Lesejahr B 2011/12

"Einmal katholisch, immer katholisch" (Eine Predigt aus aktuellem Anlass)

Geschrieben von (pm) am 27.09.2012
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Da es ja bekanntlich keine Zufälle gibt, scheint das eben gehörte Evangelium an einer Stelle genau auf die kuriose Entscheidung eine Antwort zu geben, von der sie in der vergangenen Woche sicherlich gelesen haben.

Da haben wir in der theologischen Ausbildung noch den Satz gelernt „semel catholicus, semper catholicus“, zu Deutsch „einmal katholisch, immer katholisch“ und nun soll das in Deutschland mit einem Kirchenaustritt so einfach nicht mehr möglich sein. Also ich habe meine Bedenken bei dieser Entscheidung, die hier von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz meines Erachtens Rom abgerungen wurde. Ob der Papst hier Feder führend war das bezweifle ich, denn er war es, der bei seinem Deutschlandbesuch von der „Entweltlichung“ der Kirche sprach und damit eben meinte, dass es nicht erste Aufgabe von Kirche sein kann, Geld einzutreiben oder zu verwalten.

Damit wir uns recht verstehen, ich bin nicht gegen die Zahlung von Kirchensteuern, denn dann könnten wir viel Gutes in unserem Land als Kirche nicht mehr tun, hätten keine Kindergärten und auch keinen Caritasverband. Ich glaube aber, dass man gar nicht aus der Kirche austreten kann, weil ein gespendetes Sakrament immer wirksam bleibt, mit oder ohne Kirchensteuer. Als frisch geweihte Priester wollten wir uns als Weihekurs diesen Spaß mit dem damaligen Bischof erlauben. Wir wollten ihm nach der Weihe todernst sagen: „So Herr Bischof, jetzt haben sie uns geweiht, jetzt können wir ja aus der Kirche austreten.“ Denn auch dann wären wir Priester geblieben, die Weihe kann nämlich nicht mehr zurückgenommen werden, wie alle anderen Sakramente auch.

Eine kritische Stimme zu diesem Thema kam in den letzten Tagen vom Stadtpfarrer von München. Er bezeichnete dieses Kirchensteuer-Dekret als einen wie er sagte: „Grandiosen Schuss ins eigene Knie.“ Denn wie sollen wir Pfarrer nun Eltern bei der Taufe erklären, dass ihr Kind nur so lange katholisch bleiben kann, wie es später als Erwachsener die Kirchensteuern zahlt? Oder wird es erst katholisch, wenn es den ersten Cent verdient und damit Kirchensteuern bezahlen kann? Wie kann es sein, dass ich in Deutschland aus der Kirche austreten kann, in Italien aber zum Beispiel nicht und das in der einen römisch katholischen Kirche? Wäre da es nicht sinnvoller, denen die keine Kirchensteuer zahlen wollen, etwa bei einer Taufe oder Hochzeit zu sagen: „Das kostet dann auch entsprechend, im Gegensatz zu denen die Kirchensteuer zahlen,  denn für die ist und bleibt hier alles kostenlos.“  Ich fände solch eine Praxis fairer und sinnvoller, denn in der Taufe haben wir ein Prägemal erhalten, das kein Christ ablegen kann.

Sicher, ich kann meinen Glauben nicht praktizieren, das machen heute viele Deutsche, obwohl sie Kirchensteuer zahlen. Und denen, die Austreten dann einen Brief zu schreiben, wie es das neue Dekret vorschreibt, um sie zu einem Gespräch einzuladen, das passiert bereits! Gemeldet hat sich aber auf einen solchen Brief bei mir jedenfalls bis heute noch keiner. All das erinnert mich an die Reaktion der Jünger im Evangelium, die sich furchtbar darüber aufregen, dass ein Anderer im Namen Jesu Dämonen austreibt und das mit Erfolg. „Wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachgefolgt ist.“ Doch Jesus tadelt die Jünger und sagt ihnen: „Hindert ihn nicht, keiner der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.“ Wir sollten uns das noch einmal überlegen, denn viele Katholiken gewinnen werden wir mit diesem Kirchensteuer-Dekret in Zukunft sicherlich nicht.

Mit einer Sozialsteuer wie in Italien, bei der jeder selber entscheidet, wem er dieses Geld spendet, wäre die Verantwortung eine Andere und ich könnte als Pfarrer ruhigen Gewissens Eltern im Taufgespräch sagen: „Ihr Kind wird durch die Taufe katholisch werden und es auch immer bleiben können.“ (pm)


Letzte Änderung: 28.09.2012 um 06:35

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