Lesejahr C 2009/10
Liebst du Gott? (11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
„Liebst du Gott?“ Na, ja, ich versuche es, so gut wie ich kann“, das wäre wohl die häufigste Antwort, mit der wir auf diese Frage von Christen rechnen müssten. Gerade wenn es um den regelmäßigen Besuch der Sonntagsmesse geht wird das Fernbleiben der meisten unserer sog. Kirchenmitglieder immer deutlicher sichtbar. Zwischen fünf und zehn Prozent der Katholiken gehen noch regelmäßig am Sonntag in die Kirche und bei Ausreden sind die meisten von ihnen nicht verlegen: „Wir machen einen Ausflug, wir können auf der Reise nicht auch noch eine Kirche aufsuchen, unser Familientreffen ist wichtiger, Sonntag ist für uns ein Ausschlaftag.“ So vieles steht hier einer gelebten Liebesbeziehung zu Gott entgegen. Dass so aber nicht nur eines seiner Gebote verletzt wird, nämlich die Heiligung des Sonntags, sondern auch der Glaube an Gott mit der Zeit Schiffbruch erleidet, das ist vielen nicht bewusst. Denn es macht wohl einen Unterschied, ob ich am Sonntag Gott in seinem Wort und im Sakrament der Eucharistie begegne und ihn so ernst nehme oder nicht.
Von Gefühlen sprechen wir gerne in der Kirche, vom wohlfühlen und gut fühlen, aber wie Gott sich bei all dem fühlt, vor allem, wie das auf ihn wirkt wenn ich ihn nicht besuche, das scheint irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein. Das Wort Sünde wird in diesem Zusammenhang gern überhört, ja belächelt und zumeist auch falsch verstanden. Dabei ist die Sünde nichts kompliziertes, sie ist im Grunde die Folge einer von mir ausgelösten Trennung von Gott, indem ich nicht auf seine Liebesgebote antworte oder sie verletze. Das beginnt mit Lieblosigkeit und Undankbarkeit gegenüber ihm, mit Misstrauen und Zurückweisung seiner Person in meinem Leben.
Im Evangelium wird uns diese Problematik am heutigen Sonntag noch einmal deutlich gemacht. Da wird uns der Unterscheid zwischen einem Menschen aufgezeigt, der Gott aufsucht und ihm etwas schenkt, ohne dafür einen Gegenleistung zu erwarten. Nämlich die Stadtbekannte Sünderin, die vor den Augen aller Anwesenden Gott einen wirklichen Liebesdienst erweist. Die Jesus, weil sie in ihm Gottes erkennt, die Füße salbt, mit kostbarem Öl und dabei über ihre begangenen Fehler und Schwächen weint. Jesus hat Mitleid mit ihr, er sieht ihren guten Willen und die Liebe im Herzen neu anfangen zu wollen. Und er vergibt ihr ihre Sünden, die sie bis dahin von Gott getrennt haben, er erneuert durch die Lossprechung die Liebesbeziehung zwischen ihr und Gott. Und dann auf der anderen Seite der Pharisäer Petrus, der nicht mit dem Apostel zu verwechseln ist. Er bietet Jesus seine Gastfreundschaft an, weil er sich für ihn interessiert, sich ein Bild von ihm machen will, nicht aber aus Liebe.
Wenn es bis heute unter uns Menschen ein wirklich großes Übel gibt, dann ist das immer noch die Unfähigkeit so vieler zu lieben. „Wem aber nur wenig vergeben wird, der hat auch nur wenig Liebe.“ Das ist auch eine Ermahnung an uns Christen, denn wir sind es doch, die im Glauben zur Gottes- und Nächstenliebe angehalten sind. Und wenn diese Liebe bei uns weder sichtbar noch spürbar ist, von welchem Gott wollen wir dann Anderen Zeugnis geben? Die Sonntagsmesse ist der Ort, an dem ich meine Dankbarkeit und Liebe gegenüber Gott zum Ausdruck bringen darf, in der ich in Gebeten, Gesängen und im Sakrament ihn anbete und ihm die Ehre gebe, ohne etwas dafür zu verlangen. Und wo dies nicht mehr geschieht, da fehlt es an der aufrichtigen Liebe zu Gott, an der Beachtung seiner Gebote und dem Vertrauen auf seine Gegenwart. Wir dürfen uns von ihm berühren lassen, wenn wir Eucharistie feiern und so eintauchen in das Geheimnis seiner liebenden Gegenwart mitten unter uns. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:05
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