Lesejahr C 2009/10

Das Hohelied der Liebe bei Paulus (4. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

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Das „Hohe-Lied der Liebe“ aus dem 13. Kapitel des Korintherbriefes gehört sicherlich zu den Klassiker unter den Lesungen, gerade für Hochzeitsmessen. Aber heute „von Liebe“ oder „der Liebe“ überzeugend zu sprechen ist gar nicht mehr so leicht, auch in unserer Kirche. Die Bedeutung des Wortes wird mittlerweile für alles Mögliche hergenommen und auch missbraucht: „Mord aus Liebe“, „Abtreibung aus Liebeskummer“, „Liebe auf zwei Rädern“, „Verbotene Liebe“, „Ein Dschihad für die Liebe“, „Engel sucht Liebe“, „Ware Liebe“, „Liebe und andere Gefahren“, etc.  

Genügt es demnach schon für uns Christen diese schöne und zu Herzen gehende Lesung über die Liebe zu hören, um sie auch zu verstehen? Genügt es, den guten Willen im Herzen zu haben, zu lieben oder lieben zu wollen? Ist Liebe eine zwischenmenschliche Beziehung, die von unseren Gefühlen abhängt? Wird Liebe nutzlos, wenn ich dann in meinem Leben scheitere? So wie das bei einem Brautpaar der Fall war, das sich dann zwei Jahre später scheiden ließ. Und auf die Frage des Pfarrers, warum sie trotz ihres Versprechens vor dem Traualtar nun auseinander gehen, kam die Antwort: „Hören Sie mir bloß auf mit dem Wort Liebe. Ich kann das Gerede von Liebe in der Kirche nicht mehr hören.“ Was ist da passiert, dass Liebe nicht mehr ertragen wird, oberflächlich für alles herhalten muss.

 

Nur über die Liebe zu reden oder sie zu leben, das ist nicht das Gleiche. Und mit dem Ideal, das Paulus hier nennt, sind nicht wir gemeint, sondern Gott. Darum ist es ganz Interessant in diesem Text einmal das Wort Liebe, durch das Wort Gott zu ersetzen.

 

„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber Gott nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber Gott nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber Gott nicht, nützte es mir nichts. Gott ist langmütig, er ist gütig. Er ereifert sich nicht und prahlt nicht, er bläht sich nicht auf. Er handelt nicht ungehörig, sucht nicht seinen Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Er freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Er erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Gott hört niemals auf.“

Wenn Gott die Mitte unseres Lebens ist, dann wird für uns auch das Liebe sinnvoll und lebbar, auch in den schwierigen Situationen unseres Lebens. Als eine Frucht die von ihm kommt und die in der Beziehung zu ihm wächst: Innerhalb einer Ehe, einer Familie, aber auch ganz persönlich in mir. Dazu lädt uns Paulus ein, neben allen Gefühlen und Wünschen, die wir mit der Liebe verbinden, zuallererst Gott zu suchen: „Denn er ist die Liebe.“ (pm)

 

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 17:47


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