Lesejahr C 2012/13
"Gott schaut auf das Herz des Menschen" (11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Bei Trauergesprächen habe ich schon öfters von den Angehörigen gehört: „Wenn der nicht im Himmel ist, dann kann keiner in den Himmel kommen.“ Der hat doch in der Kirche gearbeitet, hatte für jeden ein gutes Wort und ist jeden Sonntag in die Messe gegangen. „Wenn der nicht in den Himmel kommt, dann ist keiner im Himmel.“
Und sicherlich, freut man sich über einen Menschen, der als Katholik seinen Glauben ernst nimmt und ihn auch vorbildlich lebt. Aber wenn dieses äußerliche Tun allein das Maß wäre, um in den Himmel zu kommen, dann wäre der Himmel nur sehr dünn besiedelt, jedenfalls mit Deutschen. Auf der einen Seite erlebe ich in der Seelsorge diese oft einhellige Meinung, wir könnten uns den Himmel selbst verdienen, auf der anderen Seite stehen auch viele, die gar nicht mehr an ein Leben nach dem Tod glauben. Da ist oft guter Rat teuer, um den Leuten keine falschen Hoffnungen zu machen.
Ein Blick auf die heutige Lesung und das Evangelium, kann uns deshalb helfen, hier ein wenig klarer zu sehen. Der Apostel Paulus macht diese Erfahrung, dass er nicht schon deshalb in den Himmel kommt, weil er alle Gebote erfüllt, im Gegenteil, als Jude führt ihn diese Haltung in ein Extrem. Er ist bereit, im Eifer für seinen Glauben, Christen zu verfolgen, ins Gefängnis werfen zu lassen und hinzurichten. Der Diakon Stephanus ist der Beleg dafür, dass sich Paulus, der zu diesem Zeitpunkt nach Saulus heißt, hier ganz schön verrannt hat. Und so schreibt er nach seiner Bekehrung, als ihm sein Blick geweitet wurde: „Soweit ich aber jetzt noch in der Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“
Der Sohn Gottes liebt mich und hat sich für mich hingegeben, damit ich einmal in den Himmel kommen kann. Das ist heute für viele schwer geworden anzunehmen, dass da einer schon meine Sünden getragen hat. Dass ich keinen Verdienst am Himmel habe und meine Leistung nicht zählt oder mein Gutmensch sein oder mein Ruf in der Gemeinde. Vor Gott zählt zuallererst einmal meine Liebe zu ihm, meine Beziehung zu ihm, mein Ja zu meiner Erlösung durch ihn. Nicht umsonst steht an erster Stelle das Hauptgebot: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, mit ganzem Herzen“. Doch wer von uns könnte sagen, dass er dieses Gebot hält? Oder das zweite: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Vielleicht verstehen wir die Reaktion Jesu gegenüber der stadtbekannten Sünderin so ein wenig besser, die wohl eine Prostituierte war, und deren Ruf damals wie heute kein Guter war. Jesus geht es nicht um die Anerkennung oder Akzeptanz ihrer faschen Lebensweise, sondern um das, was in ihrem Herzen noch da ist, was vielen der um ihn herum sitzenden aber fehlt: Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen. Und weil Christus auch für sie am Kreuz sterben wird, weil er auch sie vom ewigen Tod erlösen wird, ist er bereit ihren Liebesdienst sehr ernst zu nehmen. Schon im Alten Testament finden wir diese Haltung Gottes beim Propheten Samuel, dem er sagt: „Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“ (1. Sam 16, 7)
Gott möchte nicht, dass ein Mensch verloren geht und doch hat er uns den freien Willen gegeben, mit oder ohne ihn hier und in der Ewigkeit leben zu wollen. Reine Gesetzeserfüllung bringt uns ihm noch nicht näher, aber wenn wir seine Gebote aus Liebe zu ihm halten.
Ein Religionslehrer wollte die unverdiente Gnade Gottes seinen Schülern besser erklären und bot ihnen an: „Wer möchte, kann meine Uhr behalten.“ Er ließ die Uhr umhergehen und alle schauten sie sich an, aber keiner traute sich zu sagen: „Ich will sie haben.“ Bis auf ein Mädchen, ihr hat er die Uhr dann geschenkt. Einige der Mitschüler waren böse und sauer auf sie, aber eines hatten sie begriffen: „Ich kann Gott nur dann ernst nehmen, wenn ich sein unverdientes Geschenk der Erlösung auch annehme.“ (pm)
Letzte Änderung: 27.06.2013 um 12:59
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