Lesejahr C 2009/10

Thomas fehlte noch das rechte Vertrauen (Barmherzigkeitssonntag - Lesejahr C)

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Wer schon einmal bei einem Preisausschreiben mitgemacht hat, der kennt die Spannung die aufkommt, wenn der Gewinner bekannt gegeben wird. Etwas zu gewinnen und damit geschenkt zu bekommen, steht bei uns Menschen ja in einer sehr hohen Gunst, überall begegnen uns Preisausschreiben. Und wer würde denn da nicht zugreifen wollen, wenn er den ersten Preis gewonnen hätte? „Du wärst ja dumm, wenn du es nicht tust“, so denken doch die Meisten. Im Glauben brauche ich zum Glück kein Preisausschreiben mitzumachen, mit unserer Taufe sind wir alle zu Gewinnern geworden. Aber das Geschenk, das uns gemacht worden ist, das vergessen viele einzulösen, sie lassen sich von Gott im Leben nicht beschenken. Es fehlt ihnen das nötige Vertrauen dazu, ein Vertrauen, das von uns keine großen Leistungen erwartet, sondern das sich an Gott fest macht, auf ihn baut, sich ihm anvertraut, alles von ihm her erwartet.

 

Wenn ich als Hobbyfallschirmspringer bei einem Ausflug den Verantwortlichen, bei dem ich den Fallschirm ausgeliehen habe, frage: „Ich der auch sicher gepackt?“ Und er würde mir antworten: „Also ich glaube schon!“ Würde mir das ausreichen, hätten ich dann schon das nötige Vertrauen ihn auch zu benutzen oder wollten ich es nicht genauer wissen? Und wenn ich einen guten Freund fragen würde: „Ist mein Fallschirm sicher gepackt?“ Und er würde mir antworten: „Du kannst mir vertrauen, denn ich habe es persönlich gemacht.“ Würden wir ihm dann glauben?

 

Vertrauen ist der Beginn eine Beziehung zu Gott, einer persönlichen Glaubenserfahrung mit ihm, indem ich ihm die Chance gebe an mir zu wirken. Dann lerne ich, dass nicht ich das Maß aller Dinge bin, sondern Gott und das er mich mit dem Maß beschenkt, dass für mich und mein Leben gut ist. Wo dieses Vertrauen fehlt, weil der Glaube nicht mehr oder nur noch sporadisch praktiziert wird, da verliert der Mensch seine Verbindung zu Gott, denn dieser drängt sich uns ja nicht auf. Und vielleicht gehen wir Christen manchmal ein bisschen zu „fromm“ mit Gott um, das heißt zu unnatürlich. „Jesus ich vertraue auf Dich“, können wir auf dem Bild vor dem Altar lesen. Das heißt, wir sollen ihm alles anvertrauen, so wie wir es gerade denken, fühlen oder empfinden. Die heilige Threresia von Avila betete einmal: „Also mich wundert es ja nicht, dass du keine Freunde hast. So wie du mit denen umgehst, ist das kein Wunder.“ So mit Gott zu reden, ganz persönlich, wie mit einem guten Freund, dem ich vertraue, das ist für viele Christen ungewohnt geworden. Doch je aufrichtiger unsere Sprache vor Gott ist und das Gespräch mit ihm, desto näher sind wir ihm. Und sind wir doch einmal ganz ehrlich, die Menschen, die Gott nichts mehr zu sagen haben, das sind zumeist die, welche sich auch keine Unvollkommenheiten mehr eingestehen können: „Ich mache doch keine Fehler, das sind doch immer nur die anderen.“ Das endet dann im Selbstmitleid und Gejammer über die anderen.

 

„Wer Gott lernt zu vertrauen, der wird auch seine Barmherzigkeit im eigenen Leben erfahren.“ So wie der zweifelnde Thomas, der von Jesus nicht getadelt wird, weil er ihn erst anfassen will um sicher zu gehen, dass Gott wirklich auferstanden ist. Sondern dem Jesus sagt: „Fasse mich ruhig an, aber glaube auch, ohne immer weitere Beweise zu fordern.“ Lernen wir wieder Gott dieses Vertrauen entgegen zu bringen, das Thomas nach seiner Glaubenserfahrung ausspricht: “Mein Herr und mein Gott.“ Damit Gott uns beschenken darf, mit dem was wir im Leben brauchen, aber auch mit dem was uns ihm und seiner Barmherzigkeit wirklich näher bringt. (pm)

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:00


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