Lesejahr B 2011/12

"Keiner der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden" (26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 27.09.2012
Lesejahr B 2011/12 >>

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass gerade während der Realschulzeit es in meiner Klasse viele Cliquen gab. Dazuzugehören war damals gar nicht so einfach. Je nachdem wie du dich verhalten hast, welche Kleider du getragen hast, wie du auf die anderen gewirkt hast, warst du dabei oder nicht. Wer keiner Clique angehörte hatte es auch schwer in der Klasse Anerkennung zu finden.

Ähnlich verhält sich der Apostel Johannes, im Umgang mit einem Mann, der im Namen Jesu Dämonen austreibt, aber nicht zu dem von Jesus ausgewählten Jüngerkreis gehört. Die Jünger versuchen ihn daran zu hindern, im Namen ihres Meisters aufzutreten, denn sie haben scheinbar Angst, dass er ihren Ruf schädigen könnte. Doch Jesus führt Johannes aus seiner Herzensenge heraus, er und legt den Schwerpunkt darauf ob dieser Mann für ihn ist oder gegen ihn.

Papst Benedikt XVI. hat einmal dazu gesagt: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.“ Und so können wir auch die Aussage Jesu besser verstehen: „Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.“ Auch außerhalb unserer Kirche geschieht jeden Tag viel Gutes und auch so manches Wunderbare im Namen Jesu. Und wir sollten dann nicht eifersüchtig sein, sondern uns darüber freuen, dass Gott viel größer ist und mehr Möglichkeiten hat, als wir oft denken. Doch unabhängig davon hat er uns ja seinen Beistand, seinen Heiligen Geist in der Kirche zugesagt. Aber er hat auch andere Wege für Menschen, die die Kirche (aus welchem Grund auch immer) nie kennen gelernt haben, um sie zu erreichen.

Wir sind ja heute viel zu sehr in der Gefahr uns immer nach den anderen zu richten, als uns zu Jesus Christus zu bekennen. „Die gehen ja auch nicht immer in die Kirche, die meisten beichten ja nicht, die beten auch nur selten.“ Das wird mich jedenfalls nicht retten, was die anderen alle nicht gemacht haben. Und genau hier liegt die Herausforderung für uns Katholiken, dass wir uns nur für oder gegen Jesus Christus entscheiden können und nicht herausreden.

„Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – amen ich sage euch, er wir nicht um seinen Lohn kommen.“ Wir, die wir in seiner Kirche als Getaufte und Gefirmte leben, haben eine besondere Bedeutung und Sendung von Gott für diese Welt erhalten. Wer uns etwas Gutes tut, weil wir Christen sind, kommt nicht um seinen Lohn. Christus nimmt bereits einen einfachen Becher Wasser zum Anlass, um diese gute Tat an uns, anderen ewig zu vergelten.

Es ist also etwas Besonderes zur Kirche zu gehören, aber kein Grund andere deshalb gleich schon abzuwerten. Und auch kein Freifahrtsschein, so nach dem Motto: „Gott ist ja Barmherzig und deshalb bin ich automatisch für das ewige Leben gerettet.“ Das ist vermessen und selbstbezogen, ich habe kein Recht darauf gerettet zu werden, ich kann im letzten Augenblick die größte Dummheit meines Lebens machen. Und so sind auch die krassen Bilder zu verstehen, die Jesus hier gebraucht, um uns deutlich zu machen, dass unser Leben nicht nur ein „Schmusekurs ohne eigene Verantwortung“ ist.

Mit dem Auge kann ich jemandem freudig zublinzeln, aber auch durch meinen Blick ihm bewusst Angst machen. „Wenn Blicke töten könnten“, sagen wir nicht umsonst. Mit meiner Hand kann ich helfen und heilen, aber auch zuschlagen und zerstören. Mit meinem Fuß mich auf egoistische Wege begeben und mich so von Gott und den Mitmenschen entfernen. Für was würden Menschen sich nicht alles „ein Bein ausreißen“, um es jetzt und heute zu bekommen? Und über das ewige Leben machen sie sich kaum noch Gedanken, so als würden sie es schon besitzen. Wenn hier von der Hölle gesprochen wird, dann ist damit der Ort der Gottesferne, des Lebens ohne ihn, im Gegensatz zum Himmel gemeint. „Pass auf“ auf dich, dass du nicht beginnst mit der Gefahr zu spielen, ob mit deinen Augen, deinen Händen oder dem Fuß!

Ich finde es interessant, dass wir medial mit Gewaltfilmen und Gewaltspielen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene überschüttet werden und dann die Empörung groß ist, dass die Gewaltbereitschaft wächst. Hier hat die Liebe und damit Gott oft gar keinen Platz mehr in den Herzen dieser Menschen. So wird allem Möglichen nachgegeben, verharmlost und als „nicht so schlimm“ abgetan. Und das wirklich Gute, das hat dann kaum noch eine Chance, wenn Böses mittlerweile auch schon fast als gut gesehen wird? Ich glaube, dass genau hier die eigentliche Krise liegt mit so vielen seelischen Folgen, weil wir keine wirkliche Unterscheidung zwischen Gut und Böse haben. Mit Medikamenten und aufwendigen Therapien werden heute schon Kindergartenkinder behandelt, aber die Wurzel des Übels nicht verhindert.

Je mehr die christlichen Werte fallen, umso mehr müssen wir auch mit einer ichbezogenen und gewaltbereiten Gesellschaft leben lernen. Das heutige Evangelium will uns wachrütteln, damit wir uns ganz bewusst hier und heute für Christus und sein Reich entscheiden, in dem Wissen: „Wer nicht gegen mich ist, der ist für mich.“ Es geht hier um einen hohen Preis, nämlich um das ewige Leben bei Gott. (pm)


Letzte Änderung: 28.09.2012 um 06:29

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