Lesejahr C 2009/10

Der Friede Gottes (6. Ostersonntag - Lesejahe C)

Lesejahr C 2009/10 >>

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich im Jahr 2000 mit einem Reisebuss durch das völlig zerstörte Ex-Jugoslawien gefahren bin. Auf einer Strecke von über 100 Kilometern waren zerstörte Häuser zu sehen, zerbombt und die Löcher vom Kugelhagel. Am Straßenrand sah man ausgebombte Autos liegen und ich konnte mir in meiner Fantasie eine Bild davon machen, was hier geschehen sein musste.

 

Das war zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich hautnah mit den Folgen eines Krieges konfrontiert wurde. In diesem Moment war ich froh, bald wieder nach Hause fahren zu können, wo ich von klein auf gewohnt war, im Frieden zu leben. Friede ist so gesehen, mehr als nur ein gutes Gefühl oder ein positives Empfinden vielleicht für einen Augenblick. Frieden ist sicherlich für uns Menschen zu allererst ein Leben ohne Krieg, keine Frage. Aber ich denke, dass das nur ein Teil des Friedens ist, den wir Menschen uns wünschen und im Leben suchen. Im Evangelium sagt uns Christus: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“

 

In dieser Welt gehören wir zu den Glücklichen, denen es vergönnt ist, seit dem zweiten Weltkrieg im Frieden zu leben. Gerade der Afghanistankrieg, der zur Zeit die Meinungen spaltet, zeigt wie brisant dieses Thema ist und Friede überhaupt keine Selbstverständlichkeit. Und doch besteht auch unser Friede hier in Deutschland nicht allein aus der Abwesenheit von Kriegen oder Konflikten zwischen den Ländern in Europa.

 

Friede geht tiefer, er ist mit einer Lebensform verbunden, mit Menschen, die Frieden stiften, die dazu beitragen, dass der Friede in ihrem Umfeld erlebbar wird. So sagen uns die Seligpreisungen: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“  So ein Frieden entsteht allerdings nicht auf dem Papier, er entsteht in unseren Herzen und breitet sich von dort aus. Ein Mensch, der versucht im Frieden mit seinem Mitmenschen zu leben, mit sich selbst und mit Gott, der wird dem von Christus verheißenen Frieden kennen lernen. Ein Friede, der uns innerlich ruhig werden lässt und gelassen, ein Friede, der seinen Ursprung in Gott hat und von ihm her erbeten ist. Vielleicht können wir so die Aussage Jesus besser verstehen: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht, Glaubt an Gott und glaubt an mich.“

 

Das von Jesus gebrauchte Wort für den Frieden heißt: „shalom“. Mit ihm grüßten sich die Juden bis heute. Das Wort shalom meint ein Ruhen in Gott, ein Friede, der von ihm kommt. Die Bibel spricht vom „Frieden Gottes“ (Phil 4,7) und vom „Gott des Friedens“ (Röm 15,32).  Dieser Friede ist nicht nur von Gott gegeben, er selbst ist dieser Friede. Wo ich im Gespräch mit ihm meine ängstliche Unruhe, meine Nervosität, alles was mich treibt, ablegen und ihm abgeben kann. Erlebbar wird er, wenn wir uns die Hand reichen, um uns ein Zeichen des Friedens zu geben. Erlebbar wird dieser Friede aber auch, wenn wir uns als Christen annehmen, uns schätzen und vor allem versuchen gut übereinander zu reden. Dann wird er spürbar, dieser Friede Christi, „der jede Vernunft übersteigt“ und uns mit Gott und untereinander verbindet. (pm)

 

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:02


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