Lesejahr C 2009/10
Die Johannespassion (Karfreitag) |
“Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala“ so schreibt Johannes in seinem Passionsbericht.
Wer sind diese Frauen, die Jesus Christus weinend auf seiner letzten Reise zum Kreuzigungsberg folgen, welche die grausamen Geschehnisse aus nächster Nähe miterleben müssen? Sie begleiten den Leichnam Jesu zusammen mit Josef von Arimathäa zum Grab. Man hat sie in der Geschichte als die frommen Frauen bezeichnet, ein Begriff, der heute bei einigen ein Naserümpfen verursacht. Mutige Frauen, emanzipierte Frauen, würde das heute nicht eher passen? Sie sind ein großes Risiko eingegangen, indem sie offen ihre Sympathie für einen zum Tode Verurteilten bekundeten.
Hatte Jesus nicht gesagt: „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ Diese Frauen gehören zu den wenigen, die an ihm keinen Anstoß nehmen. Die Rädelsführer, die den Tod Jesu wollten, sind ausschließlich Männer. Keine Frau hat nach den Evangelienberichten mit dem Tod Jesu etwas zu tun gehabt. Selbst die einzige heidnische Frau, die in den Erzählungen erwähnt wird, die Frau des Pilatus, will nicht seine Verurteilung. Sicher, Jesus starb für die Sünden aller Menschen, also auch die der Frauen. Aber an seinem Tod waren diese unschuldig! Vielleicht wird ihnen deshalb auch das Privileg geschenkt, den Auferstandenen als erste sehen zu dürfen und somit diese frohe Botschaft den Aposteln zu bringen.
Das Zeugnis einer Frau hatte im Judentum kein großes Gewicht. Auch die Apostel blieben zuerst skeptisch und wollen selbst nachsehen. Die Frauen sind Jesus gefolgt, aus Dankbarkeit für das Gute, das sie von ihm empfangen hatten, nicht aus der Hoffnung heraus, einen Vorteil zu erlangen oder in seinem Gefolge Karriere zu machen. Ihnen wurden keine „zwölf Throne“ verheißen, und sie hatten auch nicht darum gebeten, in seinem Reich zu seiner Rechten und zu seiner Linken zu sitzen. Sie folgten ihm, so steht geschrieben, „um ihm zu dienen.“ Nach Maria, der Mutter, waren sie die ersten, die den Geist des Evangeliums in sich aufgenommen hatten. Sie waren ihrem Herzen gefolgt und hatten sich nicht täuschen lassen. Ihre Gegenwart am Kreuz ist ein Vorbild für uns alle.
Unsere von der Technik beherrschte Zivilisation braucht diese Herzens, diese menschliche Liebe, diese Treue. Denn das Glück oder das Unglück auf Erden hängt nicht davon ab, ob ich intelligent bin, reich oder beliebt, sondern ob und wie ich liebe. Hätte ich alle Erkenntnis der Welt, aber die Liebe nicht, was nützte es mir? Wie dankbar dürfen wir diesen „frommen Frauen“ sein, denn die haben uns das Mitleid und die Liebe zum Herrn näher gebracht. Christus sagt zu einer von ihnen, als sie ihn mit duftenden Ölen sein Haupt salbte: „Überall auf der Welt, wo dieses Evangelium verkündet wird, wird man sich an sie erinnern und erzählen, was sie getan hat“. Diese Frauen sind jedoch nicht nur zu bewundern, sie sind auch nachzuahmen. Als erste unter ihnen ist Maria, die Mutter Jesu, zu nennen. Ihre Erben sind unzählige Frauen, ob Ordensfrauen der Laien, die heute an der Seite der Armen, der Aids-Kranken, der Gefangenen und all derer stehen, die auf die ein oder andere Weise von der Gesellschaft ausgestoßen sind. Die verstanden haben, worauf in unserem Glauben wirklich ankommt. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 17:59
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