Lesejahr C 2009/10
Handle genauso! (15. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
„Geh hin und handle genauso!“ Viele Christen zeichnen sich durch ihre finanzielle Hilfe aus, gerade wir Deutschen sind spendenfreudig, unterstützen viele Projekte Hilfsbedürftiger in der ganzen Welt. Die Caritas, das sind unsere Profis, die im Namen der Kirche Hilfe leisten. Damit können wir ja das heutige Evangelium schnell abhacken, denn wer will uns denn unterstellen, dass wir keine Hilfe leisten würden.
„Geh hin und handle genauso!“ Wenn wir den Bericht vom barmherzigen Samariter uns näher ansehen, dann müssen wir feststellen, dass der scheinbar beim „Erste Hilfe Kurs“ nicht richtig aufgepasst hat. Denn wenn man eine Wunde behandelt, reinigt man sie zuerst mit Öl, das ist schmerzhaft und gibt dann erst die Salbe auf die Wunde, um den Schmerz zu lindern und die Heilung zu beschleunigen. Der Samariter macht es umgekehrt, er hilft, weil er Mitleid hat! Ja, er will helfen, macht dabei aber Fehler, vielleicht weil er nervös ist, wir wissen es nicht. Entscheidend ist dabei aber seine Herzensgesinnung, nicht seine Fähigkeiten.
Ist Ihnen das auch schon einmal passiert, dass Sie einem anderen helfen wollten und in der Aufregung einen Fehler gemacht haben? Das Mitgefühl und auch das Mitleid können uns aus dem Bauch heraus, ja vom Herzen her handeln lassen, auch wenn dabei nicht alles perfekt im Griff habe. Kennen sie dieses Gefühl, wenn mir ein Bettler auf der Straße begegnet oder ich eine Frau mit ihrem Kinderwagen vor einer Treppe stehen sehe: „Eigentlich könntest Du helfen?“ Und dann kommt die Ratio, der Verstand, der dir sagt: „Keine Zeit, mach dich doch nicht lächerlich, wer weiß, ob die das überhaupt wollen?“
Der Mann aus Samarien hilft dem Juden, obwohl ihre Völker verfeindet sind. Er kann es zwar nicht so gut, aber er tut es und das ist für Gott entscheidend. Und dann gibt uns Christus eine Lehre wirklicher Nächstenliebe. „Na, ja, dem Obdachlosen zahle ich ein Essen, aber mehr nicht!“ Nein, der Samariter lädt den Verwundeten auf sein Reittier, nichts anderes ist für ihn in diesem Moment wichtiger. Er bringt ihn in die Herberge, bezahlt für ihn und ist bereit weitere entstehende Kosten auf seiner Rückreise für ihn zu zahlen, damit er gesunden werden kann. Sicherlich, um einer unterlassenen Hilfeleistung zu entgehen, wäre es sicherlich ratsam den Verwundeten ins nächste Krankenhaus zu bringen oder einen Krankenwagen zu rufen. „Aber die entstandenen Kosten auch noch zu tragen, das geht mich doch jetzt wirklich nichts mehr an.“
Das ist das Ärgerliche an diesem konkreten Gleichnis, das „Mehr“ vor Augen gehalten zu bekommen, das uns eigentlich als Christen auszeichnen sollte und das uns viel zu oft selbst schwer fällt. Wir würden es sicherlich für einen uns anvertrauten und geliebten Menschen tun, aber für einen Fremden? Vielleicht kommt uns dann der Satz in den Sinn: „Da kann ich doch nichts dafür, wenn die anständig leben würden, käme so was nicht vor.“ Vielleicht haben So auch der Levit und der Priester gedacht, der Samariter jedenfalls nicht.
Auch heute fallen Menschen unter die Räuber und sie haben nur dort Hilfe zu erwarten, wo Mitmenschen vom Herzen her noch in der Lage sind, ihre Not von ihrer Schuld zu unterscheiden. „Geh hin und handle, genauso!“ Eine zutiefst christliche Anfrage an alle, die der Meinung sind, dass der Samariter im Sinne der Nächstenliebe richtig gehandelt hat. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:07
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