Lesejahr C 2009/10
Himmel und Erde verbinden (Christi Himmelfahrt - Lesejahr C) |
„Wenn der Hans zur Schule ging, stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben, schaut er aufwärts allenthalben:
Vor die eignen Füße dicht, ja, da sah der Bursche nicht.
Also dass ein jeder ruft: Seht den Hans Guck in die Luft!“
Sie haben sie sicherlich erkannt, die Erzählung von Heinrich Hoffmann, die zu den beliebtesten deutschen Kindergeschichten gehört: „Hans guck in die Luft.“ Hier wird uns ein verträumter Junge geschildert, dessen Blick immer nur nach oben gerichtet ist. Er sieht die Welt vor ihm scheinbar gar nicht mehr so wie sie ist, bis er sich dann sprichwörtlich auf der Nase legt.
So werden manchmal auch Christen beschrieben, die in ihrer Frömmigkeit die Bodenhaftung verloren haben. Und das Hochfest Christi Himmelfahrt scheint diesen Eindruck noch zu unterstützen, so als seien nun auch die Jünger weltfremd geworden, weil sie wie angewurzelt in den Himmel starren. Das, was sie da erlebt haben, ist für sie unbegreiflich, es macht sie fassungslos, keine Frage, aber sie sind eben kein Himmelfahrtskommando. Sie haben keinen göttlichen Auftrag erhalten, der nur unangenehm und im Grunde genommen unausführbar ist und sie weltfremd macht. Nein, der Heilige Geist wird bald schon auf sie herab kommen und sie befähigen die frohe Botschaft in die Welt zu tragen: An Pfingsten. Und dieser Geist hat den Glauben der Kirche mit seiner Kraft durch uns Menschen in der ganzen Welt bekannt gemacht.
Auch nach seiner Himmelfahrt greift Gott selber ein, er sendet seine Engel, die himmlischen Boten, welche die Jünger auf den gesunden Boden der Realität zurückbringen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Liebe Mitchristen! Der Glaube an Gott ist nicht in erster Linie, dass ich den offenen Himmel sehen will oder ein Wunder oder etwas Außergewöhnliches. Natürlich, wenn Gott einem Menschen so etwas schenkt, dann ist es gut, aber seinen Glauben auf diese Dinge zu reduzieren, das ist eben nicht gut. Nicht unsere Augen sollen in erster Linie zum Himmel gerichtet sein, sondern unsere Herzen, das wollen uns die Engel sagen. Damit wir die frohe Botschaft im Herzen nicht nur hören, sondern sie auch bewahren, leben und gleichzeitig mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. „Selig, die nicht sehen und doch glauben“, sagt uns Jesus und gerade das ist die große Herausforderung in unserer Zeit. An einen Gott zu glauben, den ich eben nicht sehe und meinen Glauben nicht von Äußerlichkeiten abhängig zu machen, sondern ihn im Gebet zu vertiefen.
Wenn die Hostie bei der Wandlung erhoben wird, dann ist Christus in unserer Mitte, auch wenn ich ihn in der Gestalt des Brotes nicht sehe. So viele Diskussionen in unserer Kirche die keinen Erfolg bringen, so viele Meinungsverschiedenheiten und Ansichten und vor allem Enttäuschungen in den letzten Monaten, von Menschen, die sich schuldig gemacht haben. Mit einem Aufruf aller zum gemeinsamen Gebet um den Heiligen Geist, würden wir sicherlich mit Gottes Beistand hier mehr erreichen. Unser „Hans Guck in die Luft“ ist nämlich nicht nur weltfremd, er ist auch Gottfremd, er hat auch keine Beziehung zu Gott, obwohl er in den Himmel starrt.
Im Epheserbrief ermahnt Paulus die Gläubigen: „Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.“ Das ist ein Glaube, der im Himmel verwurzelt ist und doch bodenständig, ein Glaube, der Gott Wunder zutraut und sie dankbar annimmt, um ihn zu erkennen, der aber auch von seinem Verstand her sich mit Gott beschäftigt, um ihn zu verstehen. Ein Glaube, der Himmel und Erde miteinander in Berührung bringt: Unser Glaube. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:03
Zurück