Lesejahr B 2011/12
"Glaubst Du an Dich selber oder Glaubst Du an Gott?" (Ostern - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 05.04.2012 |
Man sagt heute, die Gesellschaft brauche Siegertypen, Menschen voller Optimismus, Selbstsicherheit, Ausstrahlung und Durchsetzungsvermögen. Kurse werden angeboten, in denen man Techniken erlernen kann, um vom „Looser“ zum „Winner“ zu werden. „Du musst an dich selber glauben, nur an dich selbst!“
Scheitern und Versagen sollen zwanghaft abgestellt werden, sie haben keinen Platz in unserer Zeit, in der Perfektion gefragt ist. Magersucht und Schönheitswahn, Alkohol- oder Drogenprobleme, ein Leben ohne Gott und seine Gebote, all das wird dabei in Kauf genommen, Hauptsache ich habe Erfolg! Doch was, wenn ich mich täusche, wenn ich am Ende verbraucht bin, nichts mehr einzusetzen habe, mein Leben nicht mehr zusammenflicken kann?
Er ist Mitte Dreißig und geht an Weihnachten, und ab und zu auch an Ostern in die Kirche. Über den Glauben zu sprechen ist eher nicht seine Art. Aber vor kurzem hat er bei seinen Freunden offen bekannt: Partys hier und da, gut und schön, aber die alleine bringen mir nicht mehr den Kick! Als er die Osterkerze in seinen Händen hält, da kommt ihm neu die Ahnung: Es muss mehr geben als diese sichtbare, greifbare Welt. Das kann doch nicht alles sein, auch wenn ich es mir nicht so recht vorstellen kann, wie das mit der Auferstehung Jesu gewesen sein muss. Aber, „den da oben“ muss es doch wohl geben, denn der hat mir schon einmal geholfen, als ich ganz unten war, in einem dunklen Loch. In der Osternacht schaut er auf seine kleine, brennende Osterkerze und denkt sich: „Gut, dass es dich da oben gibt und ich dir wichtig bin, so wie ich bin.“ Und in seinem Herzen macht sich die Hoffnung breit, dass Gott sich auch dann unser Annehmen wird, wenn wir nicht perfekt sind, cool oder jedem Trend zwanghaft nachlaufen. Nein, denkt er: Wir sind nämlich keine Eintagsfliegen!
Aber wer, so fragt er sich, ist noch wirklich in seiner Tiefe von dieser christlichen Botschaft überzeugt? Dass durch die Beichte echte Versöhnung möglich ist! Dass Menschen sich, wenn sie an Christus glauben, im Leben zum Guten hin verändern können! Dass es bei uns nicht zuerst um die Moral geht, sondern um die Liebe! Dass Glaube auch nicht zuerst Pflicht und Last ist, sondern Gottes einzigartiges Angebot, mir zu helfen, schon in diesem Leben erfüllt zu werden und erst recht eine Ewigkeit lang! Ostern will diesen Glauben in unsere Herzen hinein pflanzen, der eben nicht von äußeren Umständen abhängt. Einen Glauben, an dem ich mich festhalten kann, auch in Zeiten, in denen mein Leben durchkreuzt wird. Und wer diese Erfüllung in Gott einmal selbst erfahren durfte, der weiß, dass die Osterfreude mehr ist als Schokohasen oder alljährliche Feiertagslaune.
An Ostern geht unser Blick in das leere Grab hinein, unsere Ohren werden zu Zeugen der Auferstehung und unser Herz darf sich an dem menschgewordenen Sohn Gottes erfreuen, der die Mauer des Todes zerstört hat. An Gründonnerstag und am Karfreitag haben ihn fast alle im Stich gelassen, kaum einer mehr einen "Pfifferling" auf ihn gesetzt. Und an Ostern wollten außer seinen Jüngern, viele einen Beweis, dass er lebt. Ja, liebe Schwestern und Brüder, in der Geschichte hat sich nicht so arg viel verändert und wenn wir auch im Vergleich zu all den getauften Christen in unserer Pfarrgemeinde überschaubar sind, so dürfen wir doch heute aus ganzem Herzen rufen: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden, Halleluja.“ (pm)
Letzte Änderung: 07.04.2012 um 08:28
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