Lesejahr C 2009/10

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (4. Fastensonntag - Laetare - Lesejahr C)

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Das heutige Evangelium gibt uns einen tiefen Einblick, wie Gott wirklich ist und vor allem, wie er über uns Menschen denkt. Dass er uns absolut frei und damit mit einer Würde und Entscheidungsfähigkeiten geschaffen hat, damit wir auch frei zu ihm ja oder nein sagen können. Zu einem Leben mit ihm - oder ganz bewusst ohne ihn.

 

Und so lässt der Vater im Gleichnis seinem Sohn, seiem eigenen Kind, diese Freiheit die der meint zu brauchen, sie leider aber missbraucht und sich so zunächst einmal in die vielen Angebote und schillernden Glückbringer dieser Welt hineinstürzt. Alles wird ausprobiert, er will genießen, autonom sein, er hat Freunde, die mit ihm lachen und auf den Tischen tanzen, die mithelfen, dass die Party nie endet. Und so geht das viele Jahre lang, so lange wie der Geldbeutel das mitmacht, bis er eines Tages leer ist, so leer, wie die verkrümme und ausgelutschte Seele seine Besitzers, der alles ins pralle Leben gesetzt hat und der alles verliert, auch seine Würde.

 

Am Ende seines autonomen Weges, sitzt er verbittert am Schweinetrog der Welt: Das ist die Resignation, die Sinnlosigkeit, die Frage: „War es das nun?“

 

Aber sein Weg ist am Schweinetrog eben nicht am Ende, als er keine Freude mehr hat, als ihn niemand mehr beachtet, weil keiner da ist, der ihm auch nur eine Futterschote zu essen reicht. Da wird ihm klar: „Ja, ich war frei, alles zu tun und zu lassen, was mir Spaß gemacht hat, aber nun trage ich auch die Verantwortung für die von mir ausgelösten Folgen.“ Er erkennt, dass sein Leben ohne Gott eine permanente Selbstlüge war und deshalb mit zunehmendem Alter zu einem Albtraum wurde. Interessant ist, dass er dafür nicht den anderen die Schuld gibt, wie das heute so sehr in Mode gekommen ist. „Da ging er in sich“ heißt im Gleichnis. Und sicherlich viel es ihm nicht leicht, aufzustehen und zu seinem Vater zu gehen um ihm seine Schuld zu sagen. Denn er konnte ja nicht wissen, wie sein Vater reagieren würde, ob er ihm vergibt oder sagen würde: „Du bist Tod für mich, Vergebung gibt es keine mehr.“

 

Doch Gott ist anders, denn er liebt und es ist ihm eine Freude uns Menschen zu vergeben, die Mauern, die wir zwischen ihm und uns errichtet haben, abzutragen und wegzuräumen. Aber das geht nicht automatisch, da braucht es den Dialog, das Gespräch mit ihm, und vor allem das Bekenntnis: „Ja, ich habe Fehler, Vater vergib sie mir.“ Gott muss mir nicht verzeihen, er kann es und er will es, aber er macht es von meinem freien Willen abhängig und er wartet wie im Gleichnis der gütige Vater auf meine Heimkehr zu ihm.

 

Wir reden heute nicht mehr gern in der Kirche über die Sünde, weil sie oft nicht oder falsch verstanden wird. Und doch wünschen wir uns eine frohe und freie Seele, ohne unnötige Belastung, Sorgen und Bedrücktheit. Wer soll uns das denn geben, wenn nicht Gott? Wenn er Sünden vergibt, dann nimmt er uns "das in uns Zerbrochene" weg und füllt es ganz neu aus mit seiner barmherzigen Liebe, mit seiner Gnade.

 

Nutzen wir die Fastenzeit um „in uns zu gehen“ und uns durch die Versöhnung mit Gott neu von ihm beschenken zu lassen. Damit er uns einkleiden darf mit dem Gewand seiner Gnade, den königlichen Ring uns aufsteckt, der unsere Würde zum Ausdruck bringt. Und damit wir als Gemeinschaft von versöhnten Frauen und Männern, Kindern und Jugendlichen, jungen und alten Menschen, versöhnten Christen mit ihm und untereinander das Fest unseres Glaubens feiern, die Eucharistie, in der wir Gott begegnen und Gott uns begegnet.

 

Eine lesenswerte Erzählung:

 

„Ein junger Mann sitzt sichtlich bedrückt im Zug. Einem Mitreisenden erzählt er, dass er gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Keiner aus der Familie habe ihn dort besucht und jetzt fährt er nach Hause. Vielleicht wollen sie ihn nicht mehr bei sich haben? Er hat ihnen geschrieben, ob sie ihm ein Zeichen geben könnten. Ob sie, falls sie ihm verzeihen an den Apfelbaum im Vorgarten seines Elternhauses, an dem der Zug vorbeifährt, ein weißes Band anbringen können. Sonst wird er weiterfahren, irgendwohin. Als der Zug sich seiner Heimatstadt nähert, wird die innere Spannung in diesem junge Mann so groß, dass er es nicht über sich bringt, aus dem Fenster zu schauen. Er bittet den Mitreisenden dies für ihn zu tun. Dieser legt ihm kurz darauf die Hand auf die Schulter und sagt: Keine Angst, es ist da. Der Baum hängt voller weißer Bänder. Mit Tränen in den Augen verlässt der junge Mann den Zug und macht sich auf den Weg zu einem Neuanfang.“

 

Auch wir dürfen die Fastenzeit nutzen, um ganz neu auf Gott zu schauen und unser Leben von ihm her versöhnen zu lassen.

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 17:56


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