Lesejahr C 2009/10
Einmal allmächtig sein (19. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Stellen sie sich einmal vor, Gott würde einen gewöhnlichen Menschen auf dieser Erde aussuchen und ihm für eine gewisse Zeit all seine Vollmachten übertragen. Ein Mensch würde „allmächtig“, könnte tun und lassen was er will und auch die Wünsche all seiner Mitmenschen erfüllen oder ablehnen. In dem Kinofilm „Bruce allmächtig“ wird dies wahr, ein junger Mann wird über Nacht mit den Vollmachten Gottes ausgestattet. Alles was er sich wünscht geschieht, ein wunderbare Vorstellung für ihn. Sogar sein Hund lernt ordentlich, so wie es Menschen tun, zur Toilette zu gehen. Er braucht es sich nur zu wünschen und schon geschieht es. Doch es bleibt nicht bei seinen Wünschen allein, ab dieser Stunde wird er mit den Gebeten aller Menschen dieser Welt konfrontiert. Millionen von Bitten und Anliegen treffen täglich bei ihm ein, er soll sie alle erfüllen. Anfangs nimmt er sich die Zeit sie zu beantworten, dann aber beschließt er, alle Bitten, Wünschen und Gebete der Menschen auf einen Schlag zu erfüllen.
Und was meinen sie was dann geschieht? Das blanke Chaos bricht von dieser Stunde an in der Welt aus. Menschen beginnen sich über andere zu erheben, wollen sich Mitmenschen gefügig machen, fremden Reichtum erwerben, im Lotto gewinnen, usw. Bald schon merkt Bruces, dass er gegen dieses Chaos trotz seiner göttlichen Fähigkeiten nichts tun kann, der freie Wille des einzelnen Menschen hindert ihn daran.
Wenn wir uns heute in unseren Kirchen so umschauen, dann sind es wenige geworden, die ihren Glauben noch beständig und mit dem nötigen Vertrauen auf Gott leben. Ja wir sind zu einer kleinen Herde geworden, oft die Gleichen, die in unseren Pfarrgemeinden beten, am Sonntag die Messe besuchen und sich entsprechend engagieren. „Fürchte dich nicht, du kleine Herde,“ ruft uns Christus im heutigen Evangelium zu, „denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.“ Wir leben als Christen in dieser Welt, haben zu arbeiten und unsere Alltagspflichten zu erfüllen, aber wir haben eine Hoffnung, die über das Leben in dieser Welt hinaus reicht. Denn dieser Lebensabschnitt ist ein Teil des Lebens, aber nicht das ganze Leben. Was wäre das denn für ein Gott, der uns nur bis zum Tod liebt und uns dann im Stich lässt? Um was wollten wir ihn denn bitten, dass wir möglichst lange Leben und niemals krank werden? Mit welchen Gebeten sollten wir vor ihn treten, etwa: „Lass mich möglichst viel in diesem Leben mitnehmen, damit ich beruhigter sterben kann?“
Doch Gott ist anders, er ist heute, morgen, jeden Tag in meinem einmaligen und nicht wiederholbaren Leben an meiner Seite. Und irgendwann wird der Tag kommen, an dem er auch mich für die Ewigkeit rufen wird. Werde ich ihn dann mit offen Armen empfangen oder mit den Händen vor dem Gesicht? Unser Glaube ist keine Pflicht, er ist der befreiende Weg zu der Wohnung unseres himmlischen Vaters, der Weg zum Heil das wir uns nicht selbst geben oder verdienen können. Dem Heil, das von Gott kommt und bei ihm seine Vollendung findet. Auch wenn wir in Deutschland ein weiteres Wirtschaftswunder erleben würden, wenn unser Erfolg und Ansehen noch steigen und der Wohlstand einen neuen Rekord verzeichnen würde. Das Murren, die Ängste und vor allem die Unzufriedenheit würden bleiben. Friede und Versöhnung findet der Mensch, der Gott sucht und an ihm festhält. Der sich nicht bequem zurücklehnt und den lieben Gott einen guten Mann sein lässt, sondern sich für das Reich Gottes einsetzt und so Schätze im Himmel sammelt – Schätze die zeigen, woran sein Herz wirklich hängt. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:08
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