Lesejahr C 2012/13

"Gott existiert" (3. Sonntag - Lesejahr C)

Lesejahr C 2012/13 >>

Wir machen uns oft nur materielle Vorstellungen von dem was wir aus der Bibel hören. z.B. beim heutigen Evangelium, da heißt es: „Ich – Jesus - bin gesandt, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Wenn das nicht bedeutet, dass die Gefängnisse leer werden und es keine Blinden mehr gibt, was bedeutet das dann wirklich?   

In der ersten Lesung haben wir - zur Erklärung - gehört wie Esra „das Gesetz Gottes“ vorliest und die Menschen mit erhobenen Händen „Amen, amen“ sagen und sich verbeugen, sie weinen vor Glück, dieses Gesetz zu bekommen! Wie reagieren sie innerlich, wenn ich hier Anfange die Hinweise, Gebote und Verbote der Kirche vorzulesen: Das Freitagsopfer, täglich beten, Sonntagspflicht, Beichten wenigstens einmal im Jahr, usw.? Ich lese ihnen die Bekehrung von einem jungen Mann vor – sehr gekürzt – um ihnen und mir aufleuchten zu lassen, wie wichtig oder unwichtig, wie schön oder anstrengend die Lehre der Kirche und die Gebote sind: Andre Frossard, Franzose, Atheist, fährt mit seinem Kumpel durch Paris, der Kumpel will an einer Stelle kurz anhalten und geht in eine Kapelle. Als es dem jungen Mann nach 4 Minuten schon zu lange dauert geht er hinein um seinen Kumpel zu holen. Der Atheist berichtet: Das Innere der Kapelle ist nicht reizvoller als das Äußere. …

Der erste Teil der Kapelle, beim Eingang, ist den Gläubigen vorbehalten, die im Halbdunkel beten. .., Der letzte Teil der Kapelle ist hell erleuchtet. Auf dem ganz in Weiß gehaltenen Hauptaltar ist ein riesiges Aufgebot an Pflanzen, Leuchtern und anderen Zierraten. Überragt von einem großen Kreuz [– einer Monstranz] Die Bedeutung von dem allen entgeht mir, und zwar umso mehr, da ich sie nicht suche. … In diesem Augenblick bricht jäh eine Welle von Wundern los, die … das Kind, das ich nie gewesen bin, ans Tageslicht bringen. Zuallererst werden mir die Worte „geistliches Leben" eingegeben. Sie werden mir nicht gesagt, ich forme sie nicht selbst, ich höre sie, als würden sie neben mir mit leiser Stimme von einer Person gesprochen, die sieht, was ich noch nicht sehe. … Ich sage nicht: der Himmel öffnet sich; … er stürzt auf mich zu, schießt plötzlich wie ein stummes Wetterleuchten aus der Kapelle empor, wo er … auf geheimnisvolle Weise eingeschlossen war. …

[Das Geschehen] ist begleitet von einer Freude, die nichts anderes ist als der Jubel des vom Tod Erretteten, des gerade noch zur rechten Zeit aufgefischten Schiffbrüchigen, mit dem Unterschied allerdings, dass mir erst in dem Augenblick, da ich dem Heil entgegen empor gerissen werde, zum Bewusstsein kommt, in welchem Schlamm ich, ohne es zu wissen, versunken war. Zugleich ist mir eine neue Familie geschenkt worden: die Kirche, deren Aufgabe es ist, mich dorthin zu führen, wohin ich [noch] gehen muss. … Alles ist beherrscht von der … Gegenwart … des Einen, dessen Namen ich nie mehr werde schreiben können, ohne dass mich die Sorge überfällt, seine Liebe zu verletzen, vor der ich stehe als ein Kind, dem das Glück zuteil geworden ist, Verzeihung zu finden, und das erwacht, um zu erfahren, dass alles Geschenk ist. …

Das Wunder dauerte einen Monat. Jeden Morgen fand ich … dieses selbe Licht wieder, das den Tag verblassen ließ, dieses selbe Gefühl der milden Güte, das ich nie vergessen werde … Das Licht und die milde Güte [verloren] jeden Tag ein wenig von ihrer Intensität. Schließlich verschwanden sie, ohne dass ich darum von neuem in der Einsamkeit zurückgeblieben wäre. Die Wahrheit sollte mir jetzt auf andere Weise geschenkt werden: ich sollte sie suchen, nachdem ich sie gefunden hatte. Ein Pater vom Orden vom Heiligen Geist übernahm es, mich auf die Taufe vorzubereiten, indem er mich in der Religion unterrichtete, von der ich, wie ich nicht noch einmal zu betonen brauche, nichts wusste. Was er mir von der christlichen Lehre sagte, erwartete und empfing ich mit Freuden. Die Lehre der Kirche war wahr bis zum letzten Strich, und ich nahm jede Zeile mit immer erneutem Beifall zur Kenntnis, so wie man einen Schuss ins Schwarze beklatscht. Jemand hat für diesen jungen Mann gebetet, wahrscheinlich sein Freund. Es ist Wirklichkeit – das geistige, Gott – will entdeckt werden. Wie der junge Atheist Nach seiner Bekehrung bald immer weniger von dem erlebten Wunder noch vor sich sah und dafür immer mehr über die Religion erfahren hat, die ihn nun leitet, so vergessen auch wir immer wieder wie schön es ist, mit Gott auf dem Weg zu sein, und was er schon alles für jeden getan hat.    

Dafür gibt es das Kirchenjahr und die Gebote und Regeln. Keine ist umsonst, alle wollen uns an das Wunder Gottes erinnern. Wenn wir die Gebote dafür lieben ist das eine angemessene Antwort, wenn wir sie als Menschenwerk abtun und nicht zu halten versuchen, sinken wir langsam aber sicher in den Schlamm des Atheismus zurück. Gott lässt das zu, weil er uns trainieren muss, er will uns stark machen, dass wir selbst stehen können. Im Himmel brauchen wir einmal keine Gebote mehr. Da stehen wir von selbst – fest in Glaube Hoffnung und Liebe. Da jetzt Fasching ist will ich auch das Ende der ersten Lesung, die wir gehört haben erwähnen: Alle Leute weinten nämlich, als sie die Worte des Gesetzes hörten. Dann sagte Esra aber zu ihnen: Nun geht, haltet ein festliches Mahl, und trinkt süßen Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; … Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke. Das wünsche ich ihnen und mir, dass die Freude am Herrn unsere Stärke ist und wir die Gebote als Hilfe sehen, da wo wir allein noch zu schwach sind, klar zu sehen. (ka)

Letzte Änderung: 08.03.2013 um 20:46


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