Lesejahr B 2011/12
"Jesus Christus gibt Leid und Tod einen Sinn" (Karfreitag - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 05.04.2012 |
Vor einigen Wochen durfte ich bei einer Räumaktion in einer unserer Pfarreien, zu der einige fleißige Helfer gekommen waren, anpacken helfen. Und wie das so unter Männern ist, war die Stimmung gut, es wurde während des Aufräumens ein Witz nach dem Anderen gemacht. Plötzlich klingelte mein Handy und als ich dran ging, wurde mir ein Trauerfall mitgeteilt. Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, war es plötzlich ganz still geworden, ein Schweigen war eingetreten, man merkte die Spannung die in der Luft lag, wegen des Sterbefalls.
Wenn ein Mensch leidet oder stirbt, macht uns das betroffen, wir empfinden Mitleid, weil wir solch eine Situation ernst nehmen und der Tod für uns keine Lapalie ist. Selbst auf der Loveparade, die ja das Kontrastprogramm bietet, wurde es nach den tragischen Unfällen mit Todesfolge ziemlich ruhig. Heute Nachmittag sind wir allerdings nicht zusammen gekommen, um einen Freund oder einen Bekannten zu betrauern. Wir schauen auf das Leiden und Sterben Jesu Christi, das uns in der Karfreitagsliturgie vor Augen gestellt wird.
In unserer europäischen Kultur ist es gang und gebe, Straßen nach Persönlichkeiten zu benennen und Statuen von ihnen zu errichten. Aber die Darstellungen, die Jesus Christus zeigen, dürften wohl von ihrer Anzahl her in keinem Verhältnis stehen, wie die anderer Künstler, Wissenschaftler oder Helden. Und zumeist sehen wir ihn an einem Kreuz hängen. Doch warum ist das so? Alle Persönlichkeiten haben uns etwas Bedeutendes geschenkt oder hinterlassen.
Aber die Frage des Lebens und vor allem des Lebens nach dem Tod konnten und können sie alle nicht beantworten. Eine Antwort auf das Leben bei Gott, kann uns niemand geben, nur Gott selbst. Und Jesus allein nimmt dies für sich in Anspruch, weil er sagt: Ich bin der Sohn Gottes. Er sagt nicht, ich zeige euch irgendetwas Schönes oder für euer Leben Bereicherndes, sondern er sagt von sich selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater ohne mich.“ In ihm sehen wir die Menschgewordene Liebe Gottes, ein Problem für die Menschen damals und auch für viele heute.
Denn wenn er Gott ist, dann kann ich nicht mehr mein eigener Gott sein, dann bin ich auch nicht mehr das Zentrum meines Lebens. Wenn er das Maß ist und das Kreuz an dem er stirbt, Ausdruck seiner Liebe für mich, Mittel zu meiner Rettung, dann macht sein Tun einen wesentlichen Unterschied zu all den vielen und guten Dingen, die Menschen entdeckt oder entwickelt haben. Dann ist er mein Erlöser! Und wenn wir gleich bei der Kreuzesverehrung eingeladen sind, vor seinem Kreuz zu stehen und ihm etwa mit einer Kniebeuge oder einer Verneigung diese Anerkennung zu geben, dann verstehen wir auch den tieferen Sinn des Karfreitages. Hier ist mein ganz persönliches Bekenntnis gefragt, das eines jeden einzelnen von uns: „Bist du mein Herr und mein Gott oder nicht? Nehme ich deine Erlösungstat an oder nicht?“
Gott will uns am Karfreitag in eine tiefere Liebe zu ihm hinführen. In eine Liebe, die auf Antwort wartet, die mich fragt: „Liebst du mich oder willst du nur von mir getröstet werden? Suchst du meine Tröstungen oder suchst du mich? Willst du von mir nur Gesundheit oder ein leidensfreies Leben oder willst du wirklich mich kennen lernen?“ Am Kreuz hat er seine Liebe zu uns bezeugt, am Kreuz dürfen auch wir ihm heute Antworten, jeder so wie er es in seinem Herzen empfindet. (pm)
Letzte Änderung: 25.04.2012 um 18:00
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