Lesejahr C 2012/13
"Der Blick auf Gottes Barmherzigkeit" (Barmherzigkeitssonntag - Lesejahr C) |
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!
Wenn man Kummer hat oder verstört ist, braucht man den Trost und die Nähe von Menschen, die einen verstehen und bei denen man sich anlehnen und ausweinen kann. Das tut gut, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Das geht den Jüngern Jesu nicht anders. Nach der Katastrophe des Karfreitags haben sie sich getroffen um sich gegenseitig zu trösten. Gerade im Erlebnis der Gemeinschaft können Erfahrungen gemacht werden, die dem Einzelnen verschlossen bleiben. Thomas hat eine solche gemacht. Er war nicht dabei als sich der auferstandene Christus den Jüngern zeigte. Und er will erst daran glauben, wenn er selbst sehen und fühlen darf. Ja, zum Osterwunder gehört dazu, dass der Herr diesen Wunsch des Skeptikers und Zweiflers erfüllte. Aber Jesus erschien ihm nur in der Gemeinschaft mit den übrigen Aposteln.
Vielleicht kann uns das helfen, die wir manchmal um unseren Glauben an Jesus Christus ringen müssen und Zweifel in uns aufkommen. Wir gehören zur Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden. In dieser Kirche trägt Einer den Anderen. Es gibt Menschen, die sich ihres Glaubens sehr sicher sind, es gibt aber auch die Suchenden und die Zweifelnden. Wer sich redlich müht, die Liebe Gottes zu erkennen und darum betet, der darf und soll die Verbundenheit aller übrigen Glaubenden erfahren. Wir dürfen Niemanden ausschließen, nur weil er momentan Schwierigkeiten mit dem Glauben hat. Wir müssen gerade solchen Menschen das Gefühl geben, dass sie zu uns gehören, damit sie sich nicht verloren fühlen. Sie dürfen aber auch nicht selber resignieren und sich zurückziehen, indem sie aufhören zu beten oder gar aus der Kirche austreten. Denn dann wird es für sie viel schwieriger, die Erfahrung eines Glaubenszeugnisses zu machen, das den eigenen Glauben wieder stärken oder neu begründen kann. Trotz der Zweifel u. seiner vorläufigen Unfähigkeit zu glauben, verließ Thomas den Kreis der Apostel nicht. Er bemühte sich weiterhin mit ihnen in Verbindung zu bleiben. Daran sollten sich alle ein Beispiel nehmen, die durch Glaubenskrisen gehen.
Liebe Mitchristen! Für mich persönlich ist eine Aussage Jesu im heutigen Ev. von tragender Bedeutung und deshalb möchte ich näher darauf eingehen. Da sagt er: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Wem ihr sie verweigert, dem sind sie verweigert.“ Diese Worte des Herrn lassen uns verstehen, warum der heutige Sonntag mit Recht auch „Barmherzigkeitssonntag“ genannt wird. Gottes Liebe und Erbarmen offenbart sich gerade in der Vergebung aller Schuld. Denn dazu ist der Sohn Gottes Mensch geworden, für uns am Kreuz gestorben und auferstanden, um uns zum neuen Leben mit Gott zu führen. Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben könnte, wenn sie nur von Herzen bereut und aufrichtig bekannt wird. Jesu besondere Liebe galt nicht den Selbstgerechten, sondern jenen Menschen, die als Sünder ihre eigene Armseligkeit erkannten und sich Gott zuwandten. In der Lossprechung schenkt er uns viel mehr als nur Vergebung, sondern auch Gnadenhilfe für unser Leben, Kraft für unseren Alltag, damit wir seinen Willen noch besser erkennen und erfüllen können. Wir Menschen bedürfen der Barmherzigkeit Gottes.
Und so hat Papst Johannes Paul II am 30. April 2000 diesen zweiten Ostersonntag zum Sonntag der Barmherzigkeit erklärt. Er nahm Bezug auf die Erscheinungen und die Bitte des Auferstandenen gegenüber der polnischen Ordensfrau Faustyna Kowalska. Beim Blick auf Gott können wir immer wieder sehen, dass er barmherzig ist. Er ist so, wie uns das Gleichnis vom verlorenen Sohn, den barmherzigen Vater schildert. Eine Welt, in der sich Menschen oft ganz weit von Gott entfernen, seine Gebote missachten, braucht die Erinnerung an seine Barmherzigkeit. Nur das Wissen darum schenkt den reumütigen Sündern einen Weg zurück zu Gott. Wir Christen glauben nicht an einen vergeltenden Gott, der wild um sich schlägt und straft, sondern an einen gerechten Gott, der zugleich ganz barmherzig ist für alle, die ihn suchen.
Die Tür für einen Neubeginn ist deshalb immer offen; das will uns gerade dieser Sonntag sagen. Er ist eine Einladung unser ganzes Vertrauen, wie auch immer unser Leben verlaufen ist, dem Herrn zuzuwenden. Liebe Gläubige! Der Blick auf Gottes Barmherzigkeit muss aber auch in uns etwas auslösen. Da unsere Welt immer kälter wird, weil viele Menschen aus Egoismus heraus nur ihr eigenes Glück suchen, braucht sie Menschen, welche keine Rachegefühle hegen und die nicht mit Schadenfreude auf die Fehler Anderer blicken, sondern die barmherzig sind, damit sie wieder lebenswert und schön wird. Gerade in unseren Pfarrgemeinden sollte dieser Geist der Barmherzigkeit gelebt werden. Durch die Art und Weise wie wir miteinander umgehen beziehungsweise übereinander reden, geben wir Zeugnis von Gott, von der Glaubwürdigkeit unseres Christ seins. Gott ist die Liebe und die Barmherzigkeit. Seien wir es auch und zeigen wir so, dass wir wahrlich Brüder und Schwestern Jesu Christi sind. (DM)
Letzte Änderung: 08.04.2013 um 09:22
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