Lesejahr C 2012/13
"Einmalig und doch vereint" (Dreifaltigkeitssonntag - Lesejahr C) |
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!
Der Kirchenvater Augustinus beschreibt in seinen Bekenntnissen, als er ein Buch über die Dreifaltigkeit Gottes schreiben will, hat er nachts einen Traum. In diesem Traum sieht er sich am Ufer eines Meeres entlang gehen, und bemerkt am Meeresstrand ein Kind, das mit einer Muschel Wasser aus dem Meer schöpft und in eine Sandmulde hinein gießt. Er fragt das Kind: „Was machst du denn da?“ Und es gibt ihm zur Antwort: „Ich möchte das ganze Meer in meine Sandmulde hineinschöpfen.“ Da fällt es Augustinus wie Schuppen von den Augen, genau so etwas Unmögliches versucht er ja auch, indem er mit seinem begrenzten Verstand das Geheimnis des unendlich großen Gottes erfassen will.
Ja, liebe Mitchristen, auch wenn wir heute technisch gesehen soweit fortgeschritten sind, wie noch nie in der Geschichte der Menschheit: Gott können wir nicht verstehen, sonst wäre er nicht Gott. Und viele machen dann den Fehler, dass sie ihn lieber ignorieren, anstatt zu ihm zu beten, damit er sich ihnen zu erkennen gibt. Der Apostel Paulus drückt es da schon etwas verständlicher für uns aus, wenn er über Gott sagt: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ Wir sind ein Teil der guten und faszinierenden Schöpfung Gottes, als Menschen die Krone seiner Schöpfung. Täglich können wir Neues entdecken und lernen, immer wieder regt uns seine Schöpfung zum Staunen und Nachdenken an.
Wer bin ich für Gott, wenn er all das geschaffen hat, es bis ins Kleinste geplant und mir zum Nutzen anvertraut hat? Warum tut er so etwas für mich, für uns als Menschen? In der Kirche haben wir eine einfache und plausible Antwort darauf: „Weil er uns liebt.“
Im heutigen Evangelium werden uns alle drei Personen beschrieben, die wir mit Gott verbinden. Da redet Jesus Christus, als Sohn Gottes über den Heiligen Geist, als dem Beistand, der uns hilft Gott im Glauben zu begreifen und er redet von seinem himmlischen Vater, der ihn in unsere Welt gesandt hat. Jesus betont dabei und an vielen anderen Stellen der Evangelien, dass der Vater und der Geist mit ihm in einer lebendigen Beziehung stehen, eben in einer Liebesbeziehung. Diese lässt jeden frei sein als Person und individuell wirken und doch miteinander verbunden, als ein Gott. Das ist schon was großes, wenn man sich hier einmal die Zeit nimmt, um darüber nachzudenken, denn da gibt es keine Konkurrenz, keinen Neid und keine Eifersucht.
Das Wort Gottes kann nicht einfach wie ein Buch gelesen werden, wie ein Roman oder eine gewöhnliche Geschichte, um es zu verstehen. Heute geben viele so schnell sein Wort auf, weil sie es eben nicht richtig oder falsch verstehen. Und genau hier setzt Jesus im Evangelium an, wenn er sagt: „Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, wird ER euch in die ganze Wahrheit führen.“ Jesus bittet uns, immer zuerst um den Beistand des Heiligen Geistes zu beten, bevor wir sein Wort lesen, nur so können wir es auch durch das Wirken des Geistes verstehen. Dann wird Wort Gottes spannend, weil ER mich durch sein lebendiges Wort ansprechen kann und ich IHN nicht überhöre.
Der heiligen Hildegard von Bingen wurde schon vor über 800 Jahren diese Gabe von Gott geschenkt, sein Wort zu verstehen und es prophetisch zu deuten, was ihr den Namen einbrachte: „Tischgenossin Gottes.“ Auch wir dürfen am Sonntag in der Kirche sein Wort hören und sind in der Feier der Eucharistie Tischgenossen Gottes, hineingenommen in seine große Liebesgemeinschaft. (pm)
Letzte Änderung: 25.05.2013 um 19:20
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