Lesejahr C 2012/13
"Der leidende Gottesknecht" (Karfreitag - Lesejahr C) |
Nein, Ostereierschießen am Karfreitag werden sie heute nicht hier erleben können, auch keine Ostereiersuche wie bei einem Kleintierzuchtverein zu lesen war, auch keinen Kaffee-Club bieten wir hier am Karfreitag an.
Nein, das Wort „Kara“ aus dem sich der Karfreitag ableitet, kommt nicht von Spaß und Unterhaltung und ist auch keine Huldigung an den Zeitgeist. Der Karfreitag hat einen viel tieferen Sinn und will uns Christen hineinnehmen in die empfundene und anteilnehmende Trauer über den, der am Kreuz für uns gestorben ist. Mehr und mehr ihn verstehen lernen, ahnen wer dieser Gott ist, der für mich und auch mit mir leidet.
Dazu braucht man einen Glauben, heutzutage einen festen Glauben, gegen einen immer stärker werden Strom in einer Gesellschaft, der wir ausgesetzt ist, wenn wir mit unserer Meinung vom allgemeinen Konsens abweichen. Ja, geduldet sind wir als Christen, wenn wir lieb und nett sind, Freude verbreiten, aber von Sünde und Tod sollen wir schweigen, denn das ist unangenehm. Dabei war es gerade um die neunte Stunde, also um drei Uhr am Nachmittag, als Jesus Christus am Freitag der Pascha-woche wohl um das Jahr 30 auf Golgotha stirbt. Sein Gesicht ist ein entstelltes, ein schmerzverzerrtes, das Gesicht des leidenden Menschen, so haben wir es in der Passion gehört.
Das passt nicht mehr so sehr zusammen mit „lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot … lasst uns immer fröhlich sein und feiern.“ Das passt auch nicht mehr zusammen mit „lasst uns arbeiten bis zum Umfallen, den Feiertag nutzen, um viel Geld verdienen, alles für den persönlichen Aufstieg.“ Und das passt auch nicht zusammen mit „lasst uns wegschauen, ignorieren, einfach irgendetwas anderes tun, Hauptsache uns nicht damit beschäftigen müssen.“ Der Mensch, ohne permanenten Spaß, ohne Leistungsdruck, ohne Konsum bis zum Abwinken, kann dieser Mensch heute noch bestehen?
Am Karfreitag steht dieser Mensch im Mittelpunkt. Der Mensch, der dem Leid eben nicht ausweicht, sondern ihm einen Sinn gibt, dieser Gottmensch hängt für uns am Kreuz. Weil er weiß, all das auszublenden hilft nicht wirklich auch damit fertig zu werden. Ja, Jesus ist eben nicht gestorben, weil wir alle gut und brav sind und uns selber das Heil schenken könnten. Er ist gestorben, weil wir alle ihn brauchen um einmal in den Himmel kommen zu können. Und so zeigt er uns, dass das Leid der Menschen Gott eben nicht gleichgültig ist. Und dass Gott gerade bei den Leidenden zu finden ist, bei den Menschen vor denen viele dann wegrennen.
Ja, das Kreuz Jesu Christi spiegelt sich auch wieder in den Kreuzen unserer Zeit, in meinem Lebenskreuz. Er lädt uns ein unser Kreuz mit ihm zusammen anzunehmen, all das was uns als schwer und mühsam, als belastend und bedrückend auf den Schultern und im Herzen liegt, ihm im Gebet zu sagen. Ja, am Karfreitag geht Gott geht nicht wie so viele einfach zur Tagesordnung über. Er mutet uns den leidenden Menschen zu, er mutet uns sich selbst zu. Aber an seinem Kreuz finden wir Trost und Stärkung, Kraft und Hoffnung für unser eigenes Leben, weil er auch unseren Weg mit uns geht, als „der ich bin für dich da“, als der „Immanuel“, der Gott mit uns. Und er klammert die dunklen Seiten meines Lebens nicht aus, weil er sie kennt, am Kreuz durchlitten hat und weiß, dass sie zu meinem menschlichen Leben gehören.
Der Hingerichtete ist die Liebe Gottes in Person: „Wir hatten uns verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen eigenen Weg. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes. 53) (pm)
Letzte Änderung: 29.03.2013 um 19:04
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