Lesejahr C 2009/10
Die Lukaspassion (Palmsonntag - Lesejahr C) |
Wer kennt sie nicht, die Erzählung von Siegfried, dem Drachentöter, der im Nibelungenlied als Sohn eines mächtigen Königs geschildert wird, der im Drachenblut badete und fast Unverwundbar wurde. Keine Lanze und kein Schwert konnten seine Haut durchdringen und so gewann er alle Kämpfe, bis auf einen, als seine Gegner eine kleine Stelle an seinem Nacken fanden, die ihn verwundbar machte. Als Mensch wirkt er fast unheimlich in all seiner Kraft, in seiner Schönheit, in seinem Reichtum, ein Held, wie wir ihn gerne sehen, wie wir vielleicht selbst gerne so wären.
In der griechischen Mythologie begegnet uns auch Achilles, der ebenfalls als unverwundbar galt, Sohn eines menschlichen Vaters und einer göttlichen Mutter und doch hatte auch er eine kleine Stelle an sich, die ihm zum Verhängnis wurde.
Vielleicht stellten sich die Juden ihren kommenden Messias auch so vor. Unverwundbar, da er ja Gott selbst war, stark und Machteinflößend, alle würden vor ihm erzittern, niederfallen und er sein Volk mit dem Schwert in der Hand aus der Unterdrückung durch die Römer herausführen. Ein Gewinner, der dem Leben souverän gegenüber steht, der Mut hat und keine Angst, weil er nicht verlieren kann. Dessen Pferd ähnlich wie das des Siegfried, „Grane“ heißt, das bedeutet „Stärke“, der schnellste und kräftigste Hengst, den man finden konnte.
Doch Christus zeigt sich uns im Evangelium nicht als dieser erwartete Held, er kommt uns auf eine andere Art und Weise entgegen. Ohne ein edles und schnelles Pferd, auf einem Esel zieht er in die Stadt Jerusalem ein, auf dem Lasttier der einfachen Leute. Und doch werfen die Menschen ihre Kleider vor ihm zu Boden und wedeln ihm mit Palmzweigen zu, in dieser Erwartung, dass nun alles besser werden wird. Er wird sie enttäuschen, er wird seine Gegner nicht mit dem Schwert vertreiben oder niederschlagen. Nein, sie werden ihn versuchen zu vertreiben und zu erschlagen, mit Wunden zu übersähen und dann zu töten. Er wird auch nicht zum Held der Starken, sondern zum Held aller schwachen und sündigen Menschen, für sie tritt er ein bei seinem Vater, für sie opfert er sich heldenhaft. In ihm wird auch nicht das strahlende Gesicht des unangreifbaren Siegers sichtbar, sondern das des leidenden Menschen, um zu zeigen, dass unser Gott, sich mit uns in allem verbindet, auch und gerade in den dunklen Stunden des Lebens. Weil er dem Leid nicht aus dem Weg geht, sondern es annimmt und uns darin einen tragenden Sinn erkennen lässt, weil er uns zum Licht und zum unauslöschlichen Heil in seinem Reich führen will.
Der Palmsonntag bringt uns auf den gesunden Boden der menschlichen Realität zurück. Er führt uns in die Karwoche hinein, in der wir durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu mit unseren Lebenssituationen konfrontiert werden. Da wird nichts ausgespart oder beschönigt, verdrängt oder übersehen, es geht im Grunde genommen um unser ganzes Leben mit all seinen Phasen. Und Heldenhaft ist doch der, der im Glauben sich seinem Leben stellt und es ganz und gar Gott anvertraut, so wie es ist und nicht so wie er es gerne hätte, es aber nie sein wird. Der sich immer wieder neu im Gebet mit Jesus verbindet, sich von ihm stärken lässt, von Christus her das erfüllte Leben noch erwartet, von ihm sich erlösen lässt.
Von Maria können wir hier sehr viel lernen, sie stand treu an der Seite ihres Sohnes und ihres Gottes, bei seiner Geburt, in den Jahren seines Lebens bis zu seinem Sterben am Kreuz, aber auch bei seiner Auferstehung von den Toten. In dieser gelebten Verbindung mit ihrem Gott, hat umgekehrt auch Christus ihr in allem Kämpfen des Lebens zur Seite gestanden, besonders im letzten und entscheidenden Kampf. Und ihr so den Weg frei gemacht, zur Auferstehung in ein Leben, das von der Liebe und Gemeinschaft Gottes, all seiner Engel und Heiligen getragen sein wird und vor allem nicht mehr enden wird. Weil wir dann von den Früchten Jesu leben können, von seiner Heldentat. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 17:57
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