Lesejahr B 2011/12
Ehe, ein weltlich Ding oder ein Sakrament? (27. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 13.10.2012 |
Von einem Idealbild sprechen viele Menschen heute, wenn sie die Vorstellungen der katholischen Kirche von der Ehe sich vor Augen halten. Von einem Idealbild, das doch so nicht oder nicht mehr ein ganzes Leben lang lebbar sei. Und es ist wahr, die Ehe als sakramentale Verbindung von Mann und Frau in der Kirche, ist in unserem Land in die tiefe Krise geraten. Jahr für Jahr geht die Anzahl der kirchlichen Trauungen kontinuierlich zurück. Gleichzeitig, steigt aber die Zahl der Ehescheidungen. In Deutschland sind es ca. 200.000 Paare die sich im Jahr scheiden lassen, das ist auf dem Land jede zweite Ehe, in der Stadt beinahe jede dritte.
Die Folge ist, dass die Unauflöslichkeit der Ehe zu einem heiß diskutierten Thema geworden ist, die Kirche soll sich endlich den Gegebenheiten anpassen. Für viele der Kirche fern stehenden Menschen ist diese Frage kein Problem mehr, sie richten sich nur noch nach den stattlichen Gesetzen, die eine Scheidung und wieder Heirat nach der zivilen Ehe ermöglichen. Was die Kirche dazu sagt, inwieweit die Gebote Gottes hier zum tragen kommen, ist ihnen im Grunde genommen egal. Und genau hier liegt der Knackpunkt dieser so traurigen Entwicklung, nämlich in einer Lebensweise vieler ohne Verantwortung gegenüber Gott.
Die Worte Christi im Evangelium fordern nämlich etwas ganz anderes: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ In der Unauflöslichkeit der Ehe, geht es doch gerade um die Würde des Menschen, die er von Gott erhalten hat. Jeder Mann und jede Frau sind einmalige Geschöpfe Gottes, keine Serienfabrikate, sondern seine Handarbeit. Er schuf Mann und Frau als Personen gleichwertig, aber nicht gleichartig. Sie sollen sich vielmehr ergänzen und nicht ersetzen, wie das heute oft in der Gesellschaft geschieht. Ich denke, wenn zwei Menschen aufeinander angewiesen sind, füreinander Leben und Gott in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt, dann können sie auch miteinander leben. Jeder mit seinen Schwächen und Fehler, die er hat, die er in die Ehe mitbringt, aber auch seinen guten Seiten.
Dann wird Ehe nicht zu einem Gegenstand, den ich willkürlich „Benutzen und wenn nötig Wegwerfen kann“. Denn diese Mentalität ist für die Ehe tödlich. Bei einer Umfrage in der Schule, fragte ich die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse, was sie überhaupt nicht mögen: Die meisten Antworten waren: „Untreue und Unzuverlässigkeit.“ Das heißt doch im übertragenen Sinne, ich möchte nicht zum Lustobjekt eines anderen werden, um dann nach einer kurzen Zeit wie eine Ware wieder weggeworfen zu werden. Sondern zu einem Menschen, um den sich der Andere bemüht und anstrengt, dem ich es wert bin. Ist das nicht das eben angesprochene Idealbild der Kirche von Ehe, das Aufbaut auf „Treue und Zuverlässigkeit“ gegenüber dem Ehepartner?
Und denken wir doch nur einmal daran, welche tiefen Wunden eine gescheiterte Ehe hinterlassen kann, vieles ist nicht mehr so wie es war. Nicht nur für die Ehepartner. Besonders tragisch sind die Folgen oft für die Kinder aus dieser Ehe. Das kann ich immer wieder im Schulunterricht bei einigen meiner Schülerinnen und Schüler hautnah erleben. Da wird vieles schon im jungen Alter auf den Kopf gestellt. Und ich frage mich, können diese Kinder dann später selbst eine Ehe befürworten?
Die Forderung, die die Pharisäer im eben gehörten Evangelium an Jesus haben, liegt auf der gleichen Ebene. Es war nämlich im Judentum üblich, dass ein Mann seine Frau ohne Grund aus der Ehe entlassen konnte. Ein ungeheures Unrecht gegenüber der Frau würden wir heute sagen, denn sie gehörte damals nur zum Besitzstand des Mannes. Allein das mosaische Gesetz erlaubte die Scheidung nur dann, wenn der Mann einen triftigen Grund angeben konnte, der durch das Gesetz festgelegt war. Jesus wird diese Frage vorgelegt, in der Hoffnung, dass er nun eine Position zugunsten der einen oder anderen Haltung bezieht. Aber er gibt den Leuten eine Antwort, mit der sie nicht gerechnet hatten: „Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Moses euch dieses Gebot gegeben.“
Christus verteidigt also die Unauflöslichkeit der Ehe. Denn er weiß um die Folgen dieser Forderung. So betrachtet ist die Ehe ein Lebensmodell, das dem Menschen dienen soll. In dem Menschen eine Chance finden, in der ständigen Begegnung mit dem Ehepartner zu reifen, auch an sich zu arbeiten. Und nicht ein Gerät oder ein Werkzeug, das wenn es beschädigt ist, gleich ersetzt werden soll. Sondern auch repariert werden kann, damit es ein Leben lang hält. Und das sein Fundament auf Christus baut und seinem Ideal folgt: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Immer wieder. (pm)
Letzte Änderung: 14.10.2012 um 09:20
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