Lesejahr C 2009/10

"Not lehrt beten" (29. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

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„Da hilft nur noch beten!“ So sagen wir, wenn wir vor einem Problem stehen, das wir nicht bewältigen können. Der Witwe im eben gehörten Evangelium ging es nicht anders. Immer wieder hat sie den Richter aufgesucht und ihm ihren Fall vorgetragen, ohne Erfolg. Hilflos und Wehrlos hat sie ihre stärkste Waffe dabei eingesetzt: die Beharrlichkeit und die Ausdauer. Der armen Witwe fehlten scheinbar auch die nötigen Mittel für einen guten Rechtsanwalt oder das Geld, um durch ein Bestechungsgeschenk wie es im Orient damals üblich war, dem Ganzen nachzuhelfen.

 

Sicherlich haben ihr Freunde und Bekannte ihr geraten damit aufzuhören, weil es bei diesem Richter eh keinen Sinn mache auf sein Recht zu bestehen. Aber sie ließ einfach nicht locker und wollte sich von diesem Richter nicht abwimmeln lassen.  Tag für Tag ging sie hin und gönnte ihm keine Ruhe, immer wieder bettelte sie: „Verschaff mir Recht gegen meinen Feind.“ Sicherlich hat sie dem Richter auch gedroht, sonst wäre es undenkbar, dass der für seine Rücksichtslosigkeit bekannte Mann ihr eines Tages wohl aus Sorge um seine Zukunft zu ihrem Recht verhalf. Damit sie ihn nicht so weiter belästigt oder ihn eines Tages bloß stellt, ihm sozusagen ins Gesicht schlägt. Ihr Vertrauen, das sie aufgrund ihres Durchhaltevermögens an den Tag gelegt hat, wird am Ende belohnt.

 

Mit dieser Erzählung möchte uns Jesus Christus einladen nicht nur dann zu beten, wenn uns danach ist, oder wenn wir eine Not erfahren. Sondern zu lernen, jederzeit zu beten und darin nicht nachzulassen. Wie oft höre ich Menschen enttäuscht sagen: „Ich habe gebetet und es ist nichts passiert.“ Richtiger aber ist es zu sagen: „Ich habe gebetet und es ist nicht das passiert, was ich mir vorgestellt habe.“ Gott kennt unsere Anliegen bereits, bevor wir die Hände falten um zu beten. Und er kennt auch unsere Herzensgesinnung beim Gebet, unsere Entschlossenheit seinen Willen anzuerkennen oder gleich wieder aufzugeben wenn es nicht so läuft wie wir es gerne hätten. Ihm machen wir doch nichts vor! Und er fordert uns deshalb auf, dass wir es beim Gebet wie diese Frau machen:  Ausdauer zeigen und nicht gleich wieder aufgeben, wenn wir meinen nicht sofort erhört zu werden.

 

Wie viele Menschen gibt es leider, die sich zuerst jahrelang nicht mehr um Gott gekümmert haben und plötzlich in eine Not geraten sind.  Dann fangen sie an zu beten, nach dem bekannten Sprichwort: "Not lehrt beten."  Und meinen, Gott müsse sofort und auf der Stelle eingreifen, so wie sie sich das vorgestellt haben. Sie behandeln Gott wie einen Vertreter, nach dem man nur zu pfeifen braucht und er kommt und bringt, was man gerade braucht. Nein, Gott ist nicht unser „Wunscherfüller“ auf Abruf. Er ist unser Schöpfer und er weiß viel besser, was uns wirklich zum Heil im Leben dient oder in Zukunft Schaden bringt, besonders für unsere unsterbliche Seele.

 

Gott liebt deshalb den beharrlichen Beter, sagt Jesus, der das Gebet zu einem festen Bestandteil seines Lebens macht. Indem er Gott gegenüber andächtig und demütig, vertrauensvoll und gottergeben auftritt. So wie die Heilige Monika, die jahrzehntelang für ihren Sohn gebetet hat und am Ende ihres Lebens erleben durfte, wie Gott ihre von Anfang an Gebet erhörte und ihren Sohn Augustinus nach dieser langen Zeit zum rechten Glauben führte. Er wurde später einer der größten Heiligen der Kirchengeschichte. So ist Gott auch zu uns, wenn wir unser Gebet zu ihm nicht an unsere menschlichen und oft kurzsichtigen Bedingungen knüpfen. Wenn wir aufhören zu rechnen und zu bestimmen, sondern uns mit Festigkeit und Treue im Glauben an ihn wenden.

 

„Betet, betet, betet“, das ist der Aufruf der Gottesmutter an vielen Marienerscheinungsorten in der Welt. Maria weiß wovon sie spricht, denn ihr ganzes Leben war ein Gebet, ein Lobpreis Gottes, ein „Ja“ zum Willen des himmlischen Vaters. Sie hat uns eine Gebetsform vorgeschlagen, bei der wir das ausdauernde und innerliche Gebet wieder lernen könnten: den Rosenkranz.  Wir stehen mitten im Rosenkranzmonat Oktober.  Eine Chance an den Rosenkranzandachten in unseren Pfarreien teilzunehmen, aber auch zu Hause dem Gebet den gebührenden Stellenwert zu geben. Und nicht zu warten, bis wir eines Tages in eine Not geraten und vielleicht gar nicht mehr wissen wie wir beten sollen. Jedes ehrlich und aufrichtig gesprochene Gebet wird von Gott erhört und dient unserem ewigen Heil, es geht niemals verloren. Es ist wie ein Vermögen, das Zinsen für das ewige Leben bringt und hilft uns in der Liebe zu Gott zu wachsen. Darum soll es ausdauern und beharrlich sein, denn unsere Berufung im Himmel wird später einmal darin bestehen, ihn, den allmächtigen Gott in Ewigkeit anzubeten. (pm)

 

 

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:14


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