Lesejahr B 2011/12
"Der Heilige Gottes" (4. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 27.01.2012 |
Wenn wir heute im Volksmund von Geistern sprechen, dann verstehen viele darunter vielleicht noch ein Gespenst oder eine Verkleidung an Halloween bzw. der bald wieder anstehenden Fastnachtzeit. Von bösen Geistern sprechen wir noch selten, von einem unreinen Geist, wie er uns im heutigen Evangelium begegnet, gar nicht mehr. Und doch haben sich die vielen Brauchtümer in unserer Gesellschaft erhalten, die ursprünglich einmal dazu gedacht waren, böse Geister zu vertreiben. Etwa das Feuerwerk an Silvester oder das Weihwasser an den Eingängen unserer Kirchen. Auch können alle die, welche heute die Existenz böser Geister leugnen, doch keinen vernünftigen Grund nennen, der wirklich all das Böse, das tagtäglich in der Welt geschieht, erklärt.
Die Bibel allerdings schon, denn Jesus selbst ist es, der einen Menschen im heutigen Evangelium von einem unreinen Geist befreit und somit heilt. An anderen Stellen heißt es sogar, dass er gekommen ist, um die Menschen zu heilen, um sie von bösen Geistern zu befreien. Dieser unreine Geist, der einen Menschen sichtlich plagt, scheint bisweilen keinem groß aufgefallen zu sein. Erst als Jesus das Wort Gottes mit göttlicher Vollmacht verkündet, da wird es für den unreinen Geist ungemütlich und er wehrt sich gegen das Hören dieses Wortes. Er will mit Jesus nichts zu tun haben, hat Angst vor ihm, fühlt sich ihm ausgeliefert und ruft: „Was haben ich mit dir zu tun?“ Ein klares Bekenntnis, dass er gegen Gott und sein Heilswirken ist. „Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?“ Hier spiegelt sich seine Angst, dass er nun entlarft ist, von dem Mann ablassen muss und so als Verlierer an den Ort des Verderbens zurückgeht. „Ich weiß wer du bist: der Heilige Gottes.“ Auch der unreine Geist muss bekennen wer Jesus ist, nämlich der Sohn Gottes.
Interessant finde ich im heutigen Evangelium, dass Jesus dem Mann selbst überhaupt keinen Vorwurf macht. Allein dem unreinen Geist befiehlt er: „Schweig und verlass ihn!“ Dieser kann sich nun nicht mehr halten und verlässt den Mann unter lautem Geschrei. Der Mann ist geheilt, an ihm hat sich das heilswirken Gottes gezeigt. Sicherlich keine angenehme Situation, die hier die Gläubigen in der Synagoge erleben mussten. Und wer kann es ihnen verdenken, dass sie erschrocken sind und sich fragen, wer ist dieser Jesus, dass ihm sogar die unreinen Geister gehorchen.
Dieses Beispiel zeigt uns, dass dort wo Jesus Christus durch das Wort der Bibel zu uns spricht, alles Unreine in uns Menschen herausgefordert wird. Er selbst, der rein und makellos ist, der keine Sünde kennt, kann mit seinem Wort Menschen bis hinein in ihre innere Haltungen, Gesinnungen und vor allem in ihr Herz treffen. In einer Gesellschaft, in der Sexualität und auch Pornographie überall zu bekommen sind, ist es auch keine Kunst, jemanden unruhig zu machen oder gegen das Wort Gottes aufzubringen, wenn dies angeprangert wird. So richten solche unreinen Geister auch unter Kinder und Jugendlichen mittlerweile Schäden an, die sich zutiefst in die Seele einprägen können und Narben hinterlassen. In vielen Seelsorgsgesprächen aber auch Beichten sind auch an mich schon solch erschütternde Begebenheiten herangetragen worden. Wohl dem, der sich von solchen unreinen Geistern lösen und heilen lässt, er erfährt nicht nur Befreiung, sondern erkennt auch, zu welcher eigentlichen Würde Gott ihn berufen hat! (pm)
Letzte Änderung: 28.01.2012 um 16:25
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