Lesejahr B 2011/12

Das stellvertretende Beten und Tun - (7. Sonntag im Jahreskeis - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 15.02.2012
Lesejahr B 2011/12 >>

Jeder Gastredner ist sicherlich erfreut, wenn er vor einem vollen Haus reden kann. Denn zunächst einmal zeigt ihm das, wie viele Menschen sich für seine Rede interessieren. Er erhält im Grunde genommen Vorschusslorbeeren für das, was er tut.

Nun hören wir im Evangelium von einer solchen Rede Jesu. Aus allen Teilen des Dorfes sind die Menschen zusammengeströmt, um seine Worte zu hören, ja man könnte sagen, um das Wort Gottes aus dem Mund Jesu aufzunehmen. Die Menschen haben ja noch keine Bibel, viele können weder lesen noch schreiben, also treffen sie sich kurzerhand, wahrscheinlich im Haus des Simon Petrus, im besagten Ort Kafarnaum, wo er zu ihnen sprechen wird. Und es kommen so viele, dass kein Durchkommen mehr ist.

Auch unsere Kirchen waren gerade nach dem zweiten Weltkrieg am Sonntag oft so übervoll, dass die Gläubigen bis vor die Türe standen. Das gleiche Evangelium, das wie heute genauso hören, sprach sie an, spornte sie an, ihren Glauben zu vertiefen. Und auch so manch einer fand Kraft und Heilung durch den Empfang der Sakramente.

Auch in Kafarnaum hatte sich herumgesprochen, dass Jesus während seinen Predigten Kranke heilte. Deshalb versuchen vier Männer ihren gelähmten Freund auf einer Tragbahre ganz in seine Nähe zu bringen. Und weil kein Durchkommen im Haus ist, wollen sie die Bahre durch das Dach im Haus hinunterlassen. Dazu beschädigen sie das Strohdach, decken es ab, ja schlagen die Decke sogar durch, um ihren Freund durch die Öffnung hinab zu lassen.

Heute würde man sicherlich die Polizei rufen, wenn so etwas bei einer Veranstaltung geschehen würde. Hausfriedensbruch, Zerstörung fremden Eigentums und was alles noch damit in Verbindung gebracht werden kann.

Doch der Glaube, dass Jesus ihrem Freund helfen kann, ist so groß bei diesen Männern, dass sie die Folgen ihres Tuns in Kauf nehmen. Ihr Glaube bleibt also nicht beim Gefühl stehen, sie tun es, weil sie an Jesus und seine göttliche Vollmacht glauben. Es drängt sie regelrecht, den gelähmten Freund vor die Füße Jesu zu legen und ihr Mut wird belohnt. Treten hier nicht Gläubige mit ihrem Glauben für ihren Freund ein?

Als Jesus nämlich ihren Glauben sieht, nicht den des Kranken, sondern ihren, da sagt er zu dem Gelähmten:  „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! … Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause.“ Aufgrund des großen Glaubens seiner Freunde, heilt er diesen Mann. Könnte das nicht auch für uns ein Ansporn sein, stellvertretend für Mitmenschen zu beten. Wie oft wurde mir schon gesagt: „Ich kann nicht mehr glauben oder es fällt mir schwer zu glauben.“ Das ist sicherlich traurig und doch können wir als Christen mit unserem Glauben vor Gott füreinander einstehen.

Ich finde das großartig, wenn ich Gott darum bitten kann, einem anderen Menschen sozusagen wieder auf die Beine zu helfen. Kein Gebet ist sinnlos und jedes aufrichtige Sprechen mit Gott findet bei ihm auch Erhörung, gerade wenn es aus einem tiefen Glauben heraus geschieht. (pm)


Letzte Änderung: 16.02.2012 um 11:34

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