Lesejahr B 2011/12
Hat Jesus viele oder alle erlöst? (14. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 02.07.2012 |
Das heutige Evangelium bietet die Möglichkeit, ein Thema genauer unter die Lupe zu nehmen, das schon seit einigen Wochen durch unsere kirchlichen Medien geistert. Es handelt sich um einen persönlichen Brief von Papst Benedikt an die Deutschen Bischöfe, in dem er beim baldigen Erscheinen des neuen Messbuches um eine Abänderung bei den Wandlungsworten von „für alle“ in „für viele“ bittet. Diese Bitte hat vereinzelt für Unstimmigkeiten gesorgt, verbunden mit der Frage: „Ist dann Jesus nicht für alle Menschen am Kreuz gestorben?“
Als in den 60´er Jahren das jetzige deutsche Messbuch erschien, war man sich darüber einig, dass mit dem Wort „für die vielen“ alle Menschen gemeint waren. So übernahm man diese Formel für die liturgische Sprache, blieb aber im Matthäus- und Markusevangelium bei der richtigen Übersetzung: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ Die Übersetzung im Messbuch war also damit keine wortgetreue Übersetzung, sondern eine Interpretation der Worte Jesu. Nun wird aber die katholische Messe nicht nur in den deutschsprachigen Ländern in der Muttersprache gefeiert, sondern überall in der Welt. Und hier ist festzustellen, dass die Übersetzung vom ursprünglich lateinischen Text „pro multis“ in einigen Ländern richtig in die Muttersprache übersetzt wurde und in anderen Ländern nicht. Dies will Papst Benedikt mit der Herausgabe des neuen Messbuches nun wieder vereinheitlichen, aus Respekt vor den wirklichen Worten Jesu und weil die Einsetzungsworte für uns eine zentrale Bedeutung im Glauben haben. Denn durch diese Worte geschieht die Wandlung des Weines in das Blut Christi.
Doch nun zu der berechtigten Frage: „Ist dann Christus nicht für alle gestorben?“ Natürlich ist er das, gar keine Frage, denn er hat alle Menschen aller Zeiten erlöst und ist zu so zum Retter der Welt geworden. Aber das ist nur die eine Seite unseres Glaubens und vor allem noch kein Freifahrtschein im Leben. Und genau hier setzt das heutige Evangelium an, nämlich beim freien Willen eines jeden Menschen den Gott uns gegeben hat, damit wir uns überhaupt entscheiden können. Jesus kommt in seine Heimatgemeinde, er kommt nach Nazareth, wo man ihn bis vor einigen Jahren als Sohn des Zimmermannes Josef und seiner Frau Maria kannte. Er ist nun berühmt, in aller Munde, sein Ruf eilt ihm voraus und viele kommen um ihn einmal live sehen und hören zu können. Was sie von ihm aber hören, das schmeckt ihnen gar nicht so recht, denn er sagt von sich: Ich bin der Sohn des lebendigen Gottes, ich verkünde euch, welche Erwartungen Gott an euch und euer Leben hat.
Damals wie heute nehmen Menschen Anstoß an ihm und lehnen ihn ab. Er kann deshalb in seiner Heimatgemeinde keine Wunder tun und wundert sich über ihren Unglauben. Gott hat alle Menschen hineingenommen in die einzige und einmalige Erlösungstat am Kreuz von Golgotha. Ob wir Menschen diese Erlösung für unser Leben annehmen wollen und es dann auch tun, bleibt aber dem freien Willen eines jeden von uns überlassen. So sind auch die Wandlungsworte Jesu richtig zu verstehen: „Vergossen habe ich mein Blut für alle, aber es sind eben viele, die dies für ihr Leben annehmen wollen.“ Wirksam wird die Erlösung demnach für die Vielen, die Jesus nicht ablehnen und keinen Anstoß an ihm nehmen. Wenn wir heute in unsere Kirchen schauen, dann erübrigt sich im Grunde genommen die Diskussion über „alle“ und „die Vielen.“ Und doch sind wir gerufen alle einzuladen, neu die Erlösung durch Jesus Christus kennen und schätzen zu lernen. Und darüber Freude und Dankbarkeit zu empfinden, dass er auch mich gerufen hat, dass ich bei ihm sein und ihn in seiner Kirche kennen lernen darf. (pm)
Letzte Änderung: 04.07.2012 um 11:12
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