Lesejahr A 2013/14
"Steh auf. Hab keine Angst!" (Barmherzigkeitssonntag 2014) |
Geschrieben von (pm) am 30.04.2014 |
Den Einen habe ich noch persönlich kennen gelernt, vom Anderen habe ich gelesen und Bilder gesehen.
Besonders beeindruckend war dabei das geistliche Tagebuch von Papst Johannes XXIII., in dem seine tiefe Frömmigkeit und vor allem seine besondere Marienverehrung sichtbar wird. Darin schreibt er als 22 jähriger Student in Rom: „Ich suche die Herrlichkeit dieser Welt nicht - und will sie nicht haben. Aber ich denke sie mir groß - in der anderen Welt. Um der Nächstenliebe, um jeden Preis zum Sieg zu verhelfen, will ich lieber als ein unbedeutender Mensch gelten. Vor allem will ich weiterhin Böses mit Gutem vergelten.“ Schon als Kind zieht es den kleinen Angelo Roncalli mit seiner Mutter zum Heiligtum der „Madonna im Walde“ ganz in ihrer Nähe. Und so schreibt er später als junger Priester: „Der Herr hat mir … eine wertvolle Gelegenheit gegeben…, durch die Verehrung der Gottesmutter ihn immer mehr zu lieben.“ Ich werde die allerseligste Jungfrau … um zwei Tugenden bitten: … Um eine große Demut … (und) eine große Liebe zu Jesus im Allerheiligsten Sakrament. Außerdem werde ich Jesus immer um eine tiefe Verehrung seiner und meiner Mutter bitten.“ Über Maria schreibt er: „Es lebe die Unbefleckte Jungfrau! Das einzigartigste, das schönste, das heiligste, das Gott wohlgefälligste aller Geschöpfe. O Maria, so wunderbar erscheinst du mir, dass ich dich anbeten würde, wüsste ich nicht, dass man nur Gott allein die höchste Ehre erweisen darf.“ Angelo Roncalli hat auch noch als Papst Johannes XXIII. täglich den ganzen Psalter gebetet. „Heiligkeit“, so schreibt er in seinem Tagebuch, „da braucht es Demut, Demut und nochmals Demut.“ Die Kirche hat heute Morgen bestätigt, dass Gott an Papst Johannes XXIII. vollendet hat, was er in der Taufe mit Angelo Roncalli begonnen hat: Er wurde heilig gesprochen.
„Subito santo“, sprecht ihn schnell heilig, war auch auf Plakaten von Gläubigen auf dem Petersplatz bei der Beerdigung von Papst Johannes Paul II, erst vor neun Jahren zu lesen. 2005 Verstarb dieser am Vorabend des Barmherzigkeitssonntag, 2011 wurde er am Barmherzigkeitssonntag selig gesprochen und nun erst drei Jahre später am Barmherzigkeitssonntag heilig gesprochen. Deutlichere Zeichen kann der Himmel wohl nicht mehr geben! Dabei haben wir ja gerade Johannes Paul II. den Barmherzigkeitssonntag als Kirchenfest zu verdanken, im Jahr 2000 hat er ihn offiziell ausgerufen und Sr. Faustine, die uns die Botschaft von der Barmherzigkeit verkünden durfte, heilig gesprochen. Ja wir können in diesen wenigen Jahren mit dem Psalmisten sprechen: "Der Herr ist gütig und barmherzig, langmütig und von großer Erbarmung." (Ps 103,8). Dabei war ein Wunder für die schnelle Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. von Bedeutung, das sich am Tag seiner Seligsprechung ereignete. Die Lateinamerikanerin Mora Díaz aus Costa Rica litt an einem sogenannten Aneurysma und die Ärzte gaben ihr noch eine Lebenserwartung von etwa einem Monat. „Wegen dieser Diagnose habe ich zu Hause verzweifelt in meinem Bett geweint, weil ich Angst hatte zu sterben und meine Kinder allein zu lassen. Ich habe mich sogar schon von meiner Familie verabschiedet, doch am 1. Mai hat mich Johannes Paul II. gesund gemacht“, erzählte die heute 51-jährige Mutter von fünf fast erwachsenen Kindern. Am Tag der Seligsprechung bat sie Johannes Paul II. um seine Hilfe. Danach schlief sie ein und hatte einen Traum, in dem sie die Stimme von Papst Johannes Paul II. hörte, die energisch zu ihr sagte: „Steh auf. Hab keine Angst!“. Bei einer späteren Untersuchung war das Aneurysma dann tatsächlich verschwunden und wurde als kirchliches Wunder anerkannt. Allen die es hören wollten, sagte Mora Díaz: „So etwas hat es noch nie gegeben. Gott vollbrachte ein Wunder, damit wir an seine Existenz glauben, … wir sollen nie den Glauben verlieren. Steh auf.“
