Lesejahr C 2009/10

Die Seligpreisungen Jesu (6. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

Lesejahr C 2009/10 >>

Das Wort Barmherzigkeit hat in unserer Gesellschaft mittlerweile den bitteren Beigeschmack von „Schwäche“ und „Versagen“ erhalten. Viel bedeutender ist das Grundgefühl der Gerechtigkeit: „Ich muss mir meine Rechte einfordern, das steht mir zu!“ Und doch wird unsere Welt allein durch Paragraphen nicht wirklich menschlicher. Gegen was da alles heute geklagt werden kann, das ist schon interessant. Doch die Nächstenliebe, wie wir sie in unserem Glauben kennen gelernt haben, das Erbarmen, das dem Nächsten einfach auch gut sein will, hat hier scheinbar keinen Platz.

Und doch soll das Lebensvorbild Jesu, seine Seligpreisungen, die fordernd sind, unser Handlungsmaßstab sein. Nach ihnen wird unser Leben einmal bewertet werden, ja vor Gott gerichtet werden. Und da werden manche Große sehr klein aussehen und viele Kleine groß dastehen. Deshalb müsste sich doch für uns die Frage stellen: „Wie und vor allem wo kann ich mithelfen, dass diese Werke der Barmherzigkeit durch mich geschehen?“

Was unsere Gesellschaft ja oft kalt und unbarmherzig macht, ist die Tatsache, dass viele Menschen sich wie Außenseiter fühlen und auch so behandelt werden. Eine oft geäußerte Bitte lautet: „Hab doch einmal etwas Zeit für mich, ich bin so allein, niemand hört mir zu!“ Zeit für den anderen haben, ihm noch zuhören können und wenn es nur zwei Minuten sind, das ist ein Werk der Barmherzigkeit.

Was heute auch viel zu oft fehlt, ist die Hochschätzung des Anderen, ein grundsätzliches Wohlwollen für ihn und seine Anliegen, und die Achtung seiner Würde als Person. Gut über den Anderen zu reden und zu denken gehört nicht mehr zum guten Ton, auch viel zu oft in der Kirche. Und dabei ist auch so mancher Kirchenkritiker gemeint, für den das Wort Barmherzigkeit zu einem Fremdwort geworden ist.

Schon in der Schule werden Kinder aufgrund von Überforderung und eigenem Frust viel zu selten gelobt. Eher werden ihnen alle möglichen Computerspiele gekauft, um vielleicht das eigene Gewissen zu beruhigen. Ein ganz einfaches „du schaffst das, komm, ich helfe dir dabei“ wäre da viel hilfreicher und vor allem erfolgreicher. „Gott ist an deiner Seite, er begleitet dich in allen Höhen und Tiefen deines Lebens, ihm kannst du alles sagen und ihm vertrauen.“ Dieser Glaube würde Kindern und auch Erwachsenen mehr helfen, als die Vertröstung vor dem Fernsehen oder der Musikstöpsel im Ohr.

Dort, wo wir uns für andere Menschen Zeit nehmen, ihnen zuhören und für sie und vor allem mit ihnen beten, da beginnen wir auch mit anderen Augen auf sie zu schauen. Da begegnet uns Christus in ihnen, da wird unser Tun ein Segen für diese Menschen. Diese Haltung verändert unseren Lebensalltag, weil Gott auch aus Barmherzigkeit für uns, dann so manches Probleme lösen wird, da wo wir selbst nicht in der Lage dazu sind. Seine Barmherzigkeit ist größer als unsere Ratlosigkeit und vor allem unsere Sorgen. Maria hat so gelebt und ist dafür von Gott belohnt worden, und die Kirche hat ihr einen sehr schönen Namen geschenkt: „Mutter der Barmherzigkeit.“

Maria lädt auch uns ein, die Welt mit dem Maß an Barmherzigkeit zu betrachten, das auch wir uns für unser Leben wünschen. Und Werke der Barmherzigkeit zu üben: "Mit den Augen Jesu." (pm)

 


„Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.

 

Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden.

 

Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.

 

Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.

 

Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein.

-

Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten.

 

Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern.

 

Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.

 

Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht."

 

(Lukas: 6, 20-26)

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 17:50


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