Lesejahr C 2009/10
Jesus und die Ehebrecherin (5. Fastensonntag - Lesejahr C) |
Detlef Block schreibt in einem seiner Gedichte: „Sag ja zu dir, so wie du bist, nur wer Barmherzig mit sich ist, - ist´s auch zum andern neben sich, Gott will, dass du ihn liebst - wie dich. Sei gut zu dir und nimm dich an, nur wer sich selber lieben kann, - liebt auch den andern neben sich, Gott will, dass du ihn liebst - wie dich. Gott nimmt dich an und ist dir gut, gib weiter, was er Gutes tut, - an deinen Nächsten neben dir, dann wird aus ich und du - ein wir.“
Das sind trostvolle, aber auch ermutigende Worte, die uns in diesem religiösen Gedicht begegnen. Und sie enthalten auch viel Lebensweisheit und Wahrheit darüber, warum so viele menschliche Beziehungen in unseren Tagen scheitern. Die Nächstenliebe, die Liebe zu Gott, die Liebe zu sich selbst, sind auch unter Christen heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Individualismus, das „Ich“ wird uns schon früh gesagt, muss sich durchsetzen: Du musst schauen wo du bleibst, du muss siegen, um nicht womöglich zu verlieren! In den Medien ist schon längst die Debatte um diese „Werte“ in unserer Gesellschaft ausgebrochen. Werte, die vor allem die junge Generation, Kinder und Jugendliche prägen, ihnen Hilfe und Stütze auf ihrem Lebensweg sind.
Einerseits sollen die Kinder sich durchsetzen, andererseits nicht zurückschlagen. Einerseits sollen sie sich nichts gefallen lassen, andererseits sozial sein. Einerseits sollen Kinder selbst entscheiden, ob sie den Glauben leben wollen, andererseits erzieht man die religiös neutral.
Ohne Vorbilder funktioniert in der Erziehung eines Kindes nicht viel, denn woran kann sich denn dann ein junger Mensch orientieren? Das gilt für die gesellschaftlichen Werte, wie Anstand, Benehmen, Bildung und Ehrlichkeit, aber auch für den Glauben. Von einem Kind zu erwarten, sich zum Beispiel Firmen zu lassen, zur Erstkommunion zu gehen, regelmäßig in die Kirche zu gehen, ohne es selbst zu tun, was soll denn dabei herauskommen? Kinder und Jugendliche suchen sich ihre Vorbilder, ihre Idole und Ideale, die sie leben wollen und wo finden sie sie: In der Glimmerwelt der Medien. Tragfähig sind diese Vorbilder auf Dauer nicht und ich glaube, dass genau hier der Ursprung vieler Probleme und Sorgen liegt. Möglicherweise betreiben wir in unserem Land eine gigantische Anleitung zum unglücklich werden. Und Möglicherweise hat Glück viel mehr damit zu tun, in der Geborgenheit einer Familie, einer Heimat und einer Religionsgemeinschaft zu leben, als mit Idolen aus einer Traumfabrik. Um sich dann mit zunehmendem Alter zu fragen: Was gibt mir jetzt noch den Kick? Das Evangelium zeigt uns einen Weg aus diesem Teufelskreis heraus. Christus schenkt der Frau Trost, trotz ihres schwerwiegenden Fehlers, und er gibt die ihr Zuversicht für einen Neuanfang. Er bewirft sie nicht mit Schmutz, mit einem Schmutz, der zwar nicht tötet, aber Menschen verunstaltet. Er verurteilt sie auch nicht, aber er bittet sie: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“
Auch das gehört zu einem Vorbild dazu, dem Menschen einen Weg aus seiner Misere heraus zu zeigen und nicht zu sagen: Kehr alles unter den Teppich und dann ist wieder gut. Und vielleicht müssen gerade wir als Christen wieder ganz neu den Liebesplan Gottes für unser Leben entdecken lernen, um so auch Vorbild im Glauben zu sein, für die, welche in Zukunft das Leben und die Kirche hier bei uns prägen sollen. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 17:57
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