„Hab keine Angst!“ Ist das nicht auch die Botschaft Jesu im Evangelium? Aus Angst vor den Juden hatten die Jünger die Türen verschlossen, ein Bild auch für die Verschlossenheit im Glauben. Thomas zweifelt an der Auferstehung, weil er so etwas nicht glauben kann. Bis der Herr auch ihm die verwandelten Wunden an seinen Händen zeigt und er sogar mit dem Finger die Seite Jesu berühren darf. Er zeigt ihnen was er alles riskiert hat, damit wir seine Barmherzigkeit neu erfahren dürfen. Seine Wunden sind die Quelle seiner unendlichen Erbarmens mit uns Menschen, aus ihnen strömen Gnaden, die unsere tiefsten inneren Verwundungen heilen können. Um den Menschen Anteil an seiner Barmherzigkeit zu schenken, gibt er allen Jüngern den Auftrag in seinem Namen die Sünden zu vergeben. Hier liegt die Geburtsstunde der Beichte und ihre Bedeutung für unser Leben mit Gott wird uns erklärt. Durch dieses Sakrament kommen wir wie Thomas neu mit Gott in Berührung. Will Gott auch unsere Sünden, Schwächen und Fehler verwandeln und somit heilen.
Gerade Papst Franziskus hat noch vor kurzem darauf hingewiesen, dass in der ganzen Kirche die Zeit der Barmherzigkeit gegenwärtig ist. „Barmherzigkeit heißt vor allem anderen, die Wunden zu behandeln. Wenn einer verletzt ist, braucht er das sofort, keine Analysen. Später wird es spezielle Kuren geben, aber vorher müssen die offenen Wunden behandelt werden“. Weder die Laxheit noch der Rigorismus bezeugen Jesus Christus, da sich weder die eine noch der andere um den Menschen annimmt, dem sie begegnen. Der Rigorist nagelt den Menschen kalt und streng am Gesetz fest. Der Laxe dagegen „ist nur dem Anschein nach barmherzig, doch in Wirklichkeit nimmt er das Problem jenes Gewissens nicht ernst, indem er die Sünde herunterspielt. Die wahre Barmherzigkeit nimmt sich des Menschen an, sie hört ihn aufmerksam an, sie kommt seiner Situation mit Respekt und Wahrheit näher und begleitet ihn auf dem Weg der Aussöhnung“.
In ihrem Tagebuch schreibt Sr. Faustina über die Barmherzigkeit, wie sie Jesus ihr zu verstehen gegeben hat: "Die erste Eigenschaft, die Gott mir zu erkennen gab, ist Seine Heiligkeit. Diese Heiligkeit ist so groß, dass vor Ihm alle Gewalten und Mächte zittern. Reine Geister verhüllen ihr Angesicht und versinken in unaufhörlicher Anbetung. … Die zweite Erkenntnis erteilte mir der Herr - dies ist Seine Gerechtigkeit. Seine Gerechtigkeit ist so groß und durchdringend, dass sie bis ins Wesen der Dinge reicht und alles vor Ihm in entblößter Wahrheit steht und nichts bestehen kann. Die dritte Eigenschaft ist die Liebe und Barmherzigkeit. Ich begriff, dass die größte Eigenschaft Gottes die Liebe ist und die Barmherzigkeit. Sie verbindet das Geschöpf mit dem Schöpfer.“
Von ihr sollen wir in diesem Leben immer mehr Gebrauch machen, beginnend mit einem einfachen und schlichten Satz: „Jesus, ich vertraue auf dich.“ (pm)
Letzte Änderung: 01.05.2014 um 07:01
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