Lesejahr B 2011/12
"Dein Glaube hat dir geholfen" (30. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 26.10.2012 |
Schon in der Grundschule lernen die Kinder im Religionsunterreicht den blinden Bartimäus kennen und damit das heutige Evangelium, welches uns das Liebeswirken Jesu an einem Menschen zeigt. Ein blinder Bettler am Straßenrand, eigentlich nichts ungewöhnliches, für diejenigen, die mit wachen Augen durch eine größere Stadt gehen. Menschen, die aus welchem Grund auch immer, ihren Lebensunterhalt so verdienen, gehören nicht unbedingt zu den Beliebtesten in der Gesellschaft.
„Na ja, wer weiß, vielleicht hat er gar keine finanzielle Not? Ob der wirklich nicht arbeiten kann? Ich kann doch nicht jedem was zustecken, die soll schauen wir sie mit ihrer Sozialhilfe zurechtkommt.“ Wir alle kennen diese Beurteilungen und oft auch Einteilungen solcher Menschen in eine ganz bestimmte Schublade. Die Frage aber, was wäre, wenn ich an seiner oder ihrer Stelle wäre, die wird leider viel zu wenig gestellt!
Auch im Evangelium geht es dem blinden Bettler Bartimäus zunächst nicht besser. Viele der Leute, die gekommen sind um Jesus zu sehen und zu hören, fühlen sich von seinem Rufen genervt, ärgern sich darüber, dass er die Versammlung stört. Ja, so ein ungepflegter und vielleicht auch unangenehm riechender Bettler, der soll bloß ruhig bleiben und sich mit den Almosen die man ihm gibt, zufriedengeben. Nur Jesus bleibt stehen, ruft ihn zu sich und fragt ihn: „Was soll ich dir tun?“
Er stellt den ausgesonderten Bartimäus in die Mitte der vielen Neugierigen Menschen, weil er ihn ihm etwas sieht, was sonst niemand sieht: seinen großen Glauben. Ein Glaube, der voller Hoffnung und Zuversicht ist. Ein Glaube, der nicht nur neugierig auf Gott schaut oder von ihm eine Sensation erwartet, sondern ein Glaube, der es ganz ehrlich meint und dies auch Jesus sagt: „Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.“ Er bitten nicht um Erfolg oder um eine tadellose Karriere, um ewige Jugend oder bleibenden Wohlstand, um stetige Gesundheit oder viel Glück im Leben, er will einfach nur wieder sehen können, das genügt ihm. Er hofft auf Gottes Erbarmen und Jesus sagt ihm: „Dein Glaube hat dir geholfen.“
Meine Güte, wenn das nicht genügend Anlass ist, einmal intensiver darüber nachzudenken, was es bedeuten kann, an Gott zu glauben. Vor allem, mit ihm über alles was mein Leben so angeht, im Gebet zu sprechen und nicht nur dann, wenn ich in einer Not bin. Und sein Wirken an mir nicht davon abhängig zu machen, indem ich jetzt meine ihm vorzuschreiben, was nun geschehen muss und sonst nicht viel von ihm wissen zu wollen.
Sicherlich ist solch eine Form der körperlichen Heilung eine absolute Ausnahme, auch in unserer Zeit, aber es gibt sie dennoch. Gerade vor einigen Tagen war zu lesen, dass eine körperliche Heilung am Marienwallfahrtsort Lourdes anerkannt wurde. 1965 wurde dort eine gelähmte Ordensfrau spontan und für das internationale Ärztekomitee von Lourdes unerklärlich geheilt. Die Ordensfrau litt seit 1962 unter schweren Schmerzen und Lähmungserscheinungen im linken Bein, alle medizinischen Eingriffe bis hin zu Wirbelsäulenoperationen blieben wirkungslos. Auch wenn dort Jahr für Jahr mehrere Millionen Pilger hinreisen, darunter viele Kranke und Behinderte Menschen, sind bisweilen erst 68 körperliche Heilungen als medizinisch nicht erklärbar anerkannt worden.
Es geht also im Glauben nicht darum möglichst lange gesund zu bleiben oder nie krank werden zu müssen, es geht darum mein Leben Gott anzuvertrauen und damit meine ich alle Phasen meines Lebens. Um hier und heute mit ihm zu leben und dann einmal mit ihm auferstehen zu können, zu einem Leben, das dann keiner Heilung mehr bedarf. (pm)
Letzte Änderung: 27.10.2012 um 15:25
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