Lesejahr A 2013/14
"Glaube ohne Kirche?" (15. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 09.07.2014 |
„Um an Gott zu glauben, brauche ich doch keine Kirche“, dieser Satz ist mir schon oft in den letzten Jahren gesagt worden. Er hört sich auch gut an, denn er drückt eine Unverbindlichkeit aus, die heute gerne praktiziert wird. Wenn ich was von Kirche brauche, melde ich mich und wenn nicht, dann eben nicht.
Der Soziologe Prof. Detlef Pollack aus Münster hat aber einen interessanten Nebeneffekt festgestellt, der uns heute immer deutlicher wird. Mit der Abnahme der Kirchenbindung schwindet auch der Glaube an Gott. Auch wenn die meisten Deutschen in Umfragen immer wieder angeben, sie könnten auch ohne Kirche glauben, in der Praxis tun sie es überwiegend nicht. Laut einer Studie, glauben von den Christen in unserem Land, die nie einen Gottesdienst besuchen, weniger als die Hälfte an Gott. Von denen, die mindestens einmal im Monat zur Kirche gehen und sich in der Gemeinde engagieren, so gut wie alle.
Der Glaube verkümmert, wenn der Austausch mit dem Pfarrer und anderen Gleichgesinnten sowie gemeinsame Riten im Gottesdienst fehlen. Die Kirche ist dann nur noch für jene, die regelmäßig den Gottesdienst besuchen, eine Stütze des Glaubens. Dass dann immer mehr aus der Kirche austreten, so Pollack, sei eher aufgrund der wachsenden Gleichgültigkeit gegenüber der Institution Kirche zu sehen. Als Folge einer wachsenden religiösen Individualisierung, in der die persönliche Glaubensüberzeugung über dem Glauben der Kirche steht.
Glaube beginnt mit dem führwahrhalten, dass Christus Gott ist, dass er mein Erlöser ist, mein Retter, mein Befreier, der, dem mein Glück, mein Wohlergehen wirklich am Herzen liegt. Dessen Wort bei mir auf fruchtbaren Boden fallen will, mein Herz berühren will, in einem Leben aufgehen will. Damit die Menschen dem Evangelium durch mich glauben, weil sie es an mir als gelebte Wahrheit sehen.
Ein Mann aus unserer Pfarreiengemeinschaft schrieb mir dazu im letzten Jahr einen lieben und anregenden Brief. Darin beschrieb er seine Glaubenserfahrung mit Kirche: „Es ereignete sich im Jahre 2008, als ich seit vielen Jahren mal wieder die Kirche besuchte und dort dem lieben Gott `Dank` sagte für die Geburt eines gesunden Sohnes. Die Predigt … erreichte schon sehr tief mein Herz und von da an war ich ständig sonntags in der Kirche. Dies tat ich mit einem Wohlgefühl und einer Zufriedenheit, die man sich auch nicht kaufen kann. Man grüßte die Kirchgänger, hielt ihnen die Tür auf, hatte beim Abschied noch ein nettes Wort zugerufen und man bekam etwas „ Positives“ zurück. Es gab von da an in meinem Leben viele Momente, wo ich Gott um Vertrauen, Kraft und Stärke, auch Hilfe angerufen habe und wurde eigentlich nie enttäuscht. Gott und ich wir haben einen Deal, ich bete zu ihm, glaube an ihn und er soll mir auf meinen Wegen Zuversicht und Hoffnung geben. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit erzähle ich den Menschen um mich herum, welches Gefühl mich umtreibt, Gott anzurufen und ihn um Verzeihung und Hilfe zu bitten. Vielleicht kann ich den ein oder anderen auch überzeugen, meinen Weg zu Gott zu begleiten.“
Gottes Wort richtet uns auf, es tröstet uns und macht uns frei, indem wir an ihn glauben, bringt es in unserem Leben in dem Maße Früchte hervor, wie wir bereit sind, es aufzunehmen! Der bekannte Sänger Jonny Cash hat einmal gesagt: „Wenn wir als Christen meinen, auf alle hören zu müssen, dann können wir nicht mehr auf Gott hören.“
Nutzen wir dazu unsere von ihm geschenkte Freiheit! (pm)
Letzte Änderung: 10.07.2014 um 09:23
Zurück