrament der Taufe und der Firmung sind wir Gesalbte und haben so Anteil am allgemeinen Priestertum, Königtum und Prophetentum Jesu. Wir sind deshalb nicht Könige, Priester oder Propheten, wir haben Anteil daran, weil wir diese Sakramente empfangen haben. Aber kaum noch jemand hat Anteil am Sakrament der Versöhnung, der Vergebung der eigenen Fehler, Schwächen und Sünden durch Gott. Der Verbrecher im Evangelium geht einen anderen Weg, er bittet seinen König um Vergebung und er erhält sie, um in der Herrlichkeit des Reiches Gottes, um im Königreich Jesu leben zu können. (pm) 

 

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:17


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