Lesejahr A 2013/14
"Die Treue zu Gott zahlt sich aus!" (26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 26.09.2014 |
Wer es jedem recht machen will, dem kann es im übertragenen Sinne gehen, wie den beiden Erzählfiguren in folgender Geschichte. Sie können uns die Bedeutung des heutigen Evangeliums etwas näher bringen:
Ein Vater und sein Sohn machen sich auf eine Reise und nehmen dabei ihren Esel mit. Der Vater reitet auf dem Esel und der Sohn geht nebenher zu Fuß. Auf dem Weg treffen sie auf einen Wanderer, der sich über beide wundert: „Wie kann der Vater nur so bequem sein und seinen Jungen laufen lassen, während er sich tragen lässt?“ Erschüttert steigt der Vater von seinem Esel ab und lässt nun den Sohn reiten.
Kurze Zeit später treffen sie einen zweiten Wanderer, der nur den Kopf schüttelt: „Junge, wie kannst du auf dem Esel reiten und deinen Vater neben dir her gehen lassen, sowas macht man nicht!“ Nun versuchen sich beide auf den Esel zu setzen und reiten weiter.
Kurzdarauf treffen sie auf einen dritten Wandersmann, der beide anfaucht: „Tierquäler seid ihr, der arme Esel!“ Also stiegen beide ab und gehen nun rechts und links neben dem Esel her.
Wieder treffen sie auf einen Wandersmann, der nur lacht: „Warum habt ihr denn den Esel in eurer Mitte, ist der zur Zierde da oder wollt ihr diesen nach Hause begleiten?“
Ganz verwirrt, binden Vater und Sohn dem Esel die Beine zusammen, schieben durch sie einen Baumpfahl und tragen ihn zusammen nach Hause!
Man kann über diese Erzählung schmunzeln, aber in ihr steckt viel Wahrheit über unser menschliches Verhalten. Denn Vater und Sohn wollten es ja nur jedem Recht machen und merkten gar nicht, dass sie immer mehr den Bezug zur Realität verlieren.
Unabhängig von der Meinung anderer sollen und dürfen auch wir als gläubige Christen einen festen Standpunkt im Glauben haben. Ich denke dabei an den Schutz des menschlichen Lebens, von seiner Zeugung bis zum natürlichen Tod.
Am Samstag waren rund 5000 Christen in Berlin auf die Straße gegangen und hatten sich mit „einen Marsch für das Leben“ zu Wort gemeldet. Ihnen kamen ca. 300 Gegendemonstranten entgegen, die sie zum Teil auf das Wüstete beschimpften und sogar tätlich angriffen. Eines der Plakate, das die Gegendemonstranten hochzeigten, hatte die Aufschrift: „Hätte Maria abgetrieben, wäret ihr uns erspart geblieben!“ In der Presse werden sie von diesem Marsch wohl kein Wort lesen, denn er spricht ein Thema an, die in unserem Land zu einem Tabu geworden sind, das stillschweigend geduldet wird. Und gleichzeitig sind genau das die Probleme, die wir täglich hören, die vielen sogar mittlerweile Angst machen: die Geburtenzahlen sinken und die Anzahl der älteren Menschen wächst. Die Gesellschaft droht zu überaltern und damit der Wohlstand zu kippen. Und wir dürfen uns an dieser Stelle fragen, welchen Stellenwert hat in unserer Gesellschaft eine katholische Ehe oder eine goldene Hochzeit, was erwartet eine christliche Familie wenn sie diese Werte leben möchte und eine Eltern, wenn sie mehr als zwei oder drei Kinder das Leben schenken wollen?
Als ich für dieses Schuljahr in der Grundschule den Unterricht in der dritten Klasse begonnen habe, konnte mir kein Kind sagen, was ein Pfarrer ist. Alles liebe Kinder, die meisten von ihnen aber wissen nicht einmal wo die Kirche in unseren Orten steht, weil wohl niemand sie in die Kirche mitnimmt. Und doch habe ich den Eindruck, sind diese Kinder völlig offen für den katholischen Glauben. Aber sie brauchen Vorbilder, die ihnen helfen Gott in ihrem Leben zu entdecken, die mit ihnen beten und so anleiten zu den ersten Glaubenserfahrungen. Ich bin sicher, dass ein Kind, welches Gott einmal kennen gelernt hat und erfährt, dass Jesus sein Gebet hört und ihm hilft, dass dieses Kind diese Erfahrung ein Leben lang nicht mehr vergessen wird.
Und vielleicht ist das genau die Botschaft Jesu auch an uns. Auch wenn so viele in der Taufe ja zu Gott gesagt haben und heute nicht mehr in die Kirche kommen oder ihn zu Hause vergessen haben, ihr Ja langsam zu einem Nein wurde. Auch dann und gerade dann ist jeder einzelne von uns gefragt, gegen diesen Strom mit zu schwimmen, und Vorbild zu sein im Gebet, im Glauben, im Glaubensleben. Was können wir suchenden Menschen von Gott erzählen? Wie können wir ihnen helfen, dass sie dem lebendigen Gott begegnen? Sich selbst auf den Weg machen und aus eigener Erfahrung beten lernen. Im Vertrauen, dass Jesus lebt und auch der Gott an meiner Seite ist. Ich glaube dass hier der Weg der Kirche in der Zukunft liegt und dass dort wo Zeugen im Glauben auftreten werden, viele auch zur Kirche sich neu hinwenden werden.
Das Evangelium ist also zunächst eine Anfrage an uns: „Du hast mir versprochen mein Jünger zu sein! Kann ich nun auf dich zählen oder nicht?“ (pm)
Letzte Änderung: 03.10.2014 um 21:09
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