Lesejahr C 2012/13

"Kann ich Gott erkennen?" (23. Sonntag im Jahrekreis - Lesejahr C)

Lesejahr C 2012/13 >>

Wer ist Gott und was tut er?

Wie und in welcher Weise bestimmt er mein Lebensgeschick mit und in welchem Maße liegt mein Leben in seinen Händen?

Ist das nicht eine der grundlegenden Fragen, auch in unserem Glauben?

Um Gottes Wirken in unserem Leben besser zu verstehen, kann uns eine kleine Geschichte helfen. In einem Dorf lebten Menschen, die alle blind geboren wurden und gelernt hatten, mit diesem Zustand umzugehen. Eines Tages erhielten sie Besuch von einem großen Elefanten, den einige berühren wollten. Doch keiner konnte ihn sehen, alle mussten das beschreiben, was sie ertastet hatten. Der eine berührte ihn beim Rüssel, der andere am Fuß, ein anderer an der Seite, einer reckte sich hoch auf und fand das Ohr, und ein anderer versuchte auf ihm zu reiten. Im Dorf erzählten sie den Bewohnern die unterschiedlichsten Erfahrungen, nämlich dass der Elefant wie ein großer Schlauch sei, der sich hebt und senkt. Ein anderer behauptete: „Er ist eine mit Haut und Haaren bekleidete Säule.“ Ein dritter: „Er ist wie eine Festungsmauer und doch beweglich.“

Doch was war nun der Elefant - wir, die wir sicherlich schon einen aus nächster Nähe sehen konnten, wissen, keine der Beschreibungen traf ganz zu. Die Menschen konnten ihn nur stückweise beschreiben und doch hatten sie ihn ganz vor sich. Ist das nicht genau auch die Erfahrung, die wir mit Gott machen?

In der Lesung aus dem Buch der Weisheit wird uns gesagt: „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will? Wer hat je deinen Plan erkannt (Gott), wenn du ihm nicht Weisheit und heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast?“

Alles was wir Menschen über Gott wissen, hat er uns zukommen lassen. Schon im Alten Testament ist es Jahwe, der durch seine Propheten spricht und in Jesus Christus wird Gott Mensch, um uns Kunde vom Vater zu bringen.

Wenn es Menschen gut geht, dann sind sie zumeist so beschäftigt, dass sie Gott vergessen, denn es scheint, dass sie ihn nicht brauchen. Und wenn es ihnen schlecht geht, machen sie ihm oftmals Vorwürfe, meinen er habe sie gestraft oder vergessen. Dabei erfahren Christen, die Gott im täglichen Leben aufsuchen, die Liebe zu ihm ernst nehmen und ihr Leben ihm so anvertrauen, genau das Gegenteil! Wie in jeder Freundschaft unter Menschen, die nur dann Bestand haben kann, wenn die Vertrauensebene stimmt, erfahren sie das Wirken Gottes umso mehr, je mehr sie ihm auch vertrauen.

Gottesdienst ist so gesehen keine Pflichterfüllung, der Besuch der Messe keine Gewohnheitstradition, sondern immer wieder neu die Einübung in die lebendige Beziehung zu Gott. Beten will gelernt sein und Vertrauen muss aufgebaut und erneuert werden, damit Gott nicht zu einem Statisten verkommt. Dabei will er ja von uns gefragt und angesprochen werden, das sagt er ja schon seinen Jüngern: „Bittet und ihr werdet empfangen.“ Und je ehrlicher ich im Gespräch mit ihm bin, umso echter und lebendiger wird mein Glaube an ihn.

Die blinden Dorfbewohner haben versucht zu erahnen was ein Elefant ist.  Und wir, suchen wir Gott im Alltag oder ist er uns dort lästig geworden? Ein weiser Mensch, ist ein auf Gott hörender und von ihm empfangender, einer der mit und vom Herzen her urteilt und dabei nicht vergisst zu lieben. Er wird vertrauter im Umgang mit Gott, wächst in der Beziehung zu ihm und bereitet sich täglich vor, um ihn einmal zu sehen, von Angesicht zu Angesicht. (pm)

Letzte Änderung: 06.09.2013 um 09:21


Zurück