Lesejahr C 2009/10

Jesus ruft DICH beim Namen (31. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

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Wenn sich jemand im Arbeitsleben oder im Sport mühsam hochgearbeitet hat, dann sprechen wir von einem Aufsteiger. Von einem solchen Aufstieg träumen bis heute die meisten Menschen.

 

Zachäus, der uns im Evangelium vorgestellt wurde, ist solch ein Aufsteiger. Sein Name heißt zu Deutsch „der Gerechte“, doch die Arbeit die Zachäus jeden Tag tut, ist alles andere als gerecht. Er ist der Chef aller Zollstationen in der Handelsstadt Jericho und treibt für die römischen Besatzer die Steuern ein. Er ist ein reicher Mann, aber unbeliebt im Volk, denn er bereichert sich auf Kosten anderer, nimmt viel mehr Zollpacht, als ihm zusteht. Außerdem arbeitet er mit der unbeliebten römischen Besatzung Hand in Hand und gilt deshalb im jüdischen Volk als ein öffentlicher Sünder. Es war nämlich im jüdischen Glauben verboten, mit Geldstücken zu handeln, auf denen das Abzeichen des römischen Kaisers war, der sich als ein Gott verehren ließ. Das widerstand den frommen Juden, die nur an einen und einzigen Gott glaubten und deshalb an den Zollstationen mit ihrer eigenen jüdischen Währung bezahlten, die der Zöllner Zachäus dann für die Römer großzügig in deren Währung umtauschte. Diese Tätigkeit der Zöllner galt also frommen Juden unvereinbar mit ihrem Glauben.  

 

Vielleicht verstehen wir deshalb auch die Empörung, als Jesus sich bei ihm zu Essen einlädt. Denn Zachäus ist ein neugieriger Mensch, der erfahren hat, dass Jesus auch durch Jericho kommt und folgt er seiner inneren Sehnsucht, diesen Jesus auch einmal sehen zu dürfen. Da er aber klein gewachsen ist und die Menschenmenge ihm die Sicht versperrt, kletterte er auf einen Baum, um ihn zu sehen. Jesus bleib gerade unter diesem Baum stehen und wendet sich Zachäus zu, ja er ruft ihn, obwohl er ihn noch nie gesehen hat bei seinem Namen: „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“

 

Was für eine großartige Botschaft enthält dieser einfache Satz für uns als Gläubige! Gott kennt nicht nur Zachäus, er kennt auch uns alle beim Namen, obwohl wir ihn noch nie gesehen haben. Und in der Taufe hat er uns bei diesem Namen gerufen: „Klara, Peter, Klaus, Marga“ und wie wir alle heißen, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilige Geistes.“ Jesus ruft den unbeliebten Zachäus, der kein vorbildliches Leben geführt hat, bei seinem Namen. Er ist so reich an Erbarmen und in diese Welt gekommen, „um zu suchen und zu retten, was verloren ist“. Und das sind wir Menschen ohne Gott.

 

Diese Begegnung Jesu mit Zachäus bewirkt eine Veränderung in dessen Leben, er erkennt nicht nur sein Unrecht, er will es wieder gut machen: „Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück“. Zachäus erkennt in dieser Begegnung mit seinem Gott, in der zuvorkommenden Liebe Jesu, dass er an seinen Fehlern und Schwächen arbeiten darf, dass Gott uns vergibt, damit wir neu beginnen können. Vielleicht haben auch wir aus Bequemlichkeit schon viele Begegnungen mit Jesus am Sonntag verpasst? Aber der Herr gibt sich damit nicht zufrieden, denn er sieht in unseren Herzen die gleiche Sehnsucht des Zachäus, der ihm begegnen will. Diese Chance haben wir heute wieder ganz von Neuem. Dem lebendigen Gott zu begegnen, der uns zuruft: „Nutze deine Chance, es geht um dein Heil, lass mich heute bei dir Gast sein.“ (pm)

 

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:15


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