Lesejahr A 2013/14

"Einer und doch nicht allein" (Dreifaltigkeitssonntag - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 12.06.2014
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In seinem Buch „Gott existiert – ich bin ihm begegnet“, beschreibt André Frossard, der als Atheist in Frankreich aufgewachsen ist, seine Gottesbegegnung, als er beim Warten auf einen Freund, sich zufällig in eine kleine Kirche in Paris begibt. An Gott, so beschreibt er, mit dem er sich von nun an beschäftigt, fasziniert ihn diese Ordnung in allem, die bis ins Universum langt, seine Person, die Christen ihren Vater nennen, seine milde Güte, die er an sich erfahren durfte. Eine Milde, die durchdringend ist, fähig den härtesten Stein zu zerbrechen und damit das menschliche Herz. Ein Gott, der immer der Größere bleibt und unsere Vorstellungen und Worte weit übersteigt. Zu dem wir aber trotz allem „Du“ sagen, weil wir in Jesus Christus seine menschliche Person kennen gelernt haben.

Heute, am Dreifaltigkeitsfest, begegnet uns dieser Gott als Vater der ganzen Schöpfung, als menschgewordener Sohn, der zu unserem Heil und unserer Erlösung in die Welt kam und als Heiliger Geist, der uns innerlich ergreifen und inspirieren, trösten und heil machen will. Gott ist die Liebe, lesen wir im Johannesevangelium und in seinem ganzen Sein ist er schöpferische Liebe, rettende Liebe und heilende Liebe für uns Menschen. Deshalb kann er nicht ein einsamer Gott sein, sondern lebt in Gemeinschaft: als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er ist ein Gott, der uns einlädt, ihn kennen zu lernen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und zu pflegen. Ein Gott, der zu uns kommt, der für uns Gott ist und die Welt nicht ihrem Schicksal überlässt. Gott liegt etwas an der Welt, er kommt in seinem Sohn Jesus Christus nicht um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten.

Und doch bleibt er uns Menschen zugänglich und zugleich verborgen. Zugänglich, als er Mose im brennenden Dornbusch seinen Namen sagt: „Ich bin der, ich bin da.“ Und uns damit auch sagt: Zu lieben heißt für andere da zu sein, sie anzunehmen, so wie sie sind. Vielleicht können wir uns das heute noch einmal bewusster machen, etwa wenn wir das Kreuzzeichen machen und uns so an Gott wenden, um seinen Segen und Schutz zu erbitten.

Oder wie wir nach dem Ruf „aus dem heiligen Evangelium nach Johannes“ geantwortet haben: „Ehre sei dir o Herr.“ Und dann ein Kreuz auf die Stirn, auf den Mund und schließlich auf die Brust gemacht haben. Das Kreuz auf der Stirn war eine Bitte an Gott, um gute Gedanken, um sein Wort des Evangeliums richtig zu verstehen. Das Kreuz auf den Mund stand für mein Reden, meine Wortwahl, damit meine Worte aufbauen, nicht verletzen, wenn sie von Gott sprechen. Und das Kreuz auf der Brust, genauer genommen in der Herzgegend, hat uns auf die rechte Gesinnung hingewiesen, die Liebe mit der wir beten, reden, singen und so Gott ehren wollen.

Je bewusster wir also ein Kreuzzeichen machen, umso mehr können wir uns auch in diese Gegenwart des lebendigen Gottes stellen. Der Glaube an ihn beinhaltet nämlich immer auch den Aspekt des Vertrauens auf ihn. Das Vertrauen, dass er mich und mein Leben wirklich kennt, weil er uns Menschen nicht zufällig nach seinem Abbild als Mann und Frau geschaffen hat. Weil sich in uns das große Geheimnis Gottes widerspiegelt. Als Mensch bin ich einer, einmalig und einzigartig und doch brauche ich die Gemeinschaft, Beziehungen und Liebe, damit ich leben und mich entfalten kann. So wie der eine Gott, als Vater, Sohn und Heiliger Geist. (pm)


Letzte Änderung: 13.06.2014 um 13:56

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