Lesejahr C 2012/13
"Er ist auferstanden" (Ostern - Lesejahr C) |
Vielleicht können sie es heute einmal versuchen! So kurz vor dem Mittagessen oder einfach wenn sie Familienangehörige, Freunde oder Bekannte im Laufe des Tages treffen, die heute Morgen nicht hier waren, mit dem Satz: „Er ist auferstanden.“ Vielleicht wird man ihnen nicht gleich Gehör schenken oder sie etwas irritiert anschauen oder nachfragen: „Wer ist auferstanden? Wer ist ER?“ Ja, würde Jesus heute Morgen hier predigen, dann wäre die Kirche zu klein. Und ich denke es muss schon etwas ergreifenden gewesen sein, als Petrus und Johannes, als auch Maria Magdalena ihm nach der Auferstehung begegnet sind. Menschen, die auch ihre Fragen und Zweifel hatten, als er plötzlich in einem Grab lag. Jeder begegnet dem Auferstandenen auf seine Weise.
Petrus, der sich eher an sichtbare Fakten hält, will sich selbst davon überzeugen, und läuft nach den Aussagen der Frauen zunächst einmal zum Felsengrab, sieht dort die Leinenbinden und das Schweißtuch zusammengebunden liegen. Doch das leere Grab sagt ihm: „Er ist wirklich auferstanden.“
Johannes, der seine persönlichen Erfahrungen schildert, hält es schon auf dem Weg dahin für möglich, dass Jesus seine Ankündigung wahr gemacht hat und so sagt er von sich als er das leere Grab sieht: „Ich sah und glaubte.“ Man darf nicht vergessen, dass die ersten Jünger keine Bibel hatten, kein Nachschlagewerk, keinen Kommentar dazu und keine Erfahrungen mit dem Osterfest. Aber sie hatten die Hoffnung im Herzen, dass Gott mehr Möglichkeiten hat, als nur das, was ich mit dem bloßen Auge sehen kann.
Am Stärksten empfinde ich das Zeugnis der Maria Magdalena, die den Auferstandenen festhalten will, ihn berührt und mit ihm spricht. Später wird sie den anderen sagen: „Ich habe den Herrn gesehen.“
Heute tun sich viele Christen schwer, dem Zeugnis der Bibel zu glauben. Oft hatten sie noch keine konkrete Glaubenserfahrung im Leben gehabt und können so Auferstehung auch nur schwer verstehen.
Vor einigen Jahren habe ich in der Osternacht einen Muslimen getauft. Der junge Mann wollte unbedingt Christ werden und erzählte mir über seine Erfahrungen seit er diesen Wunsch geäußert hatte. Er musste sich vor seinem Vater verstecken und alle Kontakte zu den Angehörigen seines Glaubens abbrechen. In den vorangegangenen Glaubensgesprächen merkte ich, wie lernbereit er war und wie sehr ihn die Liebe Gottes ansprach, die er so bisweilen in seinem früheren Glauben nicht kennen gelernt hatte. Als ich ihm das Wasser der Taufe über den Kopf gegossen hatte, hatte er Tränen in den Augen, denn nun war er einer von uns, ein Christ!
„Ja, gute Nachrichten machen schneller die Runde, weil Menschen vor allen jene Geschichten gerne ihren Freunden mitteilen, die starke Gefühle auslösen.“ Aber doch müssen wir täglich feststellen, dass in den Medien die negativen, die schlechten Nachrichten, die Sensationen sich zumeist durchsetzen. Nach der Auferstehung Jesu brauchten die Jünger zum Glück keine Zeitung, kein Fernsehen und keinen Computer. Als überzeugte und erfüllte Menschen waren sie bereit, diese heilbringende Botschaft staunend und voller Freude weiterzuerzählen und vor allem im Alltag zu leben.
Das fehlt mir heute im Christentum in Deutschland, das gelebte Christentum. Geredet wird genug, jeder hat eine Meinung, aber vorgelebt wird viel zu wenig. Unser Glaube ist ein Beziehungsglaube, der uns in die lebendige Beziehung mit dem liebenden Gott hineinnimmt.
Warum waren denn die Jünger nach dem Tod Jesu traurig?
Weil sie ihn geliebt haben!
Warum konnten sie nicht einfach nach seinem Tod von ihm ablassen?
Weil sie ihn geliebt haben!
Warum sind sie so voller Freude gewesen, als er ihnen nach seiner Auferstehung begegnete?
Weil sie ihn geliebt haben!
So und nur so könnte die frohe Osterbotschaft sich unter den Menschen verbreiten und viele ließen sich Taufen auf diesen Glauben hin. Weil die Zeugen es allen erzählten, denen sie begegneten: „Er ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden und wir sind Zeugen dafür. (pm)
Letzte Änderung: 30.03.2013 um 18:34
